Schüsse auf Demonstranten im Iran

Proteste in Javanroud, einer kurdischen Stadt im Iran
Proteste in Javanroud, einer kurdischen Stadt im Iran Copyright AP/Hengaw Organization for Human Rights
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Von Julika Herzog mit dpa, AFP, AP
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In den Kurdengebieten im Westen und Nordwesten des Irans haben sich laut Augenzeugen bürgerkriegsähnliche Szenen abgespielt.

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Ein aus dem Iran stammendes Video zeigt Tausende von Trauernden, die an der Beerdigung eines 16-jährigen Demonstranten teilnehmen. Weitere Videos zeigen Demonstranten, die offenbar vor Schüssen der iranischen Sicherheitskräfte Schutz suchen.

Bürgerkriegsähnliche Szenen in Kurdengebieten im Iran

Die Videos stammen laut der Menschenrechtsorganisation Hengaw aus den Kurdengebieten im Westen und Nordwesten des Irans - dort haben sich laut Augenzeugen bürgerkriegsähnliche Szenen abgespielt. Die iranische Sicherheitskräfte sollen wahllos auf Demonstranten geschossen haben sollen.

In den Städten Dschwanrud und Piranschahr gab es demnach am Montag heftige Auseinandersetzungen, am Sonntag waren Einsatzkräfte bereits sehr hart gegen Demonstranten in der kurdischen Stadt Mahabad vorgegangen. Anwohnern zufolge soll es mehrere Tote und Verletzte gegeben haben.

Systemkritische Proteste dauern an

Die Schilderungen aus den Kurdengebieten ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Auch aus anderen Landesteilen gab es am Montag zunächst unbestätigte Berichte über Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften.

Seit Wochen dauern die beispielslosen Demonstrationen gegen die Regierung im Iran an, deren Auslöser der Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam war. Die 22-Jährige war von der Sittenpolizei wegen ihrer "unislamischen Kleidung" festgenommen worden und starb am 16. September im Polizeigewahrsam.

Bei den landesweiten Protesten sind bislang nach Schätzungen von Menschenrechtsaktivisten mindestens 426 Menschen getötet und mehr als 17.400 festgenommen worden.

Iranische Fußballer singen bei WM-Spiel Hymne nicht mit

Von der Fußball-WM in Katar kam unterdessen am Montag eine Geste, die Beobachter als ein bedeutendes Zeichen der Solidarität mit den systemkritischen Demonstranten im Iran verstanden: Die Spieler der iranischen Nationalmannschaft sangen beim WM-Auftaktspiel gegen England ihre Nationalhymne demonstrativ nicht mit.

Der iranische Staatssender unterbrach seine Live-Übertragung bei der Hymne. Den Spielern könnten nun Konsequenzen drohen. Im Iran war spekuliert worden, dass sie möglicherweise gesperrt werden, sollten sie bei der Hymne schweigen.

Iranische Aktivisten hatten auf eine solche Geste der Spieler gehofft. Der Kapitän der Mannschaft, Ehsan Hajsafi, hatte am Sonntag sein Beileid für die trauernden Familien der Opfer im Iran ausgedrückt. Die Mannschaft habe zu akzeptieren, dass die Bedingungen im Land nicht gut und die Menschen nicht glücklich seien. Dessen seien sich die Spieler bewusst, sagte er.

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