Die russische Armee hat sich aus Cherson auf die andere Seite des Flusses Dnipro zurückgezogen und seitdem den Artilleriebeschuss verstärkt. Am Sonntag gingen so viele Geschosse auf die Großstadt nieder wie nie zuvor.
Die vor gut zwei Wochen am 11. November befreite südukrainische Großstadt Cherson war nach russischen Bombardierungen ohne Wasser und Strom. Inzwischen sind nach Angaben von Gebietsgouverneur Jaroslaw Januschewytsch rund 17 Prozent der Haushalte wieder ans Elektrizitätsnetz angeschlossen.
Hilfsorganisationen wie "Viking" sind für die Menschen, die noch nicht geflohen sind, überlebenswichtig. Viktor Mironov, freiwilliger Helfer für "Viking", brachte gerade einer älteren und gebrechlich wirkenden Frau Lebensmittel, als er Frage des Rporters beantwortete.
Mironov befürchtet: "Cherson kann das zweite Mariupol werden. Jetzt müssen wir so viele Menschen wie möglich rausbringen. Es gibt keinen Strom, kein Wasser und keine Lebensmittel. Die Krankenhäuser brauchen Hilfe und Medikamente. Wir müssen so viel wie möglich tun, damit unsere Leute einen warmen Platz zum Bleiben haben und mit allem Notwendigen versorgt werden können."
Nach Erkenntnissen des britischen Verteidigungsministeriums wird Cherson täglich von nahegelegenen Artillerie-Stellungen der russischen Armee auf der Ostseite des Flusses Dnipro beschossen. Am Sonntag sei die Rekordzahl von 54 Angriffen gemeldet worden.
Weiter heißt es in der Stellungnahme des britischen Ministeriums: "Die Stadt Cherson ist verwundbar, weil sie in Reichweite der meisten russischen Artilleriesysteme liegt, die nun vom Ostufer des Flusses Dnipro aus von der Rückseite neu konsolidierter Verteidigungslinien feuern." Die meisten Schäden richteten Mehrfachraketenwerfer etwa vom Typ BM-21 Grad an.