Schrei nach Menschenrechten: Demonstrierende wollen Ende der Coronamaßnahmen

Demonstration in Peking, 27.11.2022
Demonstration in Peking, 27.11.2022 Copyright Ng Han Guan/Copyright 2022 The AP. All rights reserved
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In den vergangenen Tagen haben sich in China immer mehr Menschen mit dem Coronavirus infiziert, am Sonntag kamen 40.000 Fälle hinzu. In der Folge kam es zu weiteren örtlichen und regionalen Lockdowns. Menschen berichteten, der Staat sperre sie ein.

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Seit Jahrzehnten hat China nicht mehr solche Demonstrationen erlebt. Der Unmut im Milliardenvolk wächst mit der Ausweitung der rigorosen Maßnahmen gegen die schlimmste Corona-Welle seit Pandemie-Beginn. In Berlin wird "eine sehr harte Reaktion des Regimes" befürchtet.

In China haben sich die Demonstrationen gegen die Regierung ausgeweitet. In mehreren Städten gingen Teilnemenden am Sonntag erneut gegen die verordneten strikten Covid-19-Maßnahmen auf die Straße. Am dritten Tag der Proteste richtete sich der Ärger hörbar auch gegen Staatschef Xi Jinping. 

Schrei nach Grundrechten

Auch in Peking gingen Menschen auf die Straße. Als Symbol des Widerstands und des Protests gegen die Zensur hielten viele Demonstranten unbeschriebene weiße Blätter hoch. 

Wir wollen Grundrechte.
Demonstrantin
Peking

"Wir wollen grundlegende Menschenrechte, wir wollen unsere Freiheit. Wir wollen ein Land ohne diese unfairen, absurden Regelungen", so eine Frau auf Englisch. Wie viele andere hält sie sich ein weißes Blatt Papier vor das Gesicht, wohl auch um nicht erkannt zu werden. 

Eine weitere Frau forderte: "Keine Coronatests mehr, wir wollen Freiheit." Und ein Mann: "Wir haben eine Menschenwürde, wir sind Menschen, Chinesen, wir brauchen Grundrechte."

Wut entzündet sich an scharfen Coronamaßnahmen

In Shanghai stießen Augenzeugen zufolge am Sonntagabend Hunderte Menschen mit der Polizei zusammen. Auch in Wuhan und Chengdu gingen Demonstrierende auf die Straße.

In den vergangenen Tagen haben sich in China immer mehr Menschen mit dem Coronavirus infiziert, allein am Sonntag kamen 40.000 Fälle hinzu. In der Folge kam es zu weiteren örtlichen und regionalen Lockdowns. Menschen berichteten, sie würden in ihren Wohnhäusern eingesperrt, um Quarantäne oder Isolation zu erzwingen.

Schon bei einzelnen Infektionen oder Verdachtsfällen werden ganze Wohnblöcke und Wohnanlagen abgeriegelt. Verärgerte Bewohner rissen in Peking und anderswo errichtete Absperrungen nieder. In der Hauptstadt sind Geschäfte, Restaurants und Schulen geschlossen. Ein Fünftel der zweitgrößten Volkswirtschaft und damit Hunderte Millionen Menschen dürften landesweit von Lockdowns betroffen sein, schätzen Experten. Viele Unternehmen stoßen an ihre Grenzen. Beschäftigte und gerade Wanderarbeiter müssen häufig schmerzhafte Lohneinbußen hinnehmen.

Britischer Reporter festgenommen

In Shanghai wurde der BBC-Reporter Ed Lawrence festgenommen und nach eigenen Angaben von Polizisten misshandelt. "Die BBC ist extrem besorgt über die Behandlung unseres Journalisten Ed Lawrence, der festgenommen und in Handschellen gelegt wurde, während er über die Proteste in Shanghai berichtete", sagte ein Sprecher des britischen Senders. Lawrence sei bei der Festnahme von Polizisten geschlagen und getreten worden, obwohl er eine Akkreditierung als Journalist habe. Erst Stunden später sei er wieder freigelassen worden.

FDP: neue Qualität der Proteste in China

Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Alexander Graf Lambsdorff sagte zu den Vorgängen in China: "Ich glaube schon lange, dass die Null-Covid-Politik der Kommunistischen Partei Chinas zum Scheitern verurteilt ist. Der Druck in der Bevölkerung steigt wie in einem Dampfkessel und bricht sich nun erstmals Bahn." Die Verbindung von Corona-Protesten mit Forderungen nach Freiheit und Demokratie im Hochschulwesen habe "eine neue Qualität".

In Politbüro und Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas könne das nur als Bedrohung des eigenen totalen Herrschaftsanspruchs gewertet werden, so Lambsdorff.

Weitere Quellen • dpa

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