Pannen-Puma: Peinlichkeit erster Ordnung

Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht
Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht Copyright Philipp Schulze/(c) Copyright 2022, dpa
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Der deutsche Pannen-Puma führt zu politischen Verwerfungen – im Ausland als auch zu Haus. Der teuerste Schützenpanzer der Welt ist nicht einsatzfähig, internationale Verpflichtungen in der superschnellen Eingreiftruppe an der NATO Ostflanke sind nicht zu erfüllen.

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Der deutsche Pannen-Puma führt zu politischen Verwerfungen – sowohl im Ausland als auch zuhaus. Der teuerste Schützenpanzer der Welt ist nicht einsatzfähig, internationale Verpflichtungen in der superschnellen Eingreiftruppe an der NATO Ostflanke sind nicht zu erfüllen. 

Bereits zum 1. Januar übernimmt Deutschland die Führungsrolle in der superschnellen NATO-Eingreiftruppe VJTF. Und dafür sollte die Bundeswehr auch 42 Schützenpanzer stellen, ist dazu aber nicht in der Lage - eine Peinlichkeit erster Ordnung für alle Beteiligten: die Hersteller, das Verteidigungsministerium, die Ministerin selbst:

Christine Lambrecht versucht sich offensiv: "Ich erwarte von der Industrie, dass sie den Schaden, der jetzt am Puma entstanden ist, sehr schnell repariert. Wir brauchen jetzt sehr schnell eine Reparatur der entsprechenden Pumas. Außerdem brauchen wir eine verlässliche Perspektive, um mit diesem System weiter planen zu können."

Die Entwicklung der hochkomplexen Pumas - Stückpreis 17 Millionen Euro - dauerte über ein Jahrzehnt. Vor 20 Jahren hat die Bundeswehr 350 Exemplare des Schützenpanzers "Puma" bestellt, bis heute ist das Gerät nicht voll einsatzfähig. Ursprünglich sollte der Panzer, für den 2002 grünes Licht gegeben wurde, die älteren Marder ersetzen, die seit den 1970er Jahren im Einsatz sind. 

Die Pumas sind von technischen Problemen geplagt, darunter Berichte über undichte Dachluken, eingeschränkte Sicht für den Fahrer und Elektronikprobleme. Bei einer Übung fielen vor kurzem alle 18 eingesetzten Pumas aus. Für den Puma muss deshalb nochmal der Marder ran, der eigentlich ersetzt werden sollte. 

Politische Konsequenzen gibt es bereits, Nachbestellungen für den Puma - eigentlich für nächstes Jahr vorgesehen - werden ausgesetzt. Die konservative Opposition kritisiert das Disaster – und die angeschlagene Verteidigungsministerin Lambrecht:

Florian Hahn von CDU/CSU Fraktion kritisiert: "Erst letzte Woche haben wir im Parlament 850 Millionen Euro für den Puma freigegeben, und von diesen Pannen war nichts bekannt. Wir fragen uns nun, ob das nicht vielleicht schon vorher bekannt war und aus Angst, dass der Gesetzentwurf vom Parlament abgelehnt werden könnte, nicht bekannt gemacht wurde."

Auch wenn das Missmangament bei der Bundeswehr deutlich älter ist als die jetzige Bundesregierung, das Management des "Puma"-Problems durch die SPD-Verteidigungsministerin wird von der Opposition sicher sehr genau beobachtet werden. 

Die Puma-Pleite passt in das Bild der Bundeswehr, die auch zehn Monate nach Ausrufung der „Zeitenwende“ durch Bundeskanzler Olf Scholz und Schaffung eines 100 Milliarden schweren Sonderfonds nicht in der Lage ist, funktionierendes Material bereit zu halten.

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