Akkreditierung entzogen: Dänische Reporterin darf nicht mehr in der Ukraine arbeiten

Matilde Kimer
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Der Fall schockiert Dänemark: Der ukrainische Sicherheitsdienst SBU wirft der renommierten Korrespondentin Matilde Kimer vor, russische Propaganda verbreitet zu haben.

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Die Journalistin Matilde Kimer gilt als anerkannte und erfahrene Auslandskorrespondentin und berichtet seit 2014 für den dänischen Rundfunk über Russland und die Ukraine. Auch über den aktuellen Konflikt.

Dennoch wurde ihr die Akkreditierung für die Ukraine entzogen. Sie habe angeblich russische Propaganda verbreitet, wirft ihr der ukrainische Sicherheitsdienst SBU vor. Das berichtet ihr Arbeitgeber, der Fernsehsender DR.

Angebliche Sympathiebekundung mit dem Feind

Matilde Kimer bestreitet eine parteiische Berichterstattung. Sie könne zwar verstehen, dass die Tatsache, dass sie in Donezk, also in von russischen Separatisten kontrollierten Gebieten im Osten der Ukraine ein- und ausgereist sei, als eine Art Sympathiebeweis ausgelegt werde. Gute gute journalistische Arbeit bestünde für sie darin, sich auf beiden Seiten zu bewegen, wenn es physisch möglich sei. Die Ukraine werte diese jedoch als ein Zeichen, dass ihre Sympathie beim Feind liege.

Dänische Journalisten stellen sich hinter Matilde Kimer. Der außenpolitische Redakteur vom DR, Niels Kvale, nannte die Anschuldigungen "völlig undokumentiert und verrückt". Auch Nachrichtendirektorin Sandy French hält den Vorwurf gegen Matilde Kimer für unbegründet und unfair.

"Niemand hat fairer und nüchterner über den Krieg in der Ukraine berichtet, als sie"

"Einer der wichtigsten und unveränderlichsten Grundsätze beim DR ist unsere redaktionelle und unabhängige Freiheit, fairen und glaubwürdigen Journalismus für die Dänen zu betreiben. Daher ist es auch zutiefst problematisch, wenn jemand – egal wer es ist – versucht, diese Freiheit einzuschränken."

Der dänische Rundfunk habe nach wie vor volles Vertrauen in die Unabhängigkeit von Matilde Kimers Arbeit. "Niemand hat fairer und nüchterner über den Krieg in der Ukraine berichtet, als sie, die mehrfach anerkannt und ausgezeichnet wurde", so Sandy French.

Matilde Kimer wurde gerade für den wichtigsten dänischen Journalistenpreis, den Cavling-Preis, nominiert. Und im vergangenen Sommer aus Russland ausgewiesen.

Auch der euopäische Journalisteverband erklärte sich solidarisch

Rückschlag für die Pressefreiheit

Seitens des ukrainische Botchafters in Dänemark, Mykhailo Vydoinyk, hieß es, der Sicherheitsdienst überprüfe derzeit die Liste der an der Front tätigen ausländischen Journalisten. Es gebe Maulwürfe, die die Positionen der ukrainischen Armee preisgeben. "Daher müssen wir tiefer graben und alles überprüfen. Wir sind im Krieg, Leute, das ist echt", so Vydoinyk.

Scharfe Kritik an Sanktionierung von Matilde Kimer kommt von der Vorsitzenden des Dänischen Journalistenverbandes, Tine Johansen. "Das ist unverschämt. Als Weltgemeinschaft müssen wir Augen und Ohren vor Ort haben. Wir brauchen eine angemessene journalistische Berichterstattung darüber, was bei diesen historischen Ereignissen vor sich geht. 

Und deshalb ist es wirklich ein Rückschlag für die Pressefreiheit und unsere eigene Informationsfähigkeit, dass ein qualifizierter Journalist auf diese Weise abgelehnt wird."

Der dänische Außenminister Lars Lokke Rasmussen betonte, er schätze Kimers Arbeit und werde sich dafür einsetzen, die Angelegenheit auf politischer Ebene zu lösen.

Sicherheitsdienst will "gute Geschichten" über die Ukraine

Der Entzug der Akkreditierung bedeutet nicht, dass Matilde Kimer nicht mehr in die Ukraine reisen kann, wohl aber, dass sie nicht mehr als Journalistin im Land arbeiten darf. Sie sei derzeit noch dabei, den ukrainischen Sicherheitsdienst davon zu überzeugen, dass sie keine Propaganda für die Russen betreibe, berichtet der DR.

Zehn ihrer Reportagen habe sie gesammelt, übersetzt und an den Sicherheitsdienst geschickt, um ihre journalistische Qualität unter Beweis zu stellen.

Der Sicherheitsdienst habe geantwortet, man werde ihren Fall neu bewerten, wenn sie sich bereit erklärte, "gute Geschichten" über die Ukraine zu schreiben. Gleichzeitig muss sie das Material verwenden, das ihr der Sicherheitsdienst zur Verfügung stellt. Matilde Kimer hat dies abgelehnt.

Als unabhängige Journalistin werde sie nicht an einem Schreibtisch in Kopenhagen sitzen und Propaganda für irgendeinen Geheimdienst posten. Auch nicht den ukrainischen, so Kimer.

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