60 Jahre Elysée-Vertrag: "Ich gehöre zu der Generation, die am meisten davon profitiert hat"

Martin Schulz vor dem Brandenburger Tor
Martin Schulz vor dem Brandenburger Tor Copyright Euronews
Copyright Euronews
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Schulz war Anfang der 70er als Austauschschüler in Bordeaux, einer Stadt, der durch die Deutschen während des Kriegs Schlimmes widerfahren war. Dennoch sei er von seiner Gastfamilie aufgenommen worden, sagt Schulz. "Das war eine direkte Folge des Elysée-Vertrages.".

WERBUNG

Einer, der die deutsch-französische Freundschaft aus eigener, auch persönlicher Erfahrung kennt, ist der SPD-Politiker und ehemalige Präsident des Europa-Parlaments Martin Schulz.

Dass er Französisch ebenso wie Englisch und Italienisch fließend spricht, hat auch damit zu tun, dass er in früher Jugend das Nachbarland besuchen konnte.

Martin Schulz: "Ich gehöre zu der Generation, die am meisten davon profitiert hat. Ich bin 1971 und 73 im Schüleraustausch nach Bordeaux gefahren, die Stadt, in der die Armee, der mein Vater als Soldat angehörte, extrem schlimme Dinge getan hat. Und trotzdem wurde ich in der Familie als junger Deutscher aufgenommen, und das war eine direkte Folge des Elysée-Vertrages.

Vater und Mutter der Austauschschüler, die zu meiner Familie nach Deutschland kamen, waren beide im Widerstand gegen das Naziregime, wissen Sie. 60 Jahre später stehe ich am Ende einer politischen Karriere, in der ich als Deutscher kandidiert und in Frankreich Wahlkampf gemacht habe.

Am Ende wurde einer meiner engsten Freunde im politischen Leben, Francois Hollande, Präsident, und ich konnte ihn bei seinem Wahlkampf unterstützen und später als Gast, als Präsident des Europäischen Parlaments mit dem Elysee-Palast zusammenarbeiten.

Ich werde nie vergessen, dass ich das Privileg hatte, zusammen mit Angela Merkel nach den Anschlägen im Bataclan 2015 an der sogenannten Marche Republicaine teilzunehmen, nach diesen Terroranschlägen.

Das deutsch-französische Verhältnis von heute: Wir sind nicht ein Land, wir sind nicht eine Nation, aber wir leben einen gemeinsamen Alltag, der eine Trennung zwischen unseren beiden Nationen undenkbar macht."

Der Ukraine-Krieg stellt die Achse Paris-Berlin auf den Prüfstand. Kann sich Europa ein Auseinanderbrechen leisten?

Martin Schulz: "Niemals! Das wäre mit Sicherheit das Ende der Europäischen Union. Das gab es im deutsch-französischen Verhältnis schon immer. Wir sollten das nicht überbewerten.

Es gibt unterschiedliche Meinungen im Elysée-Palast oder im Kanzleramt hier in Berlin, in der Nationalversammlung oder im Bundestag. Das ist normal im politischen Leben.

Das deutsch-französische Verhältnis ist nachhaltig und es ist ein stabiler Pfeiler der europäischen Integration."

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Diplomatische Spannungen: Russland weist Estlands Botschafter aus

Dazu 60.000 Gratis-Bahntickets: Das soll den deutsch-französischen Motor am Laufen halten

Scholz in Paris: deutsch-französischer Motor ist "Kompromissmaschine"