UN-Report: Der Menschenhandel hat abgenommen, doch er blüht weiter - virtuell

Menschenhandel mit den eigenen Waffen bekämpfen - so die Vereinten Nationen
Menschenhandel mit den eigenen Waffen bekämpfen - so die Vereinten Nationen Copyright AP Photo/Francisco Seco/Arquivo
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Von Johannes PleschbergerFrank Weinert
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Man müsse Menschenhändler mit ihren eigenen Waffen schlagen - so die Vereinten Nationen. Da diese Straftat zunehmend übers Internet abgewickelt wird, sollen auch Ermittler vermehrt online aktiv werden.

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Der Menschenhandel ist während der Pandemie signifikant zurückgegangen - zumindest die offiziell registrierten Fälle. Die Vereinten Nationen zeigen sich besorgt: Besonders in ärmeren Ländern geraten Schlepperei, Prostitution und Zwangsarbeit zunehmend in den Untergrund oder ins Internet - ohne von der Polizei verfolgt zu werden.

Ilias Chatzis, Leiter der UNODC-Sektion Menschenhandel, sagt: "Die sexuelle Ausbeutung im Internet hat explosionsartig zugenommen, und in einer Reihe von Ländern funktionierten die Justiz- und Polizeisysteme während der Pandemie einfach nicht mehr - sie mussten ihre Ressourcen für andere Zwecke einsetzen, um die öffentliche Gesundheit zu erhalten."

2020 wurden 11 Prozent weniger Fälle von Menschenhandel entdeckt als im Vorjahr. Die Unterschiede zwischen reichen und armen Regionen sind gewaltig. Während sich die Zahlen in Ostasien und Nordafrika halbierten, stiegen sie in Europa und Nordamerika an - laut der UNO stünden hier nämlich mehr Ermittler und Ressourcen zur Verfügung.

Dass die weltweit registrierten Fälle nun seit zwanzig Jahren erstmals rückläufig sind, wird wohl kein Einzelfall bleiben, befürchtet die UNODC-Agentur in Wien. Auch in den weiteren Pandemiejahren hatten die Schlepper die Möglichkeit, unentdeckt ihre kriminellen Strukturen zu erweitern. Dazu Ilias Chatzis, Leiter der UNODC-Sektion Menschenhandel: "Die Zahlen sind so stark zurückgegangen, dass wir eine andere Taktik wählen müssen, wenn wir jemals eine echte Chance haben wollen, dieses Verbrechen auszurotten."

Man müsse die Menschenhändler mit ihren eigenen Waffen schlagen - so die Vereinten Nationen. Da diese Straftat zunehmend über das Internet abgewickelt wird, sollen auch Ermittler vermehrt online aktiv werden. Mit der Hoffnung, dass in Zukunft weniger registrierte Fälle auch gleichzeitig weniger tatsächliche Fälle bedeuten.

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