"Mama, warum ist unser Haus eingestürzt?" - Kinder in der Erdbebenzone

Kinder in Notlager in Aslanli, Türkei
Kinder in Notlager in Aslanli, Türkei Copyright Kamran Jebreili/AP
Von Julika Herzog mit dpa, AP, AFP
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Eine gute Woche nach den Erdbeben verlagert sich der Fokus der Helfer von der Rettung der Menschen aus den Trümmern auf die Planung der kurz- und mittelfristigen Bedürfnisse der Überlebenden.

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Eine gute Woche nach den Erdbeben verlagert sich der Fokus der Helfer von der Rettung der Menschen aus den Trümmern auf die Planung der kurz- und mittelfristigen Bedürfnisse der Überlebenden. Die Gruppe mit höchster Priorität haben die Millionen Kindern, die von der Katastrophe betroffen sind.

Unicef: Über 7 Millionen Kinder von Erdbeben betroffen

Allein in der Türkei sind laut Unicef 4,6 Millionen der 13,5 Millionen von den Beben Betroffenen Kinder. In Syrien seien es 2,5 Millionen. Kinder und Familien brauchen dringend zusätzliche Unterstützung, so Unicef.

"Natürlich haben die vielen Kinder im Moment sehr wichtige Bedürfnisse: sie brauchen eine Unterkunft, sauberes Trinkwasser, Winterkleidung und oft auch medizinische Versorgung," erklärt Regina De Dominicis, die Unicef-Vertreterin in der Türkei. 

Die Beben der Stärke 7,7 und 7,6 hatten im türkisch-syrischen Grenzgebiet Anfang vergangener Woche für schwere Zerstörungen gesorgt. Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf mehr als 40 000 gestiegen.

"Die Kinder wachen nachts schreiend auf"

"Die Kinder fragen mich: Mama, warum ist unser Haus eingestürzt? Was soll ich antworten, wir wissen es ja selbst nicht", erzählt die dreifache Mutter Sevilay Bem. Ihr zweijähriger Sohn klammert sich an ihr Bein. Auf einer freien Fläche umgeben von Ruinen in der Stadt Kirikhan teilen sie sich mit 20 Bekannten einen Ofen und zwei Zelte, die nicht größer als 15 Quadratmeter sind.

In einer Ecke des staubigen Zelts liegt ein Mädchen, sie ist frisch operiert. Die herabstürzenden Betonteile haben ihr die Beine gebrochen, die nun von einem starren Gestell und durch Schrauben zusammengehalten werden. Zur Versorgung der Wunde gehen sie ins einige Hundert Meter entfernte Zeltlager, sagt Sevilay.

Seit dem Erdbeben wachten die Kinder nachts teilweise schreiend auf, berichtet Sevilay. In etwas anderem unterzukommen als in einem Zelt, ist für die Familie derzeit undenkbar. Die Kinder gab es damals noch nicht, aber Sevilay hat schon einmal alles hinter sich lassen müssen. Sie ist vor knapp zehn Jahren vor dem Krieg in Syrien in die Türkei geflüchtet. Wo es für sie dieses Mal hingeht, weiß sie noch nicht.

Wichtigste Aufgabe: Überlebenden sollen weiter überleben

"Save the Children" ist eine der vielen Hilfsorganisationen vor Ort. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist es, dass die Kinder nach einer solchen Katastrophe versorgt werden und gesund bleiben:

„Was uns im Moment besonders beschäftigt, ist es sicherzustellen, dass die Überlebenden auch weiterhin überleben werden. Viele Familien und Kinder suchen jetzt Schutz in ihren Autos. Sie haben keinen Zugang zu einer Unterkunft, warmer Kleidung, Essen, sauberem Wasser. Daher ist unsere erste Herausforderung all diese Familien zu erreichen. Auch in abgelegenen Gebieten der Provinz Hatay, wo Sicherheitsprobleme wie zum Beispiel Plünderungen unsere Arbeit schwieriger gemacht haben", berichtet Regionaldirektor Randa Ghazi.

Kurzfristig geht es also um die lebenswichtigen Bedürfnisse. Langfristig wird es auch darum gehen, die Kinder vor Ausbeutung zu schützen und ihnen wieder den Zugang zu Bildung zu ermöglichen.

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