Achtung: Wetter! Feinstaub und Sahara-Sand machen uns krank

Luftverschmutzung in Lyon in Frankreich
Luftverschmutzung in Lyon in Frankreich Copyright PHILIPPE DESMAZES/AFP
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Von Euronews mit AFP
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In den kommenden Tagen wird Sahara-Sand in Europa erwartet. Dieser dürfte die bereits hohe Feinstaub-Belastung weiter verschlimmern - mit gesundheitlichen Folgen.

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An zahlreichen Orten in Europa ist die Belastung der Luft mit Feinstaub in den vergangenen Tagen so hoch gewesen, dass die von der WHO festgelegten Grenzwerte deutlich überschritten wurden. In den kommenden Tagen rechnen Wetterdienste zudem mit Saharastaub - und dieser bringt weitere Feinstaub-Belastung mit.

Die derzeit sehr hohe Luftverschmutzung wird vor allem vom Straßenverkehr verursacht, insbesondere durch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, die Stickoxid (NOx) und Feinstaub produzieren. Eine weitere Ursache ist das Heizen, insbesondere mit Holz. Im deutschsprachigen Twitter trendet die Kritik unter dem Hashtag #holzofengate.

Durch die Hochdruckwetterlage wurden die Luftmassen zudem wenig verteilt.

In fast allen Städten in Frankreich war die Luft in diesem Februar so stark verschmutzt, dass Experten wie Antoine Trouche von AirParif vor "direkten Auswirkungen auf die Gesundheit" warnen. Als besonders gefährdete Personen gelten schwangere Frauen, Säuglinge, Personen über 65 Jahre sowie Menschen, die an Diabetes leiden, oder immungeschwächte Personen.

Mehr Covid-19-Todesfälle in Regionen mit hoher Luftverschmutzung

Eine Studie zeigt in 32 Städten in Europa einen engen Zusammenhang zwischen einem hohen Feinstaubgehalt der Luft und der Sterblichkeitsrate durch Covid-19. Ein Beispiel für die Korrelation von hohen Covid-19-Sterberaten und hoher Luftbelastung ist die Lombardei in Norditalien.

Doch auch die Fälle anderer Atemwegserkrankungen steigen bei hoher Feinstaubbelastung. Zudem kann Luftverschmutzung Herzkrankheiten und Schlaganfälle verursachen.

Da die Partikel tief in die Lunge eindringen, wird die Anfälligkeit für das Coronavirus verstärkt.

Schon bei der Spanischen Grippe (1918-1920) wurde festgestellt, dass in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung mehr Todesfälle durch Influenzainfektionen zu beobachten waren.

Verkehrsreiche Orte bei hoher Feinstaub-Belastung meiden

Anfälligen oder empfindlichen Bevölkerungsgruppen empfehlen Forschende, sich in den von Luftverschmutzung betroffenen Regionen nicht zu lange im Freien aufzuhalten, keinen anstrengenen Sport zu betreiben und Gebiete mit starkem Straßenverkehr während der Hauptverkehrszeiten zu meiden.

Dies kann sich in Beschwerden oder Infektionen der Atemwege und einem Anstieg der Krankenhauseinweisungen oder der Sterblichkeit aufgrund dieser Erkrankungen äußern, insbesondere bei gefährdeten Personen (schwangere Frauen, Säuglinge, Personen über 65 Jahre oder mit Asthma ...) oder empfindlichen Personen (Diabetiker, immungeschwächte Personen ...). "Diese Auswirkungen sind am selben Tag der Verschmutzungsepisode sichtbar", so eine Studie des Insee, die im Juli 2021 veröffentlicht wurde.

Wie viele Tote durch Feinstaub?

Laut Angaben der EU-Umweltagentur EFA sind im Jahr 2020 rund 240.000 Menschen in der Europäischen Union durch mit Feinstaub verschmutzte Luft vorzeitig gestorben. Andere Untersuchungen gehen sogar von 400.000 wegen Luftverschmutzung frühzeitig Verstorbenen aus.

Anfang der 1990er Jahre verursachte Feinstaub in den 27 EU-Ländern fast eine Million vorzeitige Todesfälle.

Menschen, die in Städten wohnen, sind besonders gefährdet: 96 Prozent aller Menschen, die in Städten der EU leben, sind von Feinstaubwerten betroffen, die über den Richtwerten der Weltgesundheits­organisation (WHO) von fünf Mikrogramm per Kubikmeter liegen - nicht nur in Zeiten besonders hoher Feinstaubbelastung.

Grenzwerte in Deutschland nicht mehr aktuell

In Deutschland sind die mehrere Jahre alten Grenzwerte übrigens viel laxer als die von der WHO festgelegten Angaben. Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe sagt deshalb zum Bericht des Umweltbundesamts, dieser dokumentiere das Versagen aller bisherigen Regierungen bei der Luftreinhaltung: "Atmen ist in Deutschland fast flächendeckend gesundheitsschädlich. Die Bundesregierung muss die gesetzlichen Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid schnellstmöglich an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation anpassen."

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