Wie geht es Flüchtlingen in Deutschland? Mehr als 1 Million sind aus der Ukraine gekommen

Geflüchtete ukrainische Familie in Deutschland
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Von Nader AlsarrasEuronews
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Mehr als 1 Million Ukrainer:innen sind seit Beginn des Krieges als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Die staatliche Unterstützung funktioniert inzwischen besser, doch es gibt viele Probleme.

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Es ist Mittagszeit im Haus von Albina Okulova. Die 51-jährige Ukrainerin ist aus Kiew geflohen - kurz nach Beginn des russischen Einmarsches. Sie kam mit ihrer Mutter Liudmyla und ihrer Tochter Kseniia nach Potsdam. Albinas Sohn Danylo lebt ebenfalls hier – schon seit 2020 studiert er in Potsdam.

Obwohl sie ihr Land verlassen musste, ist Albina erleichtert, dass sie nun wieder mit ihrer Familie vereint ist. Und dankbar, dass sie in Deutschland in Frieden leben kann.

"Als ich hierher kam, hatte ich nur einen Sportanzug zum Anziehen und 200 Euro in der Tasche", sagt Albina. "Jetzt fühle ich mich zuversichtlicher, meine Tochter geht wieder zur Schule, und ich lerne auch die Sprache, damit ich wieder arbeiten kann."

"Es ist schwer, aber ich schaffe es"

Es ist nicht das erste Mal, dass Albina von vorne anfangen musste. Bis 2015 arbeitete sie als Ärztin auf der Krim. Nach der russischen Annexion floh sie nach Kiew. Ihre 15-jährige Tochter geht jetzt in eine sogenannte "Willkommensklasse" in Potsdam.

Aber sie sagt, sie vermisse ihre Schule und ihre Freunde in Kiew. "Ich lerne neue Freunde kennen. Ja, es ist schwer, weil ich in einer neuen Situation bin, in einem neuen Land, es ist schwer, aber ich schaffe es!"

Albina fährt zu einer Behörde in Potsdam, wo sie sich für einen Deutschkurs anmelden muss. Sie möchte so schnell wie möglich die Sprache lernen, um wieder als Ärztin arbeiten zu können. Doch die Bürokratie nimmt viel Zeit in Anspruch - eine Sache, mit der die meisten Ukrainer in Deutschland zu kämpfen haben, sagt sie.

Wohnraum ist nicht genügend vorhanden

"Ich bin pausenlos beschäftigt und komme nicht zur Ruhe, weil ich ständig irgendwelchen Papierkram erledigen muss, erklärt Albina vor dem Jobcenter in Potsdam. "Zum Beispiel ein Dokument, das abläuft, oder etwas anderes am Ende des Jahres. Ich habe keine Ruhe, um mich dem Deutschlernen und der Erziehung meiner Tochter zu widmen."

Über eine Million Ukrainer:innen sind seit Beginn des Krieges als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Und obwohl die staatliche Unterstützung inzwischen besser funktioniert, gibt es immer noch große Herausforderungen. Das Hauptproblem ist der Mangel an Wohnraum, vor allem in Großstädten wie Berlin.

Doch es gibt noch viele andere Probleme, so die Organisation Vitsche - ein Berliner Verein, der unter anderem ukrainischen Flüchtlingen hilft. „Ähnlich ist es auch zum Beispiel bei der Jobsuche, und den Schul- und Kitaplätzen, erklärt die Sprecherin von Vitsche, Krista-Mariya Läbe. "Wenn es keine Kita-Plätze gibt, dann können die Mütter zum Beispiel nicht in die Integrationskurse und nicht in die Sprachkurse gehen. Und dann ist es natürlich schwierig mit der darauffolgenden Jobsuche, weil man in vielen Bereichen die deutsche Sprache benötigt."

Um das Wohnungsproblem in den Griff zu bekommen, haben die örtlichen Behörden Container aufgestellt, die als Notunterkünfte für Flüchtlinge dienen. Liudmyla, Albinas Mutter, wohnt in einem dieser Container. Aber die 71-Jährige beklagt sich nicht. Obwohl sie sich Sorgen um ihre Verwandten in der Ukraine macht und diese vermisst, ist sie froh, in Deutschland ein Dach über dem Kopf zu haben. Und dankbar, dass sie mit ihrer Familie an einem sicheren Ort wiedervereint wurde.

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