Schnee und Kirschlikör: Ukrainisches Skigebiet bietet Ablenkung vom Krieg

Ukrainische Urlauberinnen genießen in den Bergen die Pause vom Krieg.
Ukrainische Urlauberinnen genießen in den Bergen die Pause vom Krieg. Copyright Fotograma AFP
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Von Euronews
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Männer im militärfähigen Alter gibt es so gut wie keine in Bukowel. Auch nach ausländischen Touristen sucht man vergebens - und nur ein Fünftel der Skilifte ist überhaupt in Betrieb. Dennoch versucht der Ort, den Krieg so gut es geht, einen Moment lang vergessen zu machen.

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Fernab von der Front scheint im ukrainischen Skigebiet Bukowel, dem größten im Westen des Landes, alles beim Alten. Skitouristen, vor allem Frauen und Kinder, genießen den Schnee und die Pisten - beinah wie vor dem Krieg.

Swetlana Kocievska zum Beispiel genießt die Ruhe, während sich ihre beiden Kleinen an der frischen Luft im Schnee tummeln. "Sie leiden unter den psychologischen Auswirkungen des Konflikts", sagt die 33-jährige Zahnärztin."Distanzunterricht ohne Kontakt zu ihren Mitschülern ist schlecht für ihre Gehirne."

Atempause nach einem Jahr voller Qualen

Auch die Dolmetscherin Liliya, die ihren Nachnamen aus Gründen der Vertraulichkeit lieber nicht nennen möchte, begrüßt die willkommene Atempause nach einem Jahr voller Qualen.

Neben ihr sitzen ihre achtjährige Tochter und ihr Ehemann, der gerade ein paar Tage Urlaub von der Front hat. Alle drei kommen aus der Region Sumi, die nur 20 km von der russischen Grenze entfernt liegt.

"Hier versuchen wir, den Krieg zu vergessen", sagt die junge Frau, immer ein Auge auf ihr Telefon gerichtet, das sie "drei- bis viermal am Tag" über Luftalarm zu Hause informiert. Nach dem russischen Einmarsch war sie zunächst nach Deutschland geflohen, kehrte aber nach drei Monaten zurück, um ihren Mann wiederzusehen.

Tiana, eine andere junge Mutter sagt: "Ich möchte mir keine Sorgen um mein Kind machen und das wünsche ich mir für euch alle."

Den Krieg einen Moment lang vergessen machen

Das exklusive Skigebiet liegt auf 1300 m Höhe über dem Dorf Polyanytsya und verfügt über 75 km Pisten und 17 Skilifte. Vor dem Krieg zog der Ferienort eine Vielzahl von Besuchern an, darunter auch viele ausländische Touristen.

Jetzt sind sie seltener geworden und viele der Immobilienprojekte, die im Zuge der schnellen Expansion des Ortes entstanden waren, liegen brach.

Männer im militärfähigen Alter gibt es so gut wie keine in Bukowel. Auch nach ausländischen Touristen sucht man vergebens - und nur ein Fünftel der Skilifte ist überhaupt in Betrieb. Dennoch versucht der Ort, den Krieg so gut es geht, einen Moment lang vergessen zu machen.

Angesichts der sinkenden Besucherzahlen hat die 48-jährige Natalia Havrylenko beschlossen, ihr Hotel-Restaurant in einen Ort "im Dienste der Gesellschaft" umzuwandeln.

Mit dem Sieg werden die Touristen zurückkehren

Generatoren, Starlink-Internetverbindung: Als die russischen Truppen im vergangenen Jahr die Energieinfrastruktur in der gesamten Ukraine ins Visier nahmen, versammelten sich die Einheimischen in ihrer Hotellobby, um in Ruhe und ohne Internetunterbrechung zu arbeiten. Das Hotel beherbergte außerdem Flüchtlinge und verwundete Soldaten. Mit dem Sieg werden die Touristen zurückkehren, sagt sie gelassen. 

Nicht weit entfernt verkauft eine Hütte Getränke, um die Skifahrer aufzuwärmen. Kirschlikör, sagt der bärtige Vladislav Fedchuk, ein 22-jähriger Saisonarbeiter aus Lwiw.

"Die Ukraine wird gewinnen und bald werden wir wieder ein normales Leben führen. Wer weiß, vielleicht kann ich eines Tages sogar Skifahren lernen", lächelt er.

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