Pädophilie: "Maxima Culpa. Johannes Paul II. wusste Bescheid"

Papst Johannes Paul II. mit Kardinal Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI.
Papst Johannes Paul II. mit Kardinal Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI. Copyright AP/Copyright 1979 The AP. All rights reserved.
Von euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Der 2005 verstorbene Papst Johannes Paul II. soll aktiv geholfen haben, Fälle von Kindesmissbrauch in Polen zu vertuschen, Jahre bevor er Oberhaupt der katholischen Kirche wurde.

WERBUNG

Der 2005 verstorbene Papst Johannes Paul II. soll aktiv geholfen haben, Fälle von Kindesmissbrauch in Polen zu vertuschen, Jahre bevor er Oberhaupt der katholischen Kirche wurde. 

Laut Recherchen der privaten polnischen Mediengruppe TVN wusste Karol Woytyla in seiner Zeit als Kardinal und Bischof von Krakau von Pädophilie-Fällen, die von Priestern in seiner Diözese begangen wurden.

Allerdings habe er dafür gesorgt, dass die Priester von einer Pfarrei zur anderen versetzt, um einen Skandal zu vermeiden. Einer der Priester wurde vom zukünftigen Papst nach Österreich geschickt. Kardinal Wojtyla schrieb in diesem Fall ein Empfehlungsschreiben an den Wiener Kardinal Franz König, ohne ihn über die Vorwürfe gegen den Priester zu informieren.

Die Vorwürfe stützen sich auf Unterlagen der polnischen Geheimpolizei aus der Zeit des Kommunismus und Kirchenpapiere.  

Im Zuge der Recherchen traf der Autor Opfer pädophiler Priester, deren Angehörige und ehemalige Mitarbeitern der Diözese. Er beruft sich auch auf Dokumente der ehemaligen kommunistischen Geheimpolizei SB und vertrauliche kirchliche Dokumente, zu denen er Zugang hatte.

Die Krakauer Diözese habe ihm den Zugang zu ihren Archiven verweigert, so der Journalist. Die polnische Kirche hat sich geweigert, Dokumente zur Verfügung zu stellen, selbst den Gerichten oder einer öffentlichen Kommission, die Fälle von Pädophilie untersucht.

Ein Zeuge, der anonym bleiben wollte, bestätigte, dass er Kardinal Wojtyla 1973 persönlich über die pädophilen Handlungen eines Priesters informiert hatte.

"Wojtyla wollte zunächst sicherstellen, dass es sich nicht um einen Bluff handelte. Er bat darum, es nirgendwo zu melden, er sagte, er würde sich darum kümmern", sagte der Mann und fügte hinzu, der Kardinal habe ihn ausdrücklich gefragt, ob der Fall geheim gehalten werden könne.

"Diese Entdeckung ist bahnbrechend, denn es zeigt, was viele Menschen seit Jahren vermutet haben, nämlich dass Johannes Paul II. von diesem Problem wusste, noch bevor er Papst wurde", so Thomas Doyle, ein ehemaliger katholischer US-Priester, Spezialist für Kirchenrecht und Autor eines der ersten Berichte über den Missbrauch durch katholische Geistliche in den USA.

Er muss es gewusst haben, aber es gab keine Beweise. Und jetzt haben wir Beweise.
Thomas Doyle
Ehemaliger katholischer US-Priester

Ein Buch, das ähnliche Anschuldigungen gegen Karol Wojtyla enthält, soll jetzt in Polen veröffentlicht werden. Es ist das Ergebnis einer Untersuchung des niederländischen Journalisten Ekke Overbeek und trägt den Titel "Maxima Culpa. Johannes Paul II. wusste Bescheid".

Mehrere Fälle von Pädophilie im Klerus, die vor allem von den Medien aufgedeckt wurden, haben die polnische Kirche in den letzten Jahren erschüttert. Mehrere hochrangige polnische Amtsträger wurden vom Vatikan sanktioniert.

Johannes Paul II. wurde am 1. Mai 2011 von Benedikt XVI. in Rom selig- und am 27. April 2014 von Papst Franziskus heiliggesprochen;

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Missbrauch in Irland: Das Versagen der katholischen Kirche

Nach dem Missbrauchsbericht in Frankreich: Viele Opfer schweigen

Papst Franziskus zu seinem Gesundheitszustand: "Ich bin noch nicht genesen"