Wer sind jetzt die 4 meistgesuchten Mafiosi in Italien?

In Palermo auf Sizilien: ein Poster gegen die Mafia
In Palermo auf Sizilien: ein Poster gegen die Mafia Copyright Valeria Ferraro/Copyright 2023 The AP
Copyright Valeria Ferraro/Copyright 2023 The AP
Von Euronews mit AFP, ANSA
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Nach der Festnahme von Matteo Messina Denaro richtet sich der Blick auf die vier meistgesuchten Männer in Italien.

WERBUNG

Als der bis dahin meistgesuchte Mafioso Italiens Matteo Messina Denaro nach 30 Jahren auf der Flucht im vergangenen Januar auf Sizilien festgenommen wurde, reiste die italienische Ministerpräsidentin spontan nach Palermo.

Doch wer sind seit Denaros Verhaftung die meistgesuchten Mafiosi in Italien?

Auf der Fahndungsliste der italienischen Kriminalpolizei stehen vier Männer ganz oben. Sie gelten alle vier als "maximal gefährlich". Alle gehören mafiösen Organisationen an.

Attilio Cubeddu, von der sardischen Organisation Anonima sequestri

Der 76-Jährige ist Mitglied der sardischen kriminellen Organisation "Anonima sequestri", die sich, wie auch der Name sagt, auf Entführungen gegen Lösegeld spezialisiert hat.

Cubeddu wird seit 1997 gesucht, weil er nach einem Hafturlaub nicht ins Gefängnis zurückgekehrt ist. 

Er ist wegen Entführung, Mordes und schwerer Körperverletzung verurteilt. 

Im Jahr 1998 wurde ein internationaler Haftbefehl für eine mögliche Auslieferung von Attilio Cubeddu ausgestellt.

Anfang der 1980er Jahre war er an berühmten Entführungen wie der von Cesare Peruzzi in der Toskana und der von Ludovica Rangoni Machiavelli und Patrizia Bauer in der Emilia-Romagna beteiligt.

Cubeddu wurde 1984 in Riccione verhaftet. 13 Jahre später bekam er Hafturlaub und nutzte die Gelegenheit zur Flucht.

Einer nicht bestätigten Hypothese zufolge könnte Attilio Cubeddu tot sein - umgebracht von einem anderen Mitglied seiner Organisation. 

Einer anderen Theorie zufolge soll er sich noch immer auf Sardinien aufhalten.

Renato Cinquegranella, Mitglied der neapolitanischen Camorra

Ein weiterer Mann auf der Liste der meistgesuchten Personen Italiens ist der 73-jährige Renato Cinquegranella, der seit 19 Jahren auf der Flucht war. Er gehörte der Neuen Familie an, der "Föderation" der Camorra-Clans, die in den 1980er Jahren einen erbitterten Krieg gegen die Neue Organisierte Camorra (Nco) von Raffaele Cutolo führte. 

Ihr Ziel war die Kontrolle der kriminellen Aktivitäten in Neapel. Cinquegranella wird einer der abscheulichsten und symbolträchtigsten Morde zugeschrieben, die sich während dieser Auseinandersetzungen ereigneten: der Mord an Giacomo Frattini, genannt "bambulella", einem Mitglied der Nco.

Das Opfer wurde in ein Laken eingewickelt im Kofferraum eines Autos gefunden, während sein Kopf, seine Hände und sein Herz in zwei Plastiktüten im Auto gefunden lagen.

Cinquegranella wird auch beschuldigt, eine Rolle bei der Ermordung von Antonio Ammaturo gespielt zu haben, dem Polizisten, der am 15. Juli 1982 in Neapel von den Roten Brigaden getötet wurde. Laut der These der Staatsanwaltschaft, die den Mordfall untersucht, war er derjenige, der der Terrorgruppe, die Tat im Hinterhalt ausführte, logistische Unterstützung leistete.

Seit 2002 wird Cinquegranella wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel, einen Mord zu begehen, wegen illegalen Waffenbesitzes sowie wegen Erpressung gesucht. Seit 2018 wurde die Fahndung auf internationaler Ebene ausgeweitet.

Giovanni Motisi, enger Vertrauter des historischen Anführers der Cosa Nostra

Der 63-jährige Sizilianer aus Palermo wird wegen seiner Größe u' pacchiuni genannt wird (im Dialekt bedeutet das "plump"). Motisi machte in den vergangenen Wochen viel von sich reden, als er nach der Verhaftung von Matteo Messina Denaro als potenzieller neuer Chef der Cosa Nostra auf Sizilien gehandelt wurde.

Wie der Generalstaatsanwalt von Palermo, Maurizio De Lucia, erklärt, hatte die sizilianische Mafia jedoch schon seit einiger Zeit keinen einheitlichen Anführer mehr. Auch Messina Denaro, der in seiner Heimatregion Trapani eine sehr wichtige Rolle spielte, war dies nicht. Seit der Verhaftung von Totò Riina im Jahr 1993 ist die Cosa Nostra-Kommission offenbar nicht mehr zusammengekommen, obwohl sie formell existiert.

WERBUNG

Giovanni Motisi ist also eher nicht der Anführer der Cosa Nostra, aber er ist sicherlich ein sehr wichtiger Mafioso. Er wird seit 1998 wegen Mordes, mafiöser Vereinigung und Massakers gesucht. Seit Dezember 1999 wird auch international nach ihm gefahndet. Motisi war einer der engsten Vertrauten von Totò Riina. Er verübte mehrere Morde und war den Ermittlern zufolge einer der Organisatoren der Ermordung des Präfekten Carlo Alberto Dalla Chiesa. Das letzte bekannte Bild von ihm stammt aus dem Jahr 1999, als er an der Geburtstagsfeier seiner Tochter teilnahm. Seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört.

Pasquale Bonavota, führendes Mitglied der 'Ndrangheta

Der letzte der vier meistgesuchten italienischen Mafiosi ist der 49-jährige Pasquale Bonavota, der in Sant'Onofrio in der Provinz Vibo Valentia geboren wurde. Er gehört der 'Ndrangheta an, genauer gesagt dem Bonavota-Clan, der seit jeher im Krieg mit der Petrolo-Bartolotta-Familie aus der Stadt Stefanaconi liegt. 

Der Ort wurde den 90er Jahren von der Presse als Corleone Kalabriens bezeichnet wurde. 

Am 6. Januar 1991 schoss eine Gruppe der Familie Petrolo-Bartolotta mit Pistolen und Kalaschnikows auf der Piazza von Sant'Onofrio um sich, tötete zwei Menschen und verletzte elf. Diese Gewalttat bleibt in Italien als das Epiphanias-Massaker in Erinnerung.

Pasquale Bonavota wuchs in einer Familie auf, die entschlossen war, diesen Angriff auf ihr eigenes Territorium zu rächen. Er wurde schnell zum Oberhaupt seiner Familie und wurde von Marisa Manzini, der stellvertretenden Staatsanwältin von Catanzaro, beschrieben als "eine Person, die zwei kriminelle Gesichter in sich vereint: einerseits das eines altmodischen 'Ndranghetista', der in einem Clan aufgewachsen ist, der die Gewaltdynamik zum Leitmotiv seines Lebens gemacht hat, und andererseits das des Sprösslings, der seine Präsenz über die territorialen Grenzen seiner Gemeinde hinaus ausdehnen will".

WERBUNG

Bonavota investierte in Rom enormes Kapital, um Unternehmen zu kaufen, die sich im Laufe der Zeit laut der ermittelnden Staatsanwältin zu "echten Zentren des Drogenhandels" entwickelten. Bonavota wird seit 2018 wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinung und wegen schweren Mordes in Mittäterschaft gesucht.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Mamma Mia! Italiens traditionelle Strandkonzessionen widersprechen EU-Recht

Gerüchte in Brüssel: Mario Draghi könnte EU-Kommissionschef werden

Italienische Bauern protestieren auf der Autobahn an der Grenze zu Österreich