"Rassistisch, frauenfeindlich und homophob": Bericht erhebt schwere Vorwürfe gegen Londoner Polizei

Oberhaus-Abgeordnete Louise Casey
Oberhaus-Abgeordnete Louise Casey Copyright Kirsty O'Connor/Pool via AP
Von Euronews mit AFP/DPA
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Der Chef der Londoner Polizei, Mark Rowley, sagte in einer ersten Reaktion, er akzeptiere die Diagnose und entschuldigte sich. Die Beweise seien überwältigend, so der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan.

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Die Londoner Polizei ist institutionell rassistisch, frauenfeindlich und homophob. Zu diesem Schluss gelangt ein neuer unabhängiger Untersuchungsbericht, der nach der Entführung, Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Frau durch einen Polizeibeamten in Auftrag gegeben wurde.

Die Autorin des Berichts, Oberhaus-Abgeordnete Louise Casey, forderte die Metropolitan Police (Met) zu tiefgreifenden Änderungen auf. "Die Beweise sind ziemlich eindeutig, dass die Met zu viel kontrolliert und zu wenig Schutz bietet, zum Beispiel für die schwarze Community. Wenn man sich die Durchführung von Kontrollen und Durchsuchungen, die Anwendung von Gewalt anschaut, dann wird sie - bei Weitem - unverhältnismäßig oft gegen Schwarze und nicht gegen Weiße eingesetzt."

Überlastete Mitarbeiter, unbrauchbare Beweisstücke

Der Bericht listet auf über 360 Seiten beunruhigende Vorfälle, auch Mobbing innerhalb der Behörde. Beamtinnen und weibliche Beschäftigte sähen sich routinemäßig mit Sexismus und Frauenfeindlichkeit konfrontiert. 

In der langwierigen Untersuchung wird unter anderem dargestellt, wie Beweise in Vergewaltigungsfällen (z. B. Urin- oder Blutproben) nicht verwertet werden konnten, nachdem sie in überfüllten Kühlschränken gelagert wurden - die manchmal mit Gurten verschlossen waren oder sogar defekt waren.

Außerdem seien zum Teil unerfahrene und überlastete Mitarbeiter mit dem Schutz von Kindern, Vergewaltigungen und schweren Sexualverbrechen befasst, so Casey.

Es gebe zudem rassistische Beamte und Beschäftigte sowie "tief sitzende Homophobie". Die Hälfte der Bevölkerung misstraue der Met, schlussfolgert der Bericht, diese müsse dringend reformiert werden.

Beamter vergewaltigte 20 Jahre lang ein Dutzend Frauen

 Die "Met Police" - die größte Polizeieinheit des Landes mit mehr als 43.000 Beamt:innen und Mitarbeiter:innen ist seit Jahren in eine Reihe von Skandalen und Sexualverbrechen verstrickt, was eine schwere Vertrauenskrise in der Öffentlichkeit entfacht hat.

Im März 2021 hatte ein Polizist die 33-jährige Londonerin Sarah Everard unter Einsatz seines Dienstausweises entführt sowie anschließend vergewaltigt und hatte. Im Februar wurde ein Beamter zu jahrzehntelanger Haft verurteilt, der fast 20 Jahre lang ein Dutzend Frauen wiederholt vergewaltigt hatte.

Die Met hatte damals mitgeteilt, dass 1.633 Fälle von mutmaßlichen sexuellen Übergriffen oder häuslicher Gewalt, in die in den letzten zehn Jahren mehr als 1.000 Offiziere und Beamte verwickelt waren, erneut untersucht werden sollen.

Sadiq Khan: Beweise "sind überwältigend"

Der Chef der Londoner Polizei, Mark Rowley, sagte in einer ersten Reaktion, er akzeptiere die Diagnose über Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie innerhalb der Organisation sowie über System-, Management- und Kulturversagen" und entschuldigte sich erneut. Die Beweise seien überwältigend, so der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan.

Der neue Bericht wird fast 25 Jahre nach dem Macpherson-Bericht veröffentlicht, der nach dem Mord an dem schwarzen Teenager Stephen Lawrence in Auftrag gegeben wurde. Das Dokument war bereits 1999 zu dem Schluss gekommen, dass es einen "institutionellen Rassismus" innerhalb der Polizei gibt, was in Großbritannien einen Schock auslöste.

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