Bundesweite Streiks - Gewerkschaften fordern Lohnerhöhung von mindestens 10,5 %

Passagiere vor einen Bildschirm mit gestrichenen Flügen am Flughafen in Düsseldorf. 27. März 2023
Passagiere vor einen Bildschirm mit gestrichenen Flügen am Flughafen in Düsseldorf. 27. März 2023 Copyright Martin Meissner/Copyright 2023 The AP. All rights reserved.
Von Thomas Gahde
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Selbst Lohnerhöhugen von 10 Prozent bedeuten infaltionsbedingt noch immer einen realen Einkommensverlust. Die Arbeitgeber haben die Arbeitnehmervertreter beschuldigt, zu einer Lohn-Preis-Spirale beizutragen, die nur die Inflation weiter anheizen würde.

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Leere Bahnhöfe und Flughäfen - so sieht es in vielen Teilen Deutschlands aus. Ein massiver 24-stündiger Streik hat einen Großteil des Flugverkehrs, der Bahn und des öffentlichen Nahverkehrs zum Erliegen gebracht. Das erwartete Chaos auf den Straßen blieb aber vielerorts aus. Die Beschäftigten der größten europäischen Volkswirtschaft fordern angesichts der rasanten Inflation Lohnerhöhungen.

"Wir streiken für 10%, 10,5% mehr Gehalt, mindestens aber 500€. Die Inflationsrate in Deutschland ist gerade sehr hoch und war auch im letzten Jahr schon sehr hoch, und die Kollegen brauchen das Geld, um über die Runden zu kommen."

Philipp Schumann, VERDI-Vertreter in Hessen

Verdi vertritt rund 2,5 Millionen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes, während die EVG 230.000 Beschäftigte bei der Bahn und bei Busunternehmen vertritt.

Der seltene gemeinsame Streik stellt eine Eskalation eines zunehmend aggressiven Streits um ein Lohnpaket dar, mit dem die Auswirkungen der steigenden Inflation abgefedert werden sollen.

Die Arbeitgeber, vor allem der Staat und Unternehmen des öffentlichen Sektors, haben die Forderungen bisher abgelehnt und stattdessen eine Lohnerhöhung von fünf Prozent mit zwei Einmalzahlungen von 1.000 und 1.500 Euro in diesem und im nächsten Jahr angeboten.

Verdi fordert eine Erhöhung der Monatsgehälter um 10,5 Prozent, die EVG will für die von ihr vertretenen Beschäftigten eine Erhöhung um 12 Prozent.

Selbst 10% mehr Lohn sind noch immer ein Reallohnverlust

Nach Berechnungen von Wirtschaftsexperten bedeuten selbst Lohnerhöhugen von 10 Prozent infaltionsbedingt noch immer einen realen Einkommensverlust.

"Acht Prozent 2022, in diesem Jahr vermutlich nochmal um die sechs Prozent: Das heißt, Ende des Jahres werden die Menschen 14 Prozent weniger Kaufkraft mit ihren bestehenden Löhnen haben"

DIW-Präsident Marcel Fratzscher

Arbeitgeber: Lohnerhöhungen heizen die Inflation an

Die Arbeitgeber haben die Arbeitnehmervertreter beschuldigt, zu einer Lohn-Preis-Spirale beizutragen, die nur die Inflation anheizt, während die Gewerkschaften behaupten, dass ihre Mitglieder die Last der steigenden Lebenshaltungskosten zu tragen haben. Einigen Gewerkschaften ist es jedoch gelungen, hohe Lohnerhöhungen durchzusetzen.

Die Postangestellten erhielten Anfang März eine durchschnittliche monatliche Lohnerhöhung von 11,5 Prozent, und im November setzte die IG Metall für die fast vier Millionen Beschäftigte Lohnerhöhungen von insgesamt 8,5 Prozent durch.

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