Marine Hitzewellen: Auswirkungen des Klimawandels auf Ozeane

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Von Jeremy WilksSabine Sans
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In dieser Climate-Now-Folge geht es um ein kaum bekanntes Phänomen der globalen Erwärmung.

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Im Naturschutzgebiet der spanischen Medas-Inseln findet man Rote Hornkorallen (Rote Gorgonien) ab einer Tiefe von 10 bis 15 Meter. Diese Populationen sind von marinen Hitzewellen (MHW) am stärksten betroffen, da sie höheren Temperaturen ausgesetzt sind als tiefere Populationen. MHW werden als extreme Erwärmungsereignisse von mindestens 5 Tagen definiert, mit Temperaturen, die 2, 3 oder sogar 4 Grad über der Referenzperiode 1982-2011 liegen. Es gibt jedoch Hinweise auf Auswirkungen der Massensterblichkeit bis in 40 bis 50 Meter Tiefe.

Die mittleren Temperaturen zwischen 10 und 15 Meter schwanken im Sommer zwischen etwa 19 und 22º Celsius. Auf den Medas-Inseln gab es seit dem 1. Juli 2020 insgesamt 30 Hitzewellentage. An der Oberfläche beträgt die jemals aufgezeichnete Höchsttemperatur im August 2019 26,3 ºC, was mehr als 3ºC über dem klimatischen Mittel (1974-2019) liegt.

In dieser Climate-Now-Reportage beobachten wir bei einem Tauchgang die verheerenden Auswirkungen der marinen Hitzewellen auf die Unterwasserwelt.

"Wir erleben gerade, wie marine Ökosysteme in einem Ausmaß geschädigt werden, das ich mir nie hätte vorstellen können."
Joaquim Garrabou
Institut für marine Wissenschaften CSIC

Aktuelle Daten des Copernicus Climate Change Service

Euronews / Coperniucs Climate Change Service umgesetzt von ECMWF
Euronews-Reporter Jeremy WilksEuronews / Coperniucs Climate Change Service umgesetzt von ECMWF

In Europa war der August mit Temperaturen von 1,1 Grad Celsius überdurchschnittlich warm in Bezug auf die Referenzperiode von 1981 bis 2010.

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Temperatur-AnomalienEuronews / Coperniucs Climate Change Service umgesetzt von ECMWF

Auf dieser Karte, die die Anomalien der Oberflächenlufttemperatur zeigt, kann man einige der aktuellen Trends erkennen: In Nordwestsibirien war es viel wärmer als im Durchschnitt, kühler in Westrussland und es war wärmer in weiten Teilen Europas.

Im Brüsseler Vorort Uccle wurden an einem Tag 35,9 Grad Celsius gemessen, ein Rekord für August.

Auch im Westen der USA war es viel wärmer und trockener als im Durchschnitt, vielleicht sogar mit einem neuen Weltrekord für August mit einer Temperatur von 54,4 Grad Celsius im Death Valley.

Euronews / Coperniucs Climate Change Service umgesetzt von ECMWF
Marine HitzewellenEuronews / Coperniucs Climate Change Service umgesetzt von ECMWF

Marine Hitzewellen sind Tage, an denen die Wassertemperatur 2, 3 oder sogar 4 Grad Celsius höher ist als erwartet. Die obige Grafik zeigt Ihnen die Anzahl der Tage mit marinen Hitzewellen im gesamten Mittelmeer im August. Man sieht, dass Gegenden in Italien, Libyen, Marokko, Spanien und Algerien besonders betroffen sind.

Marine Hitzewellen entstehen durch wärmeres Wetter, genau wie an Land. Aufgrund des Klimawandels gibt es sie häufiger, sie sind intensiver und dauern länger an. Sie haben eine verheerende Wirkung auf Meeresökosysteme wie Korallen, eine Quelle der Artenvielfalt. Im spanischen Katalonien erfahren wir mehr über das Problem.

Auswirkungen der marinen Hizewellen

Wir begleiten den Meeresbiologen Joaquim Garrabou bei einem seiner regelmäßigen Tauchgänge rund um die Medas-Inseln in der Nähe des Badeortes L'Estartit. Die Inselgruppe ist seit 1983 ein Meeresschutzgebiet, was sie zu einem idealen Ort macht, um die Auswirkungen der marinen Hitzewellen zu beobachten. In 15 Meter Tiefe findet man die Rote Hornkoralle, Weichkorallen, die aufgrund der höheren Temperaturen absterben.

CSIC-Wissenschaftler Joaquim Garrabou erklärt, was er macht: "Wir zählen, wie viele Kolonien nicht betroffen und wie viele Kolonien von der Mortalität betroffen sind. Normalerweise sind bei gut erhaltenen Populationen fünf bis 10 Prozent der Kolonien betroffen. In dieser Population waren in den vergangenen Jahren mehr als 80 Prozent der Kolonien betroffen."

Der Wissenschaftler entdeckt tote Korallen in Gebieten, die vor einem Jahrzehnt noch voller Leben waren. Die Durchschnittstemperatur im Mittelmeer steigt um 0,4 Grad Celsius pro Jahrzehnt. Aber das Problem sind die marinen Hitzewellen. Das Wasser sollte in dieser Tiefe zwischen 19 und 22 Grad Celsius haben. Bei diesem Tauchgang sind es 23 Grad Celsius. Die Korallen können sich nur schwer anpassen.

"Man weiß, dass die kritische Schwelle für viele dieser Arten bei etwa 24 bis 25 Grad Celsius liegt. Temperatur-Perioden über diesen Grenzwerten führen zu physiologischem Stress, zu einer höheren Virulenz möglicher Krankheitserreger, und das ist es, was letztendlich das von uns beobachtete Korallensterben verursacht", so Garrabou.

Marine Hitzewellen schädigen die Ökosysteme rund um das Mittelmeer und darüber hinaus. Auch Kelpwälder und Korallenriffe von Australien bis Kalifornien leiden. Die Aussichten sind düster. Selbst wenn man die globale Erwärmung aufhalten könnte, würde es über ein Jahrhundert dauern, bis sich diese Korallen-Kolonien erholen, so der spanische Wissenschaftler:

"Diese Arten gehören zu den sind langlebigen Koralle-Arten, d.h. sie können Dutzende, Hunderte Jahre leben. Bei einem Verlust dieser langlebigen Kolonien wird es sehr lange dauern, bis sich der Bestand erholt."

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