Energie der Zukunft: Schwimmende Windturbinen

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Von Jeremy WilksSabine Sans
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Bis 2050 soll der Anteil der Offshore-Windkraft auf 25 Prozent in Europa steigen.

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Die Europäische Kommission will die Offshore-Windpark-Kapazität in Europa in den nächsten 30 Jahren massiv ausbauen - als Teil ihrer grünen Ziele, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Die Strategie zielt darauf ab, Europas Offshore-Windkapazität von derzeit 12 Gigawatt (GW) auf 60 GW bis 2030 und 300 GW bis 2050 zu erhöhen.

Die Offshore-Windenergie in der belgischen Nordsee beläuft sich aktuell auf eine installierte Leistung von 2,26 Gigawatt. Damit werden rund 10 Prozent des gesamten Strombedarfs gedeckt.

Im Dezember 2018 genehmigte die belgische Bundesregierung im Meeres-Raumordnungsplan 2020-2026 neue Offshore-Windzonen, um die aktuelle Kapazität bis 2026 zu verdoppeln. Die Offshore-Windenergiekapazität in der belgischen Nordsee soll auf bis zu 4,5 GW ausgebaut werden. Man will jährlich etwa 16 TWh Ökostrom zu produzieren. Das entspricht etwa 20 Prozent des gesamten belgischen Strombedarfs.

Parkwind ist ein unabhängiges belgisches Unternehmen: Es verfügt über 201 Turbinen, die sich auf vier Windparks verteilen. Euronews besuchte den Park Northwestern Two. Er wurde 2020 gebaut. Parkwind ist nicht das einzige Windunternehmen, das in diesem großen Windpark tätig ist. Insgesamt verfügt Parkwind über 771 Megawatt Produktionskapazität in seinen europäischen Betrieben, was genug Strom für bis zu 800.000 Haushalte ist.

In dieser Climate-Now-Folge besuchen wir einen Offshore-Windpark in der Nordsee. Wir werden Klimadaten mit der neuesten Technologie kombiniert, um Windkraft optimal zu nutzen?

"Es gibt Potenzial, Wind, Ressourcen und Platz. Und es gibt eine Technologie, die sich ständig weiterentwickelt."
Gil Lizcano
R&D Direktor Vortex

Aktuelle Klimadaten für April

Zunächst ein kurzer Blick auf die aktuellen Daten des Copernicus Climate Change Service.

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Jeremy Wilks erklärt die April-Daten des Copernicus Climate Change Serviceeuronews

In Europa war der vergangene Monat kälter als im Durchschnitt: Die Temperaturen lagen 0,9 Grad Celsius unter dem Mittelwert der neuen Klima-Referenzperiode 1991-2020.

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Temperatur-Anomalien April 2021, Quelle: Copernicus Climate Change Service implementiert von ECMWFeuronews

Diese Karte zeigt, dass in ganz Mittel- und Westeuropa die Temperaturen im April mehr als 2 Grad unter dem Durchschnitt lagen. In Slowenien wurde ein neuer Rekordtiefstwert für den Monat erreicht und in Großbritannien wurde die niedrigste durchschnittliche Mindesttemperatur seit April 1922 gemessen. In Frankreich wurden Weinstöcke und Obstbäume durch harte Fröste geschädigt. Unter anderem ist der Schaden so groß gewesen, weil es jetzt generell früher im Jahr wärmer ist, wie der Klimaforscher Robert Vautard erklärt:

"Mit diesen Spätfrösten muss man sehr vorsichtig sein, denn durch die globale Erwärmung hat sich die Vegetationsperiode verlängert, und die Frühjahrssaison beginnt früher", so der Direktor des Pierre-Simon-Laplace-Instituts. "Es kann im April Fröste geben, die normal sind, aber die Vegetation ist möglicherweise schon weiter fortgeschritten."

Offshore-Windenergie in Belgien

Euronews-Reporter Jeremy Wilks hat die seltene Gelegenheit, einige dieser hoch aufragenden Turbinen vor der belgischen Küste aus der Nähe zu sehen. Wie schnell expandiert der Sektor und wie nutzt man Windkraft optimal? Um diese Fragen zu beantworten, begleitet er ein Team der belgischen Firma Parkwind zu einem Routinebesuch in ihrem Nordsee-Windpark. Er liegt 50 Kilometer vor der Küste von Ostende. Warum stehen die Turbinen so weit draußen?

"Je weiter wir von der Küste entfernt sind, desto gleichmäßiger und energiereicher ist der Wind", erklärt Parkwind-Betriebsleiter Kristof Verlinden. "Außerdem wollen die Leute den Park nicht in ihrem Hinterhof haben. Also wurde er weiter draußen gebaut."

Vor Ort wartet das Team eine der 399 Turbinen, die jeden Tag 10 Prozent des belgischen Strombedarfs liefern. Der Sektor expandiert in jeder Hinsicht schnell - diese Turbine ragt 188 Meter über das Meer hinaus, die größten sind 220 Meter hoch.

"Der Trend geht zu größeren Turbinen", sagt Verlinden. "Denn man braucht für jede Turbine ein Fundament. Man muss sie installieren mit Schiffen und einer Arbeits-Mannschaft. Wenn man 15 Megawatt auf einen Schlag statt fünf dieser Drei-Megawatt-Turbinen bauen kann, gewinnt man Zeit und Geld. Aber am Ende muss man auch insgesamt mehr auf einer immer größeren Fläche bauen."

Wetter- und Klimadaten sind wichtig

Der Windpark ist jetzt voll, aber es werden neue Genehmigungen vom Westen Irlands bis zum Baltikum erteilt. Wetter- und Klimadaten müssen in Windpark-Entwicklungen einbezogen werden, denn die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten in Europa können um 6 Prozent pro Jahr schwanken. Klimaexperte Gil Lizcano berät Unternehmen zu langfristigen Winddaten:

"Es ist sehr wichtig zu bedenken, dass eine kleine Änderung der Windverhältnisse, nur ein paar Zehntel Meter pro Sekunde, die Durchführbarkeit eines Projekts beeinflussen kann. Das kann die Art der Turbine und auch ihre Anordnung verändern."

Die Technologie macht es möglich

Ein weiterer Faktor für die Realisierbarkeit eines Projekts ist die Meerestiefe - die Turbinen stehen auf Pfeilern in 30 Metern Wassertiefe. Aber bei vielen der besten Windstandorte ist das Wasser tief. Dort sind Pfeiler nicht realisierbar. Deshalb wurde eine andere Lösung entwickelt:

"Die Technologie hat die Antwort geliefert: Man kann jetzt schwimmende Turbinen installieren", so Gil Lizcano. "Das eröffnet die Möglichkeit, Offshore-Windprojekte in vielen Regionen zu entwickeln, die viel Wind haben und in denen man Anschluss ans Netz hat, aber das Meer sehr tief ist."

Mit Hilfe dieser schwimmenden Turbinen soll die Offshore-Windkraft von heute 3 Prozent des Strombedarfs in Europa bis 2050 auf 25 Prozent steigen.

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