Klimaflüchtlinge in Europa - ein Phänomen, das zunehmen wird

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Belgisches Flutopfer sensibilisiert im Vorfeld der COP26 für zunehmende Wetterextreme und Naturkatastrophen

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Drei Monate ist es jetzt her, dass Bernadette Leemans und ihre Nachbarn wegen der extremen  Überschwemmungen in Chaudfontaine im Südosten Belgiens ihre Sachen packen und wegziehen mussten. Aber die zweifache Mutter erinnert sich an diesen Tag, als wäre er gestern gewesen.

"Das Wasser kam von der Straße dort drüben, also haben wir beschlossen, Säcke mit Sand vor unsere Türen zu stellen. Alle Nachbarn hatten sich zusammengetan", erzählt Bernadette Leemans. "Aber  nach und nach hat das Wasser den Parkplatz überschwemmt, dann haben wir die Mülltonnen eine Ebene höher gestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war es eigentlich sogar ganz lustig."

"Ich fühle mich als Klimaflüchtling"

Doch am späten Nachmittag packte Bernadette dann in aller Eile ein paar persönliche Sachen zusammen. Nachbarn, die sowas noch nie erlebt hatten, waren erschrocken.

Studien zeigen, dass die schweren Überschwemmungen sehr wahrscheinlich eine Folge des Klimawandels sind. Wissenschaftler warnen, dass solche Ereignisse in Zukunft häufiger auftreten werden.

Für Bernadette Leemans, die sich seit 17 Jahren mit Fragen des Klimawandels beschäftigt, ist jetzt der Moment, Alarm zu schlagen. Sie schreibt ein Buch über ihre Geschichte und ihren neuen Status als Opfer des Klimawandels. "Ich fühle mich als Klimaflüchtling, weil ich mein Zuhause wegen des Klimawandels verlassen musste", sagt sie.

Klima-Migrantion vor allem aus Asien und Afrika nach Europa

Professor Frank Bierman untersucht das Phänomen, für das es bislang noch keine juristische Definition gibt. Seine Forschung zeigt, dass der Klimawandel die größte Flüchtlingskrise in der Geschichte der Menschheit auslösen könnte - vor allem Ströme aus Asien und Afrika nach Europa. Es sei denn, Politik und Maßnahmen steuern gegen.

"In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts könnten wir aufgrund des Klimawandels eine große Migrationskrise erleben", so Frank Biermann. "Abhängig von der Klimapolitik, die heute entwickelt und umgesetzt wird. Es ist also noch nicht zu spät. Ich bin kein Panikmacher, ich bin nicht völlig negativ eingestellt. Es gibt eine Chance, den Klimawandel zu stoppen. Es gibt eine Chance, aus dieser Krise herauszukommen. Aber wenn das nicht geschieht, könnte die Klimamigration zu einem Problem werden."

Mit großen Ehrgeiz ist der Klimawandel zu stoppen

Das würde von den Staats- und Regierungschefs der Welt auf der COP26 in Glasgow einen großen Ehrgeiz voraussetzen.

"Die COP26 ist nur ein Element, es ist wichtig, dass die Politiker die Dinge umsetzen, weil sie die Macht haben. Aber sie sind nicht die Einzigen - wir alle müssen gemeinsam handeln", meint Flutopfer und Klimaflüchtling Bernadette Leemans aus Chaudfontaine. Was auch immer auf der Weltklimakonferenz COP26 geschieht, der Klimawandel hat dieses Dorf schon erreicht.

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