Nachhaltiger Fischfang: Wie die EU mit den Kapverden und der Elfenbeinküste zusammenarbeitet

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Nachhaltiger Fischfang: Wie die EU mit den Kapverden und der Elfenbeinküste zusammenarbeitet
Copyright Thierry Winn/Euronews
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Von Denis Loctier
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Einerseits geht es um die Nutzung von Fischgründen, andererseits aber auch um die Förderung der Wirtschaft vor Ort. Wie das gelingt, zeigt Denis Loctier.

Pombas ist ein Ort auf der Insel Santo Antao, Teil der Kapverden vor der afrikanischen Westküste. Immer mehr junge Männer ergreifen hier den Beruf des Fischers. Um auf offenem Meer fischen zu können, braucht es ein Motorboot.

Für den 26-jährigen Adirson Carlos Da Cruz Dos Santos, dessen Großvater bereits auf dem Meer arbeitete, wäre es unmöglich, sich ein solches Boot anzuschaffen. Doch dank der Zusammenarbeit zwischen den Kapverden und der Europäischen Union steht in Pombas jetzt ein entsprechendes Wasserfahrzeug zur Verfügung. Dieses verschafft vor Ort jung und alt die Möglichkeit, auf den Atlantik hinauszufahren, um auf Fischfang zu gehen.

„Mit diesem neuen Boot können wir weiter aufs Meer hinausfahren und mehr Fisch fangen. Mehrere Fischer können sich das Boot teilen. Wer ein Boot braucht und kein eigenes hat, kann dieses nehmen", sagt Adirson Carlos Da Cruz Dos Santos.

Nicht nur Boote, sondern auch Kühlung dank Sonnenkraft

Die Partnerschaft mit der Europäischen Union geht über neue Boote hinaus. Das Dorf Monte Trigo liegt abgelegen auf Santo Antao. Einen Fischmarkt gibt es hier nicht, der nächste ist eine Stunde entfernt. Und das sorgt für Schwierigkeiten. Denn die Wetterverhältnisse lassen Fisch schnell schlecht werden. Also muss der Fang schnell verarbeitet werden. Den Fisch zu trocknen, ist die ursprüngliche Vorgehensweise. Die Sonne spielt auch beim neuen Verfahren eine Rolle: Eine durch Sonnenkraft betriebene Maschine stellt Eis her, mit dem der Fisch gekühlt wird.

Maria Rasa, Vorsitzende des Fischfangverbands von Monte Trigo, meint: „Diese Einrichtung hat das Leben der Fischer erleichtert, denn wenn sie jetzt Fisch fangen, müssen sie den nicht sofort zum Markt bringen. Sie können ihren Fang zwei, drei Tage lagern und dann alles gleichzeitig hinbringen. Sie sparen eine Menge Geld, indem sie weniger Treibstoff für ihre Bootsfahrten verbrauchen."

750 000 Euro jährlich für die Kapverden

Es gibt hunderte solcher Beispiele der europäisch-kapverdischen Zusammenarbeit, die in einem Abkommen festgehalten ist. Europäische Boote können sich der Fischbestände annehmen, die von den örtlichen nicht genutzt werden. Im Gegenzug zahlt die EU jährlich 750 000 Euro. Und es werden Arbeitsplätze geschaffen. Dieser Fang eines spanischen Bootes wird vor Ort verarbeitet. Betrieben wird das Werk von einem europäischen Unternehmen, aber fast alle Angestellten sind Einheimische.

Alejandro Pazo, der beim spanischen Lebensmittelunternehmen Atunlo das Afrikageschäft leitet, gibt Einzelheiten: „Auf den Kapverden verarbeiten wir Thunfisch und Meeresfrüchte - das sorgt für 2000 Arbeitsplätze. Wir sind der größte Exporteur, Fisch macht mehr als 90 Prozent der kapverdischen Ausfuhren aus."

Der ehemalige kapverdische Minister für Meeresbelange, Paulo Veiga, schreibt dem Abkommen einige Trümpfe zu. Unter anderem können dadurch spanische, portugiesische und französische Boote vor der Inselgruppe fischen. „Es ist gewinnbringend für alle. Von der Europäischen Union erhalten wir nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Fachwissen und neue Technologien. Von unserer Seite erhält Europa die Möglichkeit, unsere Fischbestände in nachhaltiger Weise zu nutzen", sagt Veiga.

Solche Abkommen mit der EU gibt es nicht nur mit den Kapverden. Die Nutzung von Fischbeständen erfolgt dabei innerhalb wissenschaftlich festgelegter Grenzen, um die Meere langfristig zu schützen.

„Für die Europäische Union sind solche Abkommen sehr wichtig, weil sie zur guten Nutzung der Weltmeere und zur Nachhaltigkeit des Fischfangs beitragen", so Carla Grijó, EU-Botschafterin auf den Kap Verden. „Denn alle Beteiligten wissen genau, welche Arten gefangen werden können - und in welchen Mengen. Und es gibt eine Überwachung, die hilft, illegalen Fischfang zu bekämpfen", erläutert Grijó.

Elfenbeinküste: Ungenehmigtem Fischfang auf der Spur

Fahrtrichtung Elfenbeinküste: Auch hier hat man seit Langem mit ungenehmigtem Fischfang zu tun. Maxime Diomandé leitet die Überwachungsstelle in Adidjan. Mithilfe von Satellitentechnik werden auf Bildschirmen alle Boote in ivorischen Gewässern in Echtzeit überprüft. Verdächtiges wird gemeldet.

Maxime Diomandé leitet die Überwachungsstelle. Er sagt: „Wir haben alle Elemente, mit denen wir die Fänge der Boote einschätzen können - ausgehend von der Geschwindigkeit, der Fahrtrichtung und der geografischen Koordinaten der Gebiete, in denen sie fischen dürfen."

Der Verantwortliche vor Ort berichtet, dass sich der Kampf gegen den ungenehmigten Fischfang auszahle. Es gibt weniger Fälle, seitdem Verstöße mit Bußgeldern geahndet werden.

„Der Elfenbeinküste kommt dieses Abkommen sehr zugute. Dank der Fischfangüberwachungsstelle können wir die Gewässer am Bildschirm überwachen. Und wir arbeiten mit der Marine zusammen: Dadurch können wir im Naturschutzgebiet Kontrollfahrten durchführen. Es gelingt uns damit, Piratenschiffe davon abzuhalten, die Fischbestände zu plündern", so Jacques Allou Aka, der das Fischfangnachhaltigkeitsprogramm PAGDRH.

Abkommen mit 13 Staaten

Ein weiterer Grund, weshalb sich die Europäische Union, hier einsetzt, ist: Der Großteil des Fischfangs, der im Hafen von Abidjan ankommt, landet auf europäischen Tischen und Tellern.

Jobst von Kirchmann, EU-Botschafter in der Elfenbeinküste, sagt: „Heutzutage wollen europäische Verbraucher Waren, von denen man weiß, woher sie stammen. Sie wollen wissen, ob die Leute, die sie hergestellt und gefischt haben, leiden, ob die Waren zur Zerstörung der Umwelt beitragen. Die Europäische Union bringt sich da ein, weil sie erreichen will, dass alle Wertschöpfungsketten nachhaltig sind, um die Nachfrage der Verbraucher zu befriedigen und zur Rettung der Erde beizutragen."

Die Europäischen Union verfügt über Abkommen zum nachhaltigem Fischfang mit 13 Anrainerstaaten des Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozeans. Dadurch wird das dortige Wirtschaftswachstum gefördert, gleichzeitig können europäische Boote vor Ort auf Fischfang gehen.

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