Beeinflussen Vulkanausbrüche das Klima?

Beeinflussen Vulkanausbrüche das Klima?
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Von Jeremy WilksSabine Sans
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In dieser Folge von Climate Now fragen wir, ob und inwieweit die von Vulkanen ausgestoßenen Gase zur Klimaerwärmung beitragen.

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In Climate Now, unserem monatlichen Update zum Zustand unseres Planeten, geht es dieses Mal um folgende Fragen: Welchen Einfluss haben Vulkane auf unser Klima? Wie stark tragen die von ihnen ausgestoßenen Gase zur globalen Erwärmung bei? Wir haben auf den Kanarischen Inseln recherchiert.

"Vulkanausbrüche hören wieder auf, wir Menschen nicht. Wir emittieren unaufhörlich."
Catherine Hayer
Vulkanologin, Universität von Manchester

Aktuelle Klima-Daten für Dezember 2021

und war damit der sechstwärmste Dezember seit Beginn der Aufzeichnungen
Weltweit lag der Dezember 2021 um 0,3 Grad Celsius über dem Durchschnitt von 1991-2020.und war damit der sechstwärmste Dezember seit Beginn der Aufzeichnungen

Beginnen wir mit den aktuellen Daten des Copernicus Climate Change Service für den vergangenen Monat. Weltweit lag der Dezember 2021 um 0,3 Grad Celsius über dem Durchschnitt von 1991bis 2020 und war damit der sechst wärmste Dezember seit Beginn der Aufzeichnungen.

Quelle: Copernicus Climate Change Service erstellt vom ECMWF
Temperaturanomalie Dezember 2021, Referenzzeitraum 1991-2020Quelle: Copernicus Climate Change Service erstellt vom ECMWF

In Europa gab es einen auffälligen Kontrast bei den Temperaturen.

Auf der folgenden Grafik ist zu erkennen, dass es in West- und Südeuropa im vergangenen Monat viel wärmer war als im Durchschnitt. Im englischen Bala wurde in der Silvesternacht ein neuer Rekordwert von 16,5 Grad erreicht. In Skandinavien, dem Baltikum und Nordrussland war es dagegen kälter als üblich. In Schweden gab es den ersten überdurchschnittlich kalten Dezember seit 2012.

Quelle: Copernicus Climate Change Service, erstellt vom ECMWF
Jährliche Oberflächentemperaturen 1970-2021, Bezugszeitraum 1991-2020Quelle: Copernicus Climate Change Service, erstellt vom ECMWF

2021 ist vorbei, diese Grafik zeigt, wie sich das vergangene Jahr in den Erwärmungstrend seit 1970 einfügt. Man sieht, dass das Jahr 2021 zu den sieben wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen gehörte, aber kühler war als vorherige Jahre.

In unserer Reportage über die Auswirkungen von Vulkanen auf unser Klima ging es um die Frage, ob die von diesen Feuerbergen ausgestoßene Gase langfristige Auswirkungen auf unsere Atmosphäre haben. Das haben wir vergangenen Monat auf den Kanaren recherchiert: Dort gab es einen Vulkanausbruch auf La Palma.

Eine Landstraße am Rande der Sicherheitszone um den Vulkan von La Palma ist der perfekte Standort für die Vulkanologinnen Ana Pardo Cofrades und Catherine Hayer. Sie messen die Mengen an Schwefeldioxid, Kohlendioxid und anderen Gasen, die seit Ausbruchsbeginn im September ausgestoßen werden.

"Das sind die unteren Schlote, die gerade entgasen", erklärt Ana Pardo Cofrades, Vulkanologin an der Universität von Manchester. "Die weißen Rauchfahnen sind hauptsächlich Wasserdampf. Das Gas kommt aus dem Magma. Solange es dort unten Magma gibt, werden Gase ausgestoßen."
Die Gase waren für die Menschen auf La Palma weniger ein Problem als die Lava und die Asche. Dreitausend Gebäude sind durch Lavaströme zerstört worden, die feine Asche bedeckt alles.

Ihre Kollegin Vulkanologin Catherine Hayer ebenfalls von der Universität von Manchester sagt: "Es gab Gebäudeschäden und Elektrizitätsprobleme, da die Asche oft elektrisch geladen ist. Eine Folge war auch saurer Regen. In der Gegend hatte man echte Probleme mit Aschefall und saurem Regen, der die Bananenplantagen bedrohte."

Der saure Regen wird durch Schwefeldioxid verursacht, ein hochreaktives Gas, das vom Vulkan ausgestoßen wird.

Quelle:
ECMWF-Grafik, die die Ausbreitung der Gase zeigtQuelle:

Diese Animation zeigt, wie sich das Gas während des Ausbruchs weit über La Palma hinaus ausbreitete. Das SO₂ kann die Luftqualität beeinträchtigen und bildet bei größeren Eruptionen winzige Partikel, die eine kurzfristige kühlende Wirkung auf das Klima haben können.

Aber was ist mit dem Kohlendioxid des Vulkans?

Wie bedeutend ist der Treibhausgasausstoß von La Palma? Auf Teneriffa hat die Wissenschaftlerin Omaira Garcia während des Ausbruchs einen CO₂-Anstieg festgestellt:

"Die Kohlendioxid-Konzentrationen sind sehr stark angestiegen", so die Aemet-Wetterforscherin. "Aber das geschah lokal begrenzt und über einen sehr kurzen Zeitraum."

Auf seinem Höhepunkt stieß der Vulkan bis zu 3000 Tonnen CO₂ pro Tag aus. Das mag viel klingen - aber im Vergleich zu menschlichen Emissionen ist es wenig:

"Vergleicht man diesen Wert beispielsweise mit den Emissionen des Luftverkehrs von 330.000 Tonnen pro Tag, so machen die Emissionen eines so kleinen oder mittelgroßen Vulkans wie La Palma ein Hundertstel der Emissionen allein des Luftfahrtsektors ausmachen", so Garcia. "Das ist absolut vernachlässigbar."

Der CO₂-Ausstoß aller Vulkane weltweit zusammengenommen liegt unter 1 % der vom Menschen verursachten Emissionen. Ana Pardo Cofrades:

"Vulkane gibt es schon länger als uns. Und der Klimawandel hat erst mit der industriellen Revolution begonnen. Ich glaube also nicht, dass wir den Vulkanen die Schuld an diesem Klimawandel geben können."

Cutter • Jean-Christophe Marcaud

Weitere Quellen • Kamera: Lionel Laval; Grafiken: Copernicus Atmosphere Monitoring Service https://atmosphere.copernicus.eu/ Copernicus Climate Change Service https://climate.copernicus.eu/ Fernando Rey / LUZLUX https://luzlux.com/

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