Können wir bald klimafeste Nutzpflanzen anbauen?

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Von Jeremy WilksSabine Sans
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Wissenschaftler, unter anderem in den Niederlanden, suchen nach Nutzpflanzen, die mit Hitzewellen und Dürren zurechtkommen.

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In unserem monatlichen Update zum Klimawandel geht es um die Frage, wie man auf einem wärmeren Planeten die Welt ernährt. Die Produktion von wichtigen Nutzpflanzen wie Getreide kann durch Hitzewellen und Dürren stark beeinträchtigt werden. Können Wissenschaftler die Geheimnisse der widerstandsfähigsten Pflanzen lüften und sie nutzen, um klimafeste Pflanzen anzubauen? Eine Reportage und die aktuellen Daten des Copernicus Climate Change Service in Climate Now.

Können wir klimasichere Nutzpflanzen anbauen?

Wissenschaftler in den Niederlanden suchen nach Nutzpflanzen, die mit Hitzewellen und Dürren zurechtkommen.

"Man kann viel von der Natur lernen, wenn man sich verschiedene Umgebungen anschaut und beobachtet, wie Pflanzen in ihrem natürlichen Umfeld mit den Belastungen umgehen, denen sie ausgesetzt sind."
Wilma van Esse
Assistenzprofessorin für Pflanzenentwicklungsbiologie an der Universität Wageningen

Aktuelle Klimadaten

© Euronews
Der Juni war wieder rekordverdächtig heiß© Euronews

Zunächst die neuesten Daten des Copernicus Climate Change Service, aus denen hervorgeht, dass wir weltweit gerade den dritt wärmsten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt haben, mit Temperaturen, die 0,3 Grad über dem Durchschnitt von 1991 bis 2020 liegen.

Quelle: Copernicus Climate Change Service ausgeführt vom ECMWF
Temperatur-Anomalien Bezugszeitraum 1991-2020Quelle: Copernicus Climate Change Service ausgeführt vom ECMWF

In Europa war der Juni von einer außergewöhnlichen Hitzewelle geprägt, die sich in dieser Karte der Temperatur-Anomalien im Monatsdurchschnitt widerspiegelt. In vielen Teilen Europas wurden einzelne Temperaturrekorde aufgestellt - einige Beispiele: 

32,5 Grad in Banak in Nordnorwegen - fast 20 Grad über dem durchschnittlichen Höchstwert für Juni.

40,6 Grad in Rochefort in Westfrankreich – auch rund 20 Grad über dem durchschnittlichen Höchstwert. 

Und 40,4 Grad in Knin in Kroatien, 12 Grad über dem durchschnittlichen Höchstwert für Juni.

Quelle: Copernicus/ESA
Dürre in Italien Juni 2020Quelle: Copernicus/ESA

Im vergangenen Monat hat sich auch die Dürre in Norditalien verschärft. Wenn man obiges Bild vom Juni 2020 mit dem folgenden Bild der gleichen Region aus dem Jahr 2022 vergleicht, erkennt man den Unterschied.

Quelle: Copernicus/ESA
Dürre in Italien 2022Quelle: Copernicus/ESA

Und auf der folgenden Grafik der Bodenfeuchte-Anomalien sieht man, wie der Boden in weiten Teilen Italiens und in einem ganzen Band von Portugal quer durch Europa bis zum Kaspischen Meer trockener ist als im Durchschnitt.

Quelle: Copernicus Climate Change Service.
Karte der Bodenfeuchte-AnomalienQuelle: Copernicus Climate Change Service.

In der Reportage geht es um die Frage, ob es möglich ist, mehr klimaresistente Nutzpflanzen zu züchten? Da die Bevölkerung auf unserem sich erwärmenden Planeten wächst, wird man Weizen- und Gerstensorten brauchen, die besser mit Hitzewellen und Dürre zurechtkommen. Euronews-Reporter Jeremy Wilks hat niederländische Forscher getroffen, die sich mit diesem Thema befassen.

Gerstenfelder im Osten der Niederlande bilden die Grundlage unseres Ernährungssystems - dieses Getreide liefert wichtige Kalorien für Mensch und Tier. Das Problem ist, dass die Auswirkungen des Klimawandels die Fähigkeit dieser Pflanzen, Nahrung zu produzieren, bereits jetzt verringern, wie die Biologin Wilma van Esse erklärt:

"Es gibt Ertragseinbußen, z. B. durch extreme Hitze in Indien oder Dürre, wie wir sie in Europa erleben", so die Assistenzprofessorin für Pflanzenentwicklungsbiologie, Universität Wageningen. "Und diese Ereignisse werden, basierend auf dem, was wir jetzt über den Klimawandel wissen, in Zukunft häufiger auftreten."

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Wilma van Esse mit euronews-Reporter Jeremy Wilks im Gerstenfeldeuronews

Forschung läuft auf Hochtouren

Wir haben keine Zeit zu verlieren, denn der Identifizierungs-Prozess neuer Nutzpflanzenstämme, die unter hohem Stress akzeptable Erträge liefern, kann Jahrzehnte dauern.

Zu diesem Zweck werden verschiedene Gerstenvarianten aus der ganzen Welt in einer kontrollierten Umgebung unterschiedlichen Hitzewellen und Dürreperioden ausgesetzt. Die Pflanzen reagieren je nach ihrem Alter unterschiedlich, erklärt Wilma van Esse: 

"Wenn die Dürre zum Beispiel früh in der Entwicklung auftritt, kann eine Pflanze weniger Seitentriebe entwickeln. Aber wenn die Trockenheit oder Hitze später in der Entwicklung passiert, gibt es am Ende vielleicht weniger Samen."

Um den Ertrag hochzuhalten, sind auch gesunde Wurzeln erforderlich, viele Gerstenarten wachsen in trockenen Böden nicht gut. Viola Willemsen sucht nach den genetischen Merkmalen der widerstandsfähigsten Wurzelsysteme:

"Diese Varianten werden auf der ganzen Welt gesammelt, in verschiedenen Höhenlagen, Klimazonen und bei verschiedenen Temperaturen", so die a_ußerordentliche Professorin für Biologie der Pflanzenentwicklung an der Universität Wageningen: "Wir untersuchen diese Wurzelsysteme unter verschiedenen Bedingungen - also mit Wasser und ohne Wasser - und sehen, welches sich am besten verhält."_

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Viola Willemsen sucht nach den genetischen Merkmalen der widerstandsfähigsten Wurzelsystemeeuronews

Was macht klimafeste Pflanzen aus?

Wird es jemals Getreide geben, das so ertragreich ist wie das jetzige und mit dem Klimawandel zurechtkommt?

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"Was macht klimafeste Pflanzen aus? Das ist eine gute Frage", so Viola Willemsen, "denn wenn sie resistent gegen Trockenheit sind, sind sie das auch gegen Überschwemmungen oder gegen Hitze? Oftmals nicht. Eine Sorte zu finden, die alles kann, ist wahrscheinlich nicht möglich."

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