Das "Internationale Filmfestival und Forum für Menschenrechte 2015" in Genf

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Von Euronews
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Es geht um Menschenrechte: 40 Filme wurden gezeigt beim Internationalen Filmfestival und Forum für Menschrechte in Genf, acht davon internationale

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Es geht um Menschenrechte: 40 Filme wurden gezeigt beim Internationalen Filmfestival und Forum für Menschrechte in Genf, acht davon internationale Premieren. In diesem Jahr war der ehemalige Fußballstar Eric Cantona, heute selbst ein leidenschaftlicher Filmemacher, Präsident der Jury. Das Motto des Festivals: “Ein Film, ein Thema, eine Debatte.” Eines der Highlights war wohl die Debatte über Cyber-Überwachung. Per Video-Konferenz zugeschaltet: Whistleblower Edward Snowden.

Festival-Direktorin Isabelle Gattiker: “Wir haben in diesem Jahr einen enormen Erfolg gehabt, eine elektrische Atmosphäre. Immer mehr Leute verspüren den Drang, haben das Bedürfnis, dass man ihnen Geschichten erzählt und dass man anschließend darüber spricht, debattiert, Lösungen findet und sich rund um Menschenrechtsfr

Der Große Preis für den besten Dokumentarfilm ging in diesem Jahr an An der Seite der Braut unter der Regie des italienischen Journalisten Gabriele del Grande, Antonio Augugliaro und Khaled Soliman al-Nassiry, ein Projekt, finanziert durch Crowdfunding. Es geht um fünf Flüchtlinge, die Geschichte vieler an den europäischen Außengrenzen. Eine 3 000 km lange Reise von Mailand nach Stockholm. Fünf syrische Flüchtlinge, die mit einer inszenierten Hochzeit fünf europäische Grenzen “illegal” überschreiten. Bei dem Projekt haben sich die Filmemacher wegen Beihilfe zur illegalen Grenzüberschreitung selbst strafbar gemacht. Gabriele del Grande beschreibt das so: “Die Leute vertrauen Schleuserbanden und riskieren ihr Leben auf dem Meer, Tausende sind ums Leben gekommen. Wir missachten die Einwanderungsgesetze in diesem Film. Er ist auch ein Akt des zivilen Ungehorsams. Wir laden die Behörden ein, diese Gesetze zu überdenken. Der Film ist aber nicht nur ein Akt des Ungehorsams, er ist auch eine fantastische Geschichte über Freundschaft und Solidarität unter Menschen, die rund ums Mittelmeer leben.”

Der zweite Preis, finanziert von der Barbara Hendricks Siftung, ging an Spartacus & Cassandra. In dem französichen Dokumentarfilm von Ioanis Nuguet geht es um zwei Roma-Kinder. Der 13-jährige Spartacus und seine 10-jährige Schwester Cassandra verlieren ihr zu Hause, als die Unterkunft der rumänischen Roma-Familie im französischen Saint-Denis abbrennt. Während die Kinder Zuflucht bei der jungen Trapezkünstlerin Camille finden, geht die Spirale für ihre Eltern weiter abwärts. Die eine Seite bietet Sicherheit, Bildung und eine Kindheit jenseits der Straße. Auf der anderen wartet ein Teufelskreis aus Armut, Alkohol, Selbstmitleid und Handlungsunfähigkeit. Spartacus und Cassandra müssen sich entscheiden. “Für mich verfolgt der Film unser Leben zurück. Er ist ein Bezugspunkt, so kann man wiederfinden, was man getan hat, als man klein war. Für uns ist das ein Familienfilm”, so Protagonist Spartacus Ursu. Und seine Schwester Cassandra: “Das hat uns reisen lassen und hierher gebracht. Das ist Super.”

Der Große Preis der “Weltorganisation gegen Folter” ging an Tschetschenien – Vergessen auf Befehl der französischen Filmemacherin und Journalistin Manon Loizeau. Loizeau war Korrespondentin in Moskau, als sie 1995 begann, sich für Tschetschenien zu interesssieren. Die Kaukasusrepublik hatte ihre Unabhängigkeit ausgerufen und es kam zum Krieg mit Boris Jelzins Russland. 1999 bombardiert Russland Tschetschenien erneut – um den Terror zu bekämpfen, wie der neue Präsident Wladimir Putin es beschreibt. 20 Jahre später kehrt Loizeau zurück. “Grosny ist heute eine Mischung aus Dubai und Las Vegas”, sagt sie, “es gibt keine Spuren des Krieges mehr. Es ist nicht leicht, dort einen Dokumentarfilm zu machen. Wir sind zehn, zwölfmal hingefahren. Alle Leute, die mit uns gesprochen haben, sind ein Risiko eingegangen. Niemand traut sich mehr zu sprechen. Das ist eine echte Diktatur. Die Leute, die sich äußern, haben einen enormen Mut bewiesen.”

Der australische Film Charlie’s Country von Rolf De Heer wurde in Genf gleich zweimal ausgezeichnet: als bester Feature-Film, außerdem erhielt er den Preise der Jugendjury. Es geht um den Aboriginal Charlie, der sich im postkolonialen Australien aufmacht, um so zu leben wie seine Vorfahren. euronews-Reporter Wolfgang Spindler: “Das Internationale Filmfestival und Forum für Menschenrechte zeigt auf beeindruckende Weise, dass Dokumentarfilme eine wichtige gesellschaftspolitische Funktion haben, um über die Themen öffentlich zu diskutieren, die die dunkelsten Seiten unserer Welt wiederspiegeln.”

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