Cannes 2016: Sozialkritische Filme machen das Rennen

Cannes 2016: Sozialkritische Filme machen das Rennen
Von Euronews
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Viele hochkarätige Filme waren in diesem Jahr im Rennen um die Goldene Palme.

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Viele hochkarätige Filme waren in diesem Jahr im Rennen um die Goldene Palme. Die internationale Jury um US-Regisseur George Miller entschied sich jedoch letztlich für einen alten Hasen im Filmgeschäft, den 79-jährigen Regisseur Ken Loach. Dieser gewann bereits zum zweiten Male die Goldene Palme von Cannes – und gehört damit zum illustren Kreis der Doppelsieger. Bereits 2006 erhielt er die höchste Auszeichnung für “The Wind That Shakes the Barley”. Auch in seinem jüngsten Streifen “I, Daniel Blake” bleibt der Brite seinen sozialen und politischen Idealen treu.

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Ken Loach: “Ich denke, es ist ein gefährlicher Moment in Europa, denn wir erleben, wie Sparpolitik und neoliberale Programme Menschen in die Verzweiflung treiben. Millionen Menschen in Griechenland, Spanien und Portugal kämpfen ums Überleben, während eine winzige Elite sich den Reichtum teilt. Wir können so nicht weitermachen, die Verzweiflung ganz unten ist zu groß.”

Auf eben diese Verzweiflung der Menschen ganz unten richtet “I, Daniel Blake” die Aufmerksamkeit und erzählt vom Kampf eines älteren Handwerkers, der wegen Krankheit arbeitsunfähig wird und um seine Existenz fürchten muss – aber dennoch die Kraft findet, anderen zu helfen.

Beste Schauspielerin: Jaclyn Jose in “Ma’ Rosa”

Der Preis für die beste Schauspielerin ging überraschend an Jaclyn Jose, die in “Ma’ Rosa” von Brillante Mendoza die Hauptrolle spielt. Der Film stellt die Lebensbedingungen in den Armenvierteln Manilas an den Pranger.

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Jaclyn Jose: “Nach dieser Auszeichnung werden viele Menschen den Film sehen. Und der Präsident sagt sich vielleicht: ‘Ich muss mir anschauen, worum es geht’. Er interessiert sich vielleicht dafür und sorgt hoffentlich für Veränderungen.”

“Ma’ Rosa” handelt von einer modernen Mutter Courage, die wegen Drogenhandels festgenommen wird und in die Fänge der korrupten Polizei gerät.

Zwei Preise für Asghar Farhadis “Forushande (The Salesman)”

Über zwei Auszeichnungen für seinen Film “Forushande (The Salesman)” darf sich der Iraner Asghar Farhadi freuen – den Preis für das beste Drehbuch und für den besten Hauptdarsteller, Shahab Hosseini.

Shahab Hosseini: “Ich bin sehr froh, meinem Volk heute etwas Freude zu schenken. Ich weiß, dass Herr Farhadi das schon mehrmals getan hat. Und ich freue mich, es heute mit ihm gemeinsam zu tun.”

Asghar Farhadi: “Für mich sind Schreiben und Schauspielen zwei Facetten des kreativen Schaffens beim Film. So arbeite ich, ich beginne mit der Regie, während ich schreibe. Das ist für mich die treffendste Definition von Kino.”

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— fred ponsard (@fredponsard) 22 mai 2016

Farhadi, der 2012 den Auslands-Oscar für “Nader und Simin – eine Trennung” erhielt, konzentriert seinen neuen Film erneut auf ein Paar in einer Ausnahmesituation: Nachdem die Ehefrau brutal überfallen wurde, macht sich ihr Mann auf die Suche nach dem Täter.

Beste Regie: Zwei Preisträger

Der Preis für die beste Regie ging zu gleichen Teilen an den Franzosen Olivier Assayas für “Personal Shopper” (mit Kristen Stewart) und den Rumänen Cristian Mungiu für “Bacalaureat (Graduation)”. Mungiu, der 2007 mit “4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage” in Cannes triumphierte, unterstreicht die Bedeutung dieses Festivals.

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Cristian Mungiu: “Es ist sehr schwierig heutzutage für kleine nicht-englischsprachige Filme mit Untertiteln, die nicht kommerziell sind und nicht dem Mainstream entsprechen, einen Platz in der Welt des Films zu finden. Es ist sehr schwer, sich durchzusetzen, das geht nur mit Aufklärung und der Unterstützung durch eine einflussreiche Institution. Und Cannes hat diese Autorität, junge Filmautoren auszuwählen und die Vielfalt zu wahren.”

Mungius neues Drama beschäftigt sich mit Korruption und der moralischen Zwangslage einer Familie.

Der Große Preis der Jury wurde an “Juste la fin du monde (It’s Only the End of the World)” vergeben. Der erst 27-jährige Filmemacher Xavier Dolan aus Kanada zeichnet darin das Porträt einer zerstrittenen Familie.

Humor hatte bei der Jury keine Chance

“Toni Erdmann”, der im Vorfeld viel gelobte Beitrag der Deutschen Maren Ade, wurde von der Jury völlig übergangen. Die Tragikomödie um ein ungleiches Vater-Tochter-Paar erhielt lediglich den Fipresci-Preis, die Auszeichnung der internationaler Filmkritiker.

Hier zum Trost der Trailer:

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