Terry Gilliam über seine Opernarbeit

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Terry Gilliam über seine Opernarbeit
Von Katharina Rabillon
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Filmregiesseur Terry Gilliam hat mit 'Benvenuto Cellini' seine Berlioz-Oper inszeniert. Fantasiewelten und Bilderfluten wie in Gilliams berühmten Film-Meisterwerk "Brazil" beherrschen die Bühne. An der Pariser Opera Bastille zu sehen bis 14. April.

Der legendäre Filmregiesseur Terry Gilliam hat mit 'Benvenuto Cellini' zum zweiten Mal eine Oper von Hector Berlioz inszeniert, dieses Mal an der Pariser Opera Bastille. Wer auf Fantasiewelten und Bilderfluten wie in Gilliams berühmten Film-Meisterwerk "Brazil" hofft, wird nicht enttäuscht. In diesem Bonus gibt Gilliam uns einen Einblick in seine Vision.

"Bei Kinofilmen ist man immer mit der Kamera dabei, mitten im Geschehen. Hier arbeite ich mit meiner Ko-Regisseurin Leah Hausman, die mir wirklich alles beigebracht hat - das bisschen, was ich über Oper weiß, das weiß ich von ihr. Sie arbeitet mit den Sängern auf der Bühne, ich lehne mich währenddessen zurück und schaue zu. Beim Film geht das nicht, da ist man ständig mitten drin. Die Schwierigkeit beim Film ist, dass man da nicht viel Probenzeit hat. Da geht man raus und filmt und erschafft den Moment, während die Kamera läuft. Hier probt man monatelang, was ich wirklich gewöhnungsbedürftig finde. Der Rhythmus ist anders.

 Man braucht nicht nur gute Sänger, sondern auch gute Schauspieler. Das ist wirklich wichtig, weil die Charaktere sonst nicht lebendig werden. Dewegen sagen wir den Sängern immer auch, dass sie nicht ins Publikum singen sollen, sondern in der Szene drin bleiben sollen. Wenn man verliebt ist, konzentriert man sich auf die Person, die man liebt und sagt nicht: Hallo Publikum, bitte liebe mich. Nein. Man versucht, die Person zu erreichen.

 Um ein guter Künstler zu sein, braucht es viele Dinge: Man braucht Leidenschaft, Träume, Widerstandskraft, man muss in der Lage sein, Dinge zu steuern. Meiner Meinung nach geht es in der Kunst um den Konflikt zwischen  Organisation und der Fantasie. Wenn diese beiden Dinge Hand in Hand gehen, dann bringt man ein Feuerwerk zustande. Und als Künstler ringt man ständig mit sich, denn um gut zu werden, muss man sein schärfster Kritiker sein. Den einen Augenblick hasst man, was man macht, im nächsten liebt man es.

 Alles, was ich mache, Kino, Oper, hasse ich ebenso sehr wie ich es liebe. Das ist eine Gratwanderung. Im Moment habe ich keine Pläne, ich habe derzeit überhaupt keine Lebenspläne. Wenn man ein Projekt beendet, bricht die Welt zusammen. Während man arbeitet, ist da eine Welt, die man erschafft und die dein Leben beherrscht. Sobald man fertig ist, ist es wie auf der Bühne: alles verschwindet, das Licht geht aus und man findet sich in einem schwarzen Loch wieder."

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