Weltpremiere "Bérénice": Barbara Hannigan zieht Paris in ihren Bann

Mit Unterstützung von
Weltpremiere "Bérénice": Barbara Hannigan zieht Paris in ihren Bann
Copyright 
Von Katharina Rabillon
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Die Pariser Oper wird 350 Jahre alt und feiert mit einem besonderen Meisterwerk.

Uraufführung im Palais Garnier: Die Pariser Oper feiert den 350. Jahrestag ihrer Gründung mit einem neuen Meisterwerk: "Bérénice" von Michael Jarrell. Für sein Libretto adaptierte der Schweizer Komponist das Werk von Jean Racine aus dem 17. Jahrhundert.

Die anspruchsvolle Titelrolle wird von der Sopranistin für zeitgenössische Musik interpretiert: Barbara Hannigan. "Es ist sehr interessant, weil das Stück Bérénice ein so wichtiger Teil der französischen Kultur ist. Sie ist so eine starke Figur", sagte Hannigan im Gespräch mit Euronews.

Hannigan: Eine Partitur "genau für mich geschrieben"

Die Partitur wurde für die kanadische Künstlerin maßgeschneidert, wie die Sopranistin mit einem Lächeln erklärte: "Als ich mir die Partitur zum ersten Mal angesehen habe, dachte ich, ja, sie ist in mehrfacher Hinsicht genau für mich geschrieben, sie hat diese Virtuosität, die ich so liebe. Sie hat die hohen anspruchsvollen Töne, aber auch die tiefen Töne, die mir liegen. Trotzdem trägt die Partitur ganz klar die Handschrift des Komponisten, die sehr, sehr stark ist und durch die ich die Figur werde, die er erschaffen hat."

Komponist Michael Jarrel sagte: "Am Anfang ruht ihre Stimme eher in sich, aber recht schnell ensteht dann diese Art von nervösem Gesang, kleine Melodien, die sich wiederholen und die dieses beklemmende Gefühl vermitteln. Sie beginnt zu begreifen, dass sie die Kontrolle verliert."

Tragische Liebe: Bérénice weiß, "sie wird fallen, sie wird verlieren"

Im Mittelpunkt des Werkes steht die tragische Liebe zwischen der Königin von Judäa, Bérénice, und Titus, der seine Pflicht gegenüber Rom über sie stellt. Regisseur Claus Guth wählt einen psychologischen Ansatz und schaut tief in die Seelen der Figuren. "Ich habe versucht, Innenschauen zu machen, der Protagonisten und versucht, möglichst tief in sie hinein zu leuchten.

Und so wollte ich zeigen, dass eigentlich Bérénice intuitiv von Anfang an weiß, sie wird fallen, sie wird verlieren und insofern sind das immer wieder im Stück eingebaute kurze Flashes die eigentlich zeigen, dass ihr Inneres den Untergang weiß."

Hannigan zeigte sich fasziniert von der Figur, die sie verkörpert: "Ich bin auf der Suche, wer diese Bérénice ist und wie sie zu Titus steht, den sie liebt und auch was in ihrer Seele vorgeht?"

Hannigan: Die Liebe und die Beziehung sterben nicht, und doch verblasst etwas

In einem Versuch, die Musik des Stücks zusammenzufassen fügte Jarrel hinzu: "Am Ende ist es eine Musik, die verschwindet, die langsam verblasst und nachhallt. Es ist eine Musik des Abschieds. Die Tatsache, dass es keinen Ausweg gibt, schafft eine Poesie von starker Liebe - etwas sehr Reines, Übernatürliches."

Auch Hannigan sprach über diese starke Liebe im Stück: "Sie beschließt, dass sie Titus verlassen muss. Ich mag es, dieses Art des langsamen Verblassens, weil die Liebe nicht stirbt. Der Mensch stirbt nicht. Die Beziehung stirbt nicht. Und doch verblasst etwas und das finde ich sehr poetisch."

"Bérénice" wird noch bis zum 17. Oktober im Palais Garnier aufgeführt.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Der schönste Weg vom Opernhausdach ins Hafenbecken

Kühne Konzepte beim Herbert von Karajan Young Conductors Award

Auf der Suche nach dem nächsten Dirigenten-Star: Der Herbert von Karajan Young Conductors Award