Die Berlinale-Ära von Dieter Kosslick ist vorbei

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Von Wolfgang Spindler
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Nach 18 Jahren verabschiedet sich der 70-jährige Kulturmanager gewohnt politisch und sozialkritisch.

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Stars und Glamour bei den 69. Berliner Filmfestspielen: Die französische Schauspielerin Juliette Binoche war die Vorsitzende der Jury des internationalen Wettbewerbs, die britische Film- und Theaterschauspielerin Charlotte Rampling wurde der Goldene Ehrenbär für ihr Lebenswerk verliehen. Zu den vier Persönlichkeiten, die mit der "Berlinale Kamera" ausgezeichnet wurde, gehörte die 90-jährige französische Filmemacherin Agnès Varda.

Entwurzelung, Trauer und Missbrauch

Die Jury zeichnete Streifen aus, die Entwurzelung, Trauer und Missbrauch thematisieren. Für seinen Film "Synonymes" konnte der israelische Filmregisseur Nadav Lapid den Goldenen Bären entgegennehmen, den Hauptpreis der Berlinale. Der Streifen gewann auch den Fipresci-Preis (Fédération Internationale de la Presse Cinématographique) in der Kategorie Wettbewerb des internationalen Verbands der Filmkritik.

Basierend auf eigenen Erfahrungen erzählt Nadav Lapid in "Synonymes" von der Schwierigkeit eines jungen Israeli, neue Wurzeln zu bilden: "Das Einzige, was mich letztendlich interessiert, ist die Wahrheit des Moments - den Moment auszuloten und dabei so weit wie möglich zu gehen - genauso haben wir gearbeitet", so Lapid.

Der Große Preis der Jury ging mit einem Silbernen Bären an den französischen Regisseur François Ozon für sein Drama "Grâce à Dieu" (Gelobt sei Gott) über Missbrauch in der katholischen Kirche. Der Film porträtiert Mitglieder der Selbsthilfeorganisation "La Parole Libérée" (Das befreite Wort), die als sie entdecken, dass der angesehene Geistliche, der sie als Jugendliche missbraucht hat, immer noch mit Kindern arbeitet, beschließen, endlich gegen ihn vorzugehen. Seit Januar 2019 muss sich diesbezüglich der Erzbischof von Lyon Philippe Barbarin wegen "Nichtanzeige" vor Gericht verantworten: "Es ist kompliziert, ich muss zugeben, das nächste Mal würde ich es mit zwei Mal überlegen, denn es gibt viel Widerstand, viele heftige Reaktionen, viele Leute, die nicht wollen, dass dieser Film gezeigt wird - es ist ein permanenter Kampf, aber nichts im Vergleich zu dem Kampf der wahren Opfer", sagt Ozon. _"Mit diesem Preis danke ich den Mitgliedern von "La Parole Libérée", die mich inspiriert haben."
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Einen Silbernen Bären für die Beste Darstellerin ging an die Chinesin Yong Mei, ihr Kollege Wang Jing Chun gewann ebenfalls einen Silbernen Bären für den Besten Darsteller.

Die beiden spielen ein Ehepaar, das um seinen ertrunkenen Sohn trauert, im Familiendrama "So Long, My Son" (Di jiu tian chang) des chinesischen Regisseurs Wang Xiaoshuai.

Einen Silbernen Bären für die Beste Regie konnte sich die deutsche Filmemacherin Angela Schanelec für ihren Film "Ich war zuhause, aber" abholen. Das Werk thematisiert eine schwierige Mutter-Sohn-Beziehung: Nachdem er eine Woche lang verschwunden war, kehrt der 13-jährige Sohn der Witwe Astrid ohne ein Wort zu sagen nach Hause zurück. Der alleinerziehenden Mutter fällt es immer schwerer zu akzeptieren, dass ihr Sohn ein eigenes Leben führt.

Abschied von Dieter Kosslick

Als "bester Direktor der Berlinale" wurde der langjährige Festivalleiter von Juliette Binoche verabschiedet. Euronews-Reporter Wolfgang Spindler meint: "Nach 18 Jahren war das die letzte Berlinale von Festivalleiter Dieter Kosslick. Ihm ist es gelungen, das politische Profil des Festivals zu stärken, internationale Stars anzuziehen und Regisseurinnen zu unterstützen. Mit 350.000 verkauften Tickets pro Jahr machte Kosslick die Berlinale zum weltweit zugänglichsten Filmfestival für das Publikum - toller Job, danke Dieter Kosslick!"

Der 70-jährige Kulturmanager findet persönliche Worte für euronews:

_"Tschüss euronews, war schön, dass ihr immer da wart, es war prima und ich hoffe, wir sehen uns wieder!"
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