Puccinis Frühwerk in London: Kirchenmusik mit Opernglanz

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Von Katharina RabillonSabine Sans
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Unter der Leitung von Sir Antonio Pappano singt Benjamin Bernheim die "Messa die Gloria".

Bevor Giacomo Puccini (1858-1924) ein legendärer Opernkomponist wurde, schrieb er Kirchenmusik. Aus einer Familie von Organisten und Chorleitern stammend, war er dazu bestimmt, dieser Familientradition zu folgen. Seine wahre Berufung entdeckte Puccini 1876, als er und einer seiner Brüder im nahe gelegenen Pisa eine Aufführung von Giuseppe Verdis "Aida" besuchten. Nach diesem Erlebnis gab er die Kirchenmusik auf und deshalb gibt es nur eine einzige Messe von ihm: die Messa di Gloria. Musica hat mit dem Dirigenten Sir Antonio Pappano und Tenor Benjamin Bernheim über dieses Werk gesprochen.

Puccini nutzte später das Ende dieser Messe, das Agnus Dei, im zweiten Akt seiner Oper "Manon Lescaut", wo es unter dem Titel "Madrigale" gesungen wird, um die gelangweilte Heldin zu unterhalten.

Mit dem Namen Puccini verbindet man Opern, sein erstes großes Werk war aber eine Kirchenmusik: Die festliche "Messa di Gloria", die Abschlussarbeit seines Musikstudiums. Sie wurde kürzlich vom London Symphony Orchestra mit Chor im Barbican Centre der britischen Hauptstadt aufgeführt. Am Dirigentenpult: Sir Antonio Pappano:

"Die Messa di Gloria" ist kein reifes Werk, aber genau das verleiht dem Werk seinen Charme. Es ist eine frühe, sehr frühe Arbeit von ihm, aber man hört schon unbestreitbar Puccini durch", meint der Dirigent. "Puccini entstammte einer Familie von Organisten und Chorleitern, aber eine Reise, die er unternahm, um Verdis 'Aida' zu sehen, veränderte sein Leben. 'Aida' war etwas wirklich Neues, mit einer exotischeren Musiksprache, die Puccini ansprach."

Verdi bestimmte seinen Weg

Nach diesem Erlebnis beschloss Puccini, in die Fußstapfen seines Vorbilds Verdi zu treten und nur noch Opern zu komponieren. Dieses Werk aus dem Jahr 1880 bleibt die einzige Kirchenmesse, die er jemals schrieb.

Der französische Tenor Benjamin Bernheim hat eine besondere Beziehung zu Puccinis Frühwerk:

"Es ist wirklich lustig, denn das ist eines der ersten Werke, die ich gesungen habe. Ich war noch ein junger Tenor und es war meine erste Erfahrung als Solist mit einem Publikum und einem Orchester. Es ist wie eine Rückkehr zu meinen Anfängen, und die Entwicklung meiner Stimmer im Vergleich zu vor 15 Jahren ist enorm, eine andere Welt."

Herzstück der Messe ist das Gloria mit dem schönen Tenorsolo "Gratias agimus tibi".

Zwischenstil - eine Messe mit Tendenz zur Oper

Giacomo Puccini ist 21 Jahre alt, als er die "Messa con 4 voci e orchestra" als Abschlussarbeit am Istituto Musicale Pacini seiner Heimatstadt Lucca vorlegt. Damit knüpft er an die musikalische Tradition seiner Familie an und verwendet zugleich die modernen Ausdrucksmittel seiner Zeit. Die Erfindungsgabe für Melodien und Klänge lässt schon seine spätere Meisterschaft in der Opernmusik erahnen. Uraufgeführt wird die Messe am 12. Juli 1880 während eines Gottesdienstes am Fest des Heiligen Paolino in Lucca.

Das vollständige Manuskript der Messe wurde von Puccini nie veröffentlicht. Die Messe wird auch nach der Erstaufführung zu Lebzeiten des Komponisten nicht mehr aufgeführt. Der amerikanische Priester Dante del Fiorentino entdeckt sie 1950 bei seiner Recherche für eine Puccinibiografie wieder. Ihm verdankt sie den Namen Messa di Gloria.

"Ist das opernhaft? Nicht wirklich, es ist ein Zwischenstil. Das klingt schon mehr nach Oper. Diese Melodie, wenn es nach oben geht (spielt)", so Sir Antonio Pappano. "Das hat schon eher etwas Opernhaftes, er versucht zwar, liturgisch zu sein, aber er hat bereits das Theater im Blut."

Benjamin Bernheim sagt: "Es ist ein sehr fröhliches Stück und wir versuchen, es mit so viel Freude wie möglich zu singen. Es heißt ja auch eine 'Messa di Gloria' und nicht Totenmesse oder Requiem. Sie hat etwas Strahlendes. Sie endet gewissermaßen mit einem Lächeln in der Musik. Man erwartet, dass etwas passiert und dann ist einfach Schluss - das ist wirklich wunderbar."

Sir Antonio Pappano: "Die Musik scheint irgendwie wegzuschweben und das finde ich charmant."

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