Gustavo Dudamel beschwört die Natur beim Festival "Rencontres Musicales d'Évian"

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Von Katharina Rabillon
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Vor zauberhafter Kulisse am Genfer See spielte das Orchester "Sinfonia Grange au Lac" Johannes Brahms - der Komponist stand im Mittelpunkt der diesjährigen Ausgabe.

Die "Grange au Lac" ist einer der außergewöhnlichsten Konzertsäle weltweit: Idyllisch am Genfersee gelegen gibt es dort seit über 40 Jahre das Festival "Rencontres musicales d'Evian". Der Saal - ganz aus Holz mit Birken auf der Bühne - liegt selbst im Wald, mitten in einer Parkanlage zwischen zwei Luxushotels. Seit 2014 sind vier Franzosen die künstlerischen Leiter der "Rencontres musicales". Sie spielten zwei Jahre zuvor in dem Konzertsaal, der nach Wald riecht. Das Festival war im Jahr 2000 eingestellt worden - die Sponsoren - im Wesentlichen Danone - drehte den Geldhahn zu. Das Modigliani-Quartett ließ die Begegnungen wieder aufleben.

Die "musikalischen Begegnungen" wurden 1976 auf Initiative des Industriellen Antoine Riboud gegründet. Langjähriger Leiter war der legendäre Cellist und Musiker Mstislaw Rostropowitsch. Er wünschte sich von seinem Mäzen einen Konzertsaal mit einer Atmosphäre wie im Festivalzelt von Gstaad. Er bekam ein Zuhause - seine "Datscha" wurde 1992 vom Franzosen Patrick Bouchain entworfen.

Bei der diesjährigen Ausgabe gaben Gustavo Dudamel und das Festivalorchester ein grandioses Finale mit der vierten Sinfonie von Johannes Brahms:

"Dieser Ort ist reine Schönheit und Natur", schwärmt der Dirigent. "Wir sind mitten im Wald an einem schönen See. Das verbindet einen mit DER Seite der Musik, die aus der Natur entsteht. Alle Komponisten, die wir spielen, wurden von solchen Orten inspiriert."

Der künstlerische Leiter des Festivals Philippe Bernhard meint: "Die DNA des Festivals 'Rencontres Musicales d'Évian' zeigt sich schon in seinem Namen: Begegnungen."

Im Gleichklang mit der Natur

Der einzigartige Konzertsaal besteht komplett aus Holz mit Silberbirken auf der Bühne: "Hier ist man bei Rostropowitsch Zuhause", weiß Bernhard.

Der Architekt erinnert sich: _"Er betrachtete dieses Haus als sein Zuhause, er sagte immer, meine Datscha. Ein Teil des Zaubers ist sicherlich die Überraschung, dass man bereits drinnen ist, kaum hat man die Türschwelle überschritten. Ein bisschen wie im Zirkus. Und auch die Decke in Form einer Ähre ist Teil dieses Zaubers. Ich wollte Rostropowitsch überraschen und den Raum mit dem Baum schmücken, der für Russland steht - der Birke. Wenn man das Gebäude betritt, riecht man das Holz, man ist im Gleichklang mit der Natur.

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Johannes Brahms, einer der bedeutendsten Komponisten der Romantik, steht im Mittelpunkt der diesjährigen Ausgabe.

"Brahms ist für mich der Gott der Tradition", so Gustavo Dudamel. _"Seine vierte Sinfonie zu spielen ist, als würde man in einer Kathedrale stehen und die Tradition der Geschichte atmen."
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Familiäre Stimmung unter Freunden

Auf der Bühne: Die "Sinfonia Grange au Lac", ein Orchester, das eigens für das Festival gegründet wurde und außergewöhnliche Musiker vereint.

"Dieses Orchester ist etwas ganz Besonderes. Es besteht aus Musikern, die jeweils aus verschiedenen Ensembles, verschiedenen Ländern kommen und sich hier zusammenfinden. Mit Gustavo Dudamel hat es sofort gefunkt. Er mochte diese familiäre Stimmung unter Freunden, die gleichzeitig Aufbruch verspricht", erzählt Philippe Bernhard. "Das sind Musiker, die unglaublich offen und so empfänglich sind. Es ist wirklich ein sehr fruchtbarer Austausch."

Und der Dirigent meint: _"Wenn sie zusammen spielen, spürt man hier nicht die Persönlichkeiten verschiedener Orchester. Man spürt die Einzigartigkeit dieses Orchesters, die Freundschaft, die Verbundenheit."
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Die nächste Ausgabe des Festivals "Rencontres Musicales d'Evian" findet vom 4. bis 11. Juli 2020 statt.

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