Darf rechter Hass mit Gewalt bekämpft werden? Das ist eine der Fragen, die der deutsch-französische Spielfilm der Berliner Regisseurin Julia von Heinz aufwirft. Er ist einer der 18 Kandidaten für den Goldenen Löwen in Venedig.
"Und morgen die ganze Welt" - ein kompaktes Polit-Drama mit Thriller-Elementen und eine deutsch-französische Koproduktion, die am Donnerstag auf den Filmfestspielen in Venedig Premiere gefeiert hat.
Darin sympathisiert die junge Jura-Studentin Julia mit Antifa-Aktivisten, die deutschlandweit Neonazis ins Visier nehmen. Irgendwann stellt sich unausweichlich die Frage: Darf Hass mit Gewalt bekämpft werden?
Auf dem Roten Teppich in Venedig trug die Filmcrew Masken mit Namen von Opfern rechter Gewalt in Deutschland. Darunter die Ägypterin Marwa Ali El-Sherbini, die vor einem Dresdner Gericht getötet wurde. Und der radikale Berliner Antifa-Aktivist Silvio Meier, 1992 ermordet von Neonazis.
Regisseurin Julia von Heinz sagte bei der Pressekonferenz in Venedig: "Unglücklicherweise war es kein Problem, 30 oder sogar 40 Namen von Menschen zu finden, die ermordet wurden. Wir alle kennen die Namen der Mörder, aber wir wollen diese Plattform nutzen, um an die Opfer zu erinnern. Die haben sich nichts zu schulden kommen lassen. Sie hatten die falsche Hautfarbe, waren behindert, oder haben sich offen gegen Neofaschismus in Deutschland ausgesprochen."
"Wie können wir Faschismus bekämpfen?"
Schauspieler Tonio Schneider ergänzte: "Dieser Film ist deshalb so wichtig, weil er Fragen stellt, darunter die Frage: Wie können wir Faschismus bekämpfen."
Studentin Julia und ihre Antifa-Bekannten müssen sich irgendwann entscheiden, wie weit sie gehen wollen und können, um Rechtsextremisten die Rote Karte zu zeigen.
Der Film der 44-jährigen Julia von Heinz, früher selbst linke Aktivistin, ist einer von 18 Bewerbern um den Goldenen Löwen. Und sicher nicht der aussichtsloseste bei der Kür am Samstagabend. "Und morgen die ganze Welt" soll Ende Oktober in die Kinos kommen.