Galeristen im Kultur-Lockdown: Romain Houg und Rüdiger Voss

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Von Wolfgang Spindler
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Noch haben Galeristen wie Romain Houg und Rüdiger Voss die nötigen Ressourcen. Für viele andere könnte der erneute Lockdown - vor allem wenn er andauert - das Ende ihrer Existenz bedeuten.

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Der erneute Lockdown nagt an der Substanz der Kunstszene in vielen Ländern Europas. Privatgalerien dürfen - wenn überhaupt - nur mit stark eingeschränkter Besucherzahl öffnen.

Nicht gerade ideale Voraussetzungen für ein Geschäft, das auf persönlichem Kontakt beruht. Auch online ist der Handel schwierig, vor allem, wenn man junge, weniger bekannte Talente vertritt. Über ihre aktuelle Lage sprachen wir mit einem französischen und einem deutschen Galeristen, Romain Houg (Paris)und Rüdiger Voss (Düsseldorf).

Romain Houg: "Wir werden nicht wirklich als Kultureinrichtungen, sondern wie ein Geschäft betrachtet, wie jemand, der Schuhe oder Kleidung verkauft. Während des ersten Lockdowns haben wir 1.500 Euros Hilfe erhalten. Dafür musste man nur in einer Erklärung bestätigen, dass man Verkaufseinbußen erlitten hat."

Rüdiger Voss: "Der Staat hat ja die Galeristen als Kleinunternehmen bewertet. Und Kleinunternehmen, Einzelunternehmen, die haben dann vom Staat eine Bezuschussung von 9.000 Euro bekommen."

Romain Houg: "Mein Kerngeschäft ist es, junge Künstler zu fördern und bekannt zu machen. Und das hat eine physische Dimension: Es geht um die Begegnung mit dem Künstler, den Werken, mit der Szenografie, mit der künstlerischen Interpretation in einem Ausstellungsraum."

Finesse geht auf Instagram verloren

Rüdiger Voss: "Man erlebt die Materialität, man hat natürlich auch die Möglichkeit, mit dem Künstler zu sprechen, und man hat auch die Möglichkeit, über die Kunst zu reden, und das fällt natürlich jetzt weitgehend weg."

Romain Houg: "Die Finesse, die Feinheit, die ein Kunstwerk haben kann, geht auf Instagram, Facebook oder TikTok verloren. Sie verblasst. Der Computer- oder Handybildschirm erlaubt es nicht, all diese kleinen Feinheiten zu spüren."

Alle Ausstellungen ab Januar erst einmal abgesagt

Rüdiger Voss: "Meine Zukunft, die hab ich irgendwie in den letzten Tagen so geplant, dass ich alle Ausstellungen ab Januar erst einmal abgesagt habe und das Ganze auf mich zukommen lasse."

Romain Houg: "Wir haben alle Ausstellungen verschoben und warten ab, was passiert. Wir können es nicht kontrollieren. Aber man muss finanziellen Rückhalt haben."

Noch haben Galeristen wie Romain Houg und Rüdiger Voss die nötigen Ressourcen. Für viele andere könnte der erneute Lockdown - vor allem wenn er andauert - das Ende ihrer Existenz einläuten.

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