"JR: Chronicles" in London: Grenzen ausloten und verwischen

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Von Damon EmblingSabine Sans
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Der französische Public-Art-Künstler zeigt seine jüngsten Werke.

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Von Migration und Waffenkontrolle bis hin zum Nahostkonflikt: Der französische Künstler JR beschäftigt sich mit aktuellen sozialen und politischen Themen der Welt. Seine Arbeiten werden aktuell in der Londoner Saatchi Gallery ausgestellt.

"Mir geht es hauptsächlich darum, Menschen an verschiedenen Orten kennenzulernen. Meine ganze Reise hat damit begonnen, auf der ganzen Welt Leute zu finden, die mir sagen würden: 'Äh, es tut uns leid, Kunst, aber nicht hier.'", erzählt JR. "Ich habe keine gefunden. Vielleicht in Nordkorea, ich war dort und sie waren nicht gerade begeistert von meiner Arbeit!"

Alles begann damit, dass JR einen Fotoapparat in der Pariser Metro fand. Der damalige Graffiti-Künstler knipste Fotos von Künstlerkollegen und klebte sie auf Straßenwände. Dasselbe machte er mit jungen Leuten aus einem Pariser Vorort, der im Zentrum landesweiter Unruhen stand. Das Ziel: die Darstellung in den Medien zu hinterfragen.

Wenn Fremde zu Freunden werden

JR erzählt in riesigen überwältigenden Porträts auf Wänden und Mauern die Geschichte von ganz normalen Menschen. In einer Mischung aus Kunst und Aktion stellt der Fotograf, Aktivist und Public-Art-Künstler Fragen nach Freiheit und Verbindlichkeit, Identität und Grenzen.

"Ich wollte Fotos von meinen Freunden machen, die ihre eigene Karikatur davon spielen, wie wir sie sehen und sie in Paris verbreiten", erklärt der 38-Jährige. _"Und es hat tatsächlich geholfen, diese Karikaturen zu dekonstruieren, man kann den Namen und das Alter sowie die Hausnummer sehen. Ein Unbekannter aus den Medien, der einem Angst macht, verwandelt sich in jemanden, den man kennenlernen und besuchen kann."
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Grenzen ausloten

Im Nahen Osten hat JR Porträts-Paare von Israelis und Palästinensern mit den gleichen Berufen entlang der Grenzmauer geklebt:

"Die Leute sagen mir immer, hier sind wir offen dafür, du kannst das machen, du kannst sogar den 'Feind' an die Mauer kleben und wir lassen ihn kleben. Aber auf der anderen Seite hassen sie uns, sie werden es nie zulassen, dass man das macht. Würde ich aber auf die andere Seite gehen und dort die Bilder kleben, würden sie mir genau das Gleiche sagen.... Man merkt, wie beide Seiten sich durch die Medien, durch den Kontext wahrnehmen und nur das Schlimmste vom anderen annehmen und vergessen, dass es auch Leute gibt, die einfach nur Taxi fahren."

Laura Uccello, Partnerships Director der Saatchi Gallery: "Es ist ein unglaubliches Privileg für die Saatchi Gallery, unsere Galerie mit dieser Ausstellung wiederzueröffnen, bei der es darum geht, Menschen durch Kunst zusammenzubringen."

"Wir Künstler müssen die Optimisten dieser Welt sein, weil es bereits genug Pessimisten gibt."
JR
Public-Art-Künstler

Die Ausstellung kommt aus den USA, in London wurden neue Werke hinzugefügt. Der Künstler will damit zu mehr Positivität inspirieren: _"Wenn man seine Wahrnehmung über einen Ort und über Menschen verändert, ist das ein Weg, die Welt zu verändern. Wir Künstler müssen die Optimisten dieser Welt sein, weil es bereits genug Pessimisten gibt."
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"JR: Chronicles" wird vom Brooklyn Museum organisiert. Die Ausstellung läuft noch bis Anfang Oktober in der Londoner Saatchi Gallery. Tickets unter www.saatchigallery.com/jrtickets. Art Explora ist der Hauptsponsor.

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