100 Jahre verschollen: Film über den russischen Bürgerkrieg feiert Weltpremiere

100 Jahre verschollen: Film über den russischen Bürgerkrieg feiert Weltpremiere
Copyright euronews
Von Frédéric PonsardSabine Sans
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Dziga Vertov, ein Regisseur der sowjetischen Avantgarde stand im Mittelpunkt des Internationalen Dokumentarfilmfestival IDFA in Amsterdam.

WERBUNG

Im Amsterdamer Tuschinski-Theater hat die Weltpremiere eines für immer verloren geglaubten Films stattgefunden. Der Streifen von Dziga Vertov stammt aus dem Jahr 1921. Er ist 100 Jahre alt, genauso alt wie das Art-déco-Gebäude im Zentrum der niederländischen Stadt.

Dziga Vertov, ein Regisseur der sowjetischen Avantgarde und Autor von "Der Mann mit der Kamera", stand im Mittelpunkt des Internationalen Dokumentarfilmfestivals IDFA in Amsterdam, dem weltweit größten Treffpunkt für Dokumentarfilmliebhaber und -profis.

Der Filmhistoriker Nikolai Izvolov präsentierte die verschollene Version von Dziga Vertovs "Die Geschichte des Bürgerkriegs" über den Krieg zwischen den kommunistischen Bolschewiken und der weißen antirevolutionären Armee.

"Dieser Film wurde vor 100 Jahren gedreht und dieses Jahr, genau hundert Jahre nach seiner Entstehung, restauriert", erzählt Nikolai Izvolov. "Wir müssen viele Filme der Vergangenheit restaurieren und wiederfinden. Etwa 90 Prozent unserer Filme aus der Stummfilmzeit gingen verloren. Deshalb arbeiten wir, die Filmhistoriker, an der Restaurierung dieser Filme und stellen sie manchmal der Öffentlichkeit vor, und wir freuen uns, dass dieser alte Film (Vertovs "Die Geschichte des Bürgerkriegs", Anm. d. Red.) ein Erfolg ist."

Der bolschewistische Propagandastreifen, der die blutige Niederschlagung der weißen Konterrevolutionäre zeigt, wurde bisher nur einmal 1921 vorgeführt, danach verlor sich die Spur des Werkes.

"In Russland und in der ganzen Welt kennt niemand Philip Mironov, wenige kennen Trotzki, man kennt zwar seinen Namen, weiß aber nicht, wer er war", meint Produzent Konstantin Grinberg-Vertogradsky. "Dieser Film ist sehr wichtig, weil dieser Krieg ein sehr blutiger Krieg war, ein wenig bekannter Krieg, aber Russland hat in diesem Bürgerkrieg viele Millionen Menschen verloren."

Unrühmliche Vergangenheit

Eine unrühmliche Vergangenheit, die die Grausamkeit der Kämpfe zeigt, seltsamerweise sind die Aufnahmen, die Stalin zeigen, trotz der Recherchen verschwunden. Die Vorführung wurde live vom "The Anvil Orchestra" begleitet, wodurch er eine ganz besondere Ausstrahlung bekommt.

"Ich habe eine Menge Filmbegleitungen geschrieben, z.B. für Dokumentarfilme beim Sundance-Filmfestival, dort gibt es Ton, Sounddesign und Musik - die Musik ist im Hintergrund", erklärt Komponist und Musiker Roger Clark Miller. "Hier gibt es nur Musik, also sind wir das Sounddesign und wir ersetzen auch die Sprache. Wir sind in jeder Filmszene aktiv, weil es keinen Ton gibt. Manchmal schlägt Terry seinen Gong bei einer Explosion. Man merkt es vielleicht nicht, aber man spürt, dass die Musik Teil des Films ist."

Vorführungen in Moskau und in Venedig

Der Film wird im Frühjahr für die russische Erstaufführung in Moskau und bei den nächsten Filmfestspielen in Venedig zu sehen sein.

100 Jahre nach seiner ersten und einzigen Aufführung ist "Die Geschichte des Bürgerkriegs" von Dziga Vertov endlich für alle zugänglich. Restaurierte Bilder aus der Vergangenheit, die die Geschichte Europas, Russlands und des 20. Jahrhunderts rekonstruieren.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Ein Softie und ein Punk: Thessaloniki zeigt starke Jugendporträts

Zurich Film Festival 2021 - Eine neue Generation

"Anatomie eines Falls" räumt beim Europäischen Filmpreis ab