Der russische Film-, Opern- und Theaterregisseur Kirill Serebrennikov ist überraschend in Hamburg eingetroffen und hat seine Arbeit am Thalia-Theater aufgenommen. Noch im Sommer 2020 war er wegen "Veruntreuung" von Geldern zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe mit Ausreiseverbot verurteilt worden.
Jahrelang stand der russische Regisseur Kirill Serebrennikow in Moskau unter Hausarrest, danach hatte er Reiseverbot. Er gilt als einer der brillantesten Künstler seiner Generation, ist aber seit Jahren staatlicher Repression ausgesetzt. Überraschenderweise durfte er jetzt für ein Theaterprojekt nach Hamburg reisen.
2017 konnte Serebrennikov nicht am Filmfestival in Cannes teilnehmen, wo sein Film Leto, eine musikalische Ode an die Jugend und die Freiheit, im offiziellen Wettbewerb lief. Serebrennikov, der für moderne Adaptionen russischer Klassiker bekannt ist, durfte Russland nicht mehr verlassen, nachdem er Probleme mit den Behörden bekommen hatte. Er wurde 2017 festgenommen und unter Hausarrest gestellt, weil ihm vorgeworfen wurde, mehr als 1,75 Millionen Euro an staatlichen Geldern für das Moskauer Gogol-Theater gestohlen zu haben, dessen künstlerischer Leiter er war. Der 52-Jährige wurde im April 2019 aus dem Hausarrest entlassen, durfte das Land aber bis 2023 nicht verlassen. Im Juni 2020 wurde er zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe verurteilt, und einige Monate später wurde seine achtjährige Amtszeit als Leiter des Gogol-Theaters beendet.
Das Verfahren wird als Strafe für seine mutige Arbeit und seine Kritik an Autoritarismus und Homophobie im heutigen Russland gewertet.
Im Hausarrest durfte er nicht telefonieren und hatte keinen Internet-Zugang. Für Opernproduktionen mussten Anweisungen an Sänger und Bühnenbildner über seinen Anwalt verschickt werden, sein Assistent inszenierte dann nach seinen Anweisungen. Für Serebrennikov ist Hamburg ein Schritt zurück in die Freiheit, die wirkliche.