Biennale in Venedig: Kunst verteidigt die Freiheit in der Ukraine

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Von Frédéric PonsardSabine Sans
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Die 59. Biennale-Ausgabe ist politisch geprägt: Nicht nur der Krieg in der Ukraine, auch andere politische Konflikte und gesellschaftliche Debatten spiegeln sich in vielen Beiträgen.

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Die Kunstbiennale in Venedig findet alle zwei Jahre statt – dieses Jahr ist es die 59. Ausgabe vom 23. April bis 27. November unter dem Titel "The Milk of Dreams". 213 Künstlerinnen und Künstler aus 58 Ländern stellen in den Gardini, im Arsenale und in der Stadt aus. 79 Länder präsentieren eigene Länderpavillons. Der Goldene Löwe für das Lebenswerk geht an die Künstlerinnen Katharina Fritsch (Deutschland) und Cecilia Vicuña (Chile).

Mit Kunst gegen den Krieg

Die Biennale präsentiert im Rahmen ihrer Begleitveranstaltungen "This is Ukraine: Defending Freedom". Ein monumentales und militantes Kunstprojekt, das in der Scuola Grande della Misericordia, stattfindet. Die Veranstaltung ersetzt den The Future Generation Art Prize @ Venice 2022.

Eine Ausstellung, die nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart der ukrainischen Kunst zusammenbringt, sondern auch Werke der größten zeitgenössischen Künstler der Welt, die sich gegen den Krieg aussprechen. Das Kiewer PinchukArtCentre und die Victor Pinchuk Stiftung unter der Schirmherrschaft des gleichnamigen Geschäftsmannes und Philanthropen und mit Unterstützung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj präsentieren die Veranstaltung. In seiner Videobotschaft sagte er:

"Wahrscheinlich hat es nicht einmal ein Jahr auf dem Planeten Erde gegeben, in dem Nationen nicht für ihre Freiheit gekämpft haben. Aber es gibt viele Jahre, in denen die meisten Menschen von diesen Kämpfen für die Freiheit keine Notiz genommen haben. Das ist es, worauf Tyrannen hoffen."

Selenskyj wandte sich an alle Politiker, Künstler, Gäste und Besucher der Biennale in Venedig und erinnerte an die Bedeutung der Kunst und Kultur seiner Nation.

300 Porträts von Müttern, die einen Sohn verloren haben

Die Serie "Mothers" zeigt 300 Porträts von Müttern, die seit 2014 an den Fronten von Donezk und Luhansk einen Sohn verloren haben. Björn Geldhof, künstlerischer Leiter des PinchukArtCentre:

"Wir haben diese Ausstellung in kürzester Zeit, in nur vier Wochen, auf die Beine gestellt. Die Absicht war, die Ukraine so gut wie möglich zu repräsentieren. Nicht nur in einem zeitgenössischen, sondern auch in einem historischen Sinn, denn Putin startete den Krieg mit der Behauptung, dass die Ukraine keine Kultur hat, kein Land ist. Diese Ausstellung beweist, dass wir eine Kultur haben, die tief verwurzelt ist, wir haben eine Kultur, die eine Geschichte hat. Auch die internationalen Stimmen, die sich nachhaltig für die Ukraine einsetzen, sind wichtig."

Den Krieg sichtbar machen

Zu diesen Künstlern gehört auch der französische Streetartkünstler JR (Juste Ridicule) mit seinem Riesenporträt der kleinen Valeriia, das er mithilfe der Bevölkerung in Lviv aufstellte. Das Foto erschien auf der Titelseite der Times, und der lebensgroße Abzug wird jetzt in Venedig ausgestellt.

"Ich habe dieses große Bild dorthin gebracht, weil ich wollte, dass die russischen Flugzeuge sehen, auf wen sie jeden Tag schießen", so der Fotograf und Streetartkünstler. "Deshalb haben wir dieses 45 Meter lange Bild mitten im Herzen der Stadt ausgebreitet. Man kann es nicht übersehen, wenn man über die Stadt fliegt, die tatsächlich gerade bombardiert worden war. Es war eine Bürgerinitiative, um den Menschen bewusst zu machen, wer davon betroffen ist – insbesondere Kinder sind die Betroffenen. Die kleine Valeriia ist gesund und munter, sie ist mit ihrer Mutter auf der anderen Seite der Grenze, aber ihr Vater und ihr Bruder sind noch in der Ukraine."

Zivilisten, die Soldaten wurden

Der Ehemann von Lesia Khomenko kämpft in der Ukraine. Die Künstlerin malt Zivilisten wie Juristen, Ingenieure oder Musiker, die jetzt Soldaten sind.

"Ich verstehe Kunst als eine politische Tätigkeit", sagt Lesia Khomenko. "Die Kunst kann sicher nicht mit dieser Realität mithalten, gerade jetzt mit dem Tod vieler Menschen, vieler Zivilisten. Die Realität ist mächtiger als die Kunst, besonders die ukrainische Realität ist so surrealistisch."

Sondererlaubnis für die Kunst

Nikita Kadan kam mit einer Sondererlaubnis und muss am 2. Mai zurück in der Ukraine sein. Er zeigt Fragmente des Kriegs von 2014 bis heute: "Diese Arbeit zeigt Beweise wie Fragmente von russischen Raketen sowie Fragmente von Ruinen aus Kiew", erklärt Kadan.

"This is Ukraine: Defending Freedom" ist noch bis zum 7. August in Venedig zu sehen.

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