Gegen den Sauftourismus: Dieser Dresscode gilt jetzt für Touristen auf Mallorca

Glas mit Sangria in Peguera im Südwesten Mallorcas
Glas mit Sangria in Peguera im Südwesten Mallorcas Copyright OLYMPUS CORPORATION, E-M1MarkII
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Von euronews
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Lange Zeit verband die Berichterstattung Teile der Insel mit Partytourismus, Alkoholkonsum und lautstarkem Feiern am Ballermann. Seit ein paar Jahren wehrt sich die öffentliche Hand gegen dieses Image, doch Lokalbetreibern reicht das nicht.

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Vielen Deutschen gilt sie als 17. Bundesland und auch bei Urlauberinnen und Urlaubern aus anderen europäischen Ländern ist das Eiland seit Jahrzehnten ganz oben auf der Liste der beliebtesten Ferienziele: die Baleareninsel Mallorca im Mittelmeer. 

Lange Zeit verband die Berichterstattung Teile der Insel mit Partytourismus, Alkoholkonsum und lautstarkem Feiern am Ballermann. Seit ein paar Jahren aber wehrt sich die öffentliche Hand gegen dieses Image. Zahlreiche Regeln traten bereits in Kraft, so hatte ein Verbot des sogenannten Eimersaufens für Diskussionen gesorgt. 

Geschäftsleuten in der Inselhauptstadt Palma aber genügt das nicht. Seit Anfang Mai zögen auch in dieser Saison große Touristengruppen durch die Straßen, um sich zu betrinken. Bereits erlassende Regelungen für All-inclusive-Hotels seien nicht ausreichend. Feierwütige TouristInnen wichen kurzerhand auf den öffentlichen Raum aus. 

Das ist weder die Art von Tourismus, die wir wollen, noch das, was die Einwohner verdienen.
Francina Armengol
Präsidentin Autonome Gemeinschaft der Balearischen Inseln

Dies sei nicht der Tourismus, den die Inselgruppe wolle, so die Präsidentin der Balearen Francina Armengol vor Saisonstart 2022. Nach den Maßnahmen der Behörden hat auch die Tourismusindustrie nachgezogen. 

Saison 2022: Geschäftsleute erlassen eigene Regeln

Restaurant- und Barbetreiber am Strand von Palma haben sich auf einen Dresscode für ihre Gäste geeinigt. Wer in Badebekleidung oder Fußballtrikot Einlass begehrt, soll abgewiesen werden. Auch bei Straßenhändlern erworbene Artikel, wie Goldketten und Schirmhüte sind nicht gern gesehen. Wer oben ohne unterwegs ist, soll nicht bedient werden. 

Zunächst hatten sich elf Lokalitäten auf die Regelungen verständigt. Vor Bars und Restaurants sollen QR-Codes zum Einsatz kommen, um die potentiellen Gäste darüber zu informieren, was verboten ist. Tagsüber sollen Ausnahmen möglich sein. In den feierintensiven Abend- und Nachtstunden aber soll das Verbot strikt durchgesetzt werden.

Auch Lautsprecher verboten

Eine ähnliche Initiative hatte zuvor der Verband Abone ergriffen. Auch dieser Zusammenschluss von Lokalen und Diskotheken hatte sich auf einen Dresscode geeinigt. Wie das "Mallorca Magazin" bereits vor Saisonstart im März berichtete, sollen Gäste vollständig bekleidet sein. Wer etwa ohne Schuhe und mit freiem Oberkörper auftaucht, soll auch hier abgewiesen werden. Kurios: Auch Lautsprecher und Megafone sind verboten. Offenbar ist das keine Selbstverständlichkeit. 

Das Regelwerk gilt in auch bei deutschen UrlauberInnen beliebten Lokalitäten der Inselhauptstadt Palma, so im "Oberbayern", im "Bolero" und im für seine Schlager-Live-Auftritte bekannten "Megapark". 

Auswärtiges Amt erinnert an Verbote

Die Regionalregierung der Balearen hatte bereits Anfang 2020 weitreichende Regelungen zur Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs erlassen und Verstöße mit empfindlichen Strafen belegt. Darüber informiert das Auswärtige Amt in Berlin auf seiner Internetseite. Dies gelte unter anderem für die Touristenzentren der Balearen, so etwa für den Strand von Palma und für El Arenal, aber auch auf Ibiza. 

Hotels müssen demnach das All-Inclusive-Angebot bei alkoholischen Getränken einschränken. Reiseangebote, die den Alkoholkonsum fördern, wurden verboten. In bestimmten Gegenden wurde auch das von Touristen praktizierte Balkonklettern und -springen untersagt.

Geldbußen bei Fehlverhalten

Das sogenannten Eimersaufen, bei dem meist große Mengen Sangria konsumiert werden, kann mit bis zu 3000 Euro zu Buche schlagen. Der Kauf einer Sonnenbrille bei einem nicht autorisierten Straßen- oder Strandhändler kann eine Geldstrafe von bis zu 750 Euro nach sich ziehen. Mindestens 100 Euro kann es kosten, wenn Urlauber abseits des Strands oben ohne angetroffen werden. Auch das hatte das "Mallorca Magazin" berichtet. 

Nachdem der Fokus der Regelungen über zwei Jahre hinweg auf den Coronamaßnahmen gelegen haben dürfte, rückten mit Beginn der Saison 2022 nun die Verhaltensregeln mit Blick auf Alkoholkonsum und Kleidung verstärkt in den Fokus.

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