Rasur bei Preisverleihung: Kim de l'Horizon setzt ein Zeichen für Frauen im Iran

Kim de l'Horizon rasiert sich am Rednerpult die Haare.
Kim de l'Horizon rasiert sich am Rednerpult die Haare. Copyright EBU/ZDF
Copyright EBU/ZDF
Von Euronews mit DPA/EBU/ZDF
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

An das Publikum gewandt, sagte Kim de l'Horizon: "Dieser Preis ist nicht nur für mich", zückte einen Haarschneider und rasierte sich den Kopf - als Zeichen der Solidarität mit den Frauen im Iran.

WERBUNG

Der diesjährige Deutsche Buchpreis für Kim de l'Horizon aus der Schweiz ist eine überraschende und auch mutige Entscheidung.

"Blutbuch" erzählt eine Familiengeschichte aus der Perspektive einer nicht-binären Person. Der Debütroman der 30-jährigen Schweizer Autorenperson handelt auch von Ressentiments gegenüber LGBTQ - basierend auf eigenen Erfahrungen. Mit Schminke, Schmuck und Paillettenrock nahm Kim de l'Horizon die Auszeichnung entgegen und sagte: "Ich danke all meinen Freund:innen, die mir in diesem Jahr, das wirklich sehr schwer war und auch sehr toll, aber auch sehr schwer war, die mich unterstützt haben und meinen körperlichen Prozess auch erst ermöglicht haben. Ich danke ihnen allen."

"Aber dieser Preis ist nicht nur für mich"

An das Publikum gewandt, sagte Kim de l'Horizon: "Aber dieser Preis ist nicht nur für mich", zückte einen Haarschneider und rasierte sich den Kopf - als Zeichen der Solidarität mit den Frauen im Iran. Die Jury habe den Text auch ausgewählt, "um ein Zeichen zu setzen gegen den Hass, für die Liebe, für den Kampf aller Menschen, die wegen ihres Körpers unterdrückt werden".

Der Preis sei offensichtlich eben auch für die Frauen im Iran, "zu denen wir alle schauen".

Die Rasuraktion am Rednerpult erntete nicht nur im Saal stehende Ovationen. Die Kabarettistin Maren Kroymann dankte Kim de l'Horizon für die außergewöhnliche Aktion der Solidarität.

In der Begründung der Buchpreis-Jury hieß es, mit einer enormen kreativen Energie suche die non-binäre Erzählfigur in Kim de l'Horizons Roman "Blutbuch" nach einer eigenen Sprache. "Welche Narrative gibt es für einen Körper, der sich den herkömmlichen Vorstellungen von Geschlecht entzieht?" Die Romanform sei in steter Bewegung: "Jeder Sprachversuch, von der plastischen Szene bis zum essayartigen Memoir, entfaltet eine Dringlichkeit und literarische Innovationskraft, von der sich die Jury provozieren und begeistern ließ."

Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wird seit 2005 jeweils zum Start der Woche der Frankfurter Buchmesse verliehen.

Mit "Blutbuch" steht Kim de l'Horizon auch auf der Shortlist für den diesjährigen Schweizer Buchpreis 20. November.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Autor vom Bodensee: Martin Walser mit 96 Jahren gestorben

"Freedom Rally for Iran" in Berlin - 80.000 sind dabei

1. Tag der Frankfurter Buchmesse: Das Thema Ukraine ist stark präsent