James Gray über "Armageddon Time": "Geschichte ist wie das Abziehen von Zwiebelhäuten"

James Gray im Gespräch mit den Kultur-Redakteuren von Euronews
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Von Frédéric PonsardEuronews
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Grays jüngster Streifen "Armageddon Time" ist ein halb-autobiografischer Film, der in das New York der frühen 80er-Jahre abtaucht.

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Kultregisseur James Gray ist in dieser Woche in Lyon auf dem Festival Lumière zu Gast - das genau an dem Ort stattfindet, an dem die Brüder Lumière den ersten Kinematografen erfanden. Eine Retrospektive seiner Filme, eine Masterclass sowie die Vorpremiere seines jüngsten, bereits in Cannes vorgestellten Films, "Armageddon Time" mit Anthony Hopkins und Anne Hathaway stehen auf dem Programm.

Unsere Kulturredakteure nutzten die Gelegenheit, um mit einem der größten Autoren des zeitgenössischen amerikanischen Kinos zu sprechen.

"Leider hat das Hollywood-System alle Arbeit geleistet"

Sein Blick auf das Genre: "Es ist ein Irrtum zu glauben, dass eine Kunstform für immer existiert. Was die Geschichte des Kinos ist, wissen wir nicht, es ist eine so junge Kunstform. Ein Teil des Problems ist, dass, wenn der Markt zum Gott wird und es kein Gegengewicht gibt, die Konzerne beginnen, ihre Macht zu festigen und das konditioniert Menschen in ihrer Denkweise und in ihren Erwartungen.

Und leider hat das Hollywood-System alle Arbeit geleistet und dem Rest der Welt seine Vorstellung davon aufgezwungen, was Kino ist und sein sollte."

"Armageddon Time" ist ein halb-autobiografischer Streifen, der in das New York der frühen 80er-Jahre abtaucht. Er handelt von Jungen, der aus einer jüdischen Familie in Queens stammt und mit sich einem schwarzen Schulkameraden anfreundet, der vom Weltraum träumt, dem aber der soziale Aufstieg verwehrt bliebt.

"Wir alle tragen mit kleinen Dingen zu einer kollektiven Katastrophe bei"

Ein Blick zurück auf Rassismus und gesellschaftliche Ungleichheiten, die auch heute noch zu spüren sind, meint James Gray. "Vielleicht erlaubt uns die Distanz der Vergangenheit, die Dinge heute klarer zu sehen. Geschichte ist wie das Abziehen von Zwiebelhäuten, man kommt nie wirklich zum Kern, es ist endlos.

Ich will damit nicht sagen, dass irgendjemand schuld ist. Darum geht es nicht, wir alle tragen mit kleinen Dingen zu einer kollektiven Katastrophe bei."

"Armageddon Time" ist der achte Spielfilm im beachtlichen Schaffen von James Gray, dessen Bandbreite von "Little Odessa" mit Tim Roth bis zu "Ad Astra - Zu den Sternen" mit Brad Pitt reicht.

Sein neues Werk soll im November in die europäischen Kinos kommen.

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