Europa ringt um Lösung für Flüchtlingsboote im Mittelmeer

Europa ringt um Lösung für Flüchtlingsboote im Mittelmeer
Von Euronews
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Am 5. Oktober 2013 trafen auf der italienischen Insel Lampedusa mehr als hundert Leichen ein, darunter die von vier Kindern. Die Menschen waren zwei

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Am 5. Oktober 2013 trafen auf der italienischen Insel Lampedusa mehr als hundert Leichen ein, darunter die von vier Kindern.

Die Menschen waren zwei Tage zuvor in Libyen in See gestochen, um in Europa ein neues Leben zu beginnen. Bald wurde klar, dass bei dem Unglück 368 Migranten ihr Leben verloren hatten.

Vito Fiorino ist ein italienischer Fischer, der nach eigenen Angaben fast 50 Schiffbrüchigen das Leben rettete: “Nachdem wir in See gestochen waren, erlebten wir dramatische Szenen”, berichtet Fiorino. “All diese Menschen, die ihre Arme in die Höhe rissen und um Hilfe schrien. Es war furchtbar. Wir haben sofort den Hafen alarmiert und begonnen, die Leute an Bord zu holen. Schließlich hatten wir 47 von ihnen aus dem Wasser gezogen.”

Italien reagierte auf diese Katastrophe mit dem Seenotrettungsprogramm Mare Nostrum. 900 Mitglieder der italienischen Marine wurden zur Rettung von schiffbrüchigen Migranten eingesetzt. In den kommenden 13 Monaten wurde 170.000 Menschen das Leben gerettet.

Doch bald wurde Kritik laut. Das Programm kostete den italienischen Staat 117 Millionen Euro. Und einige Kritiker behaupteten, dass Rettungsprogramm hätte illegale Einwanderer ermutigt, sich auf die gefährliche Reise zu machen.

Mare Nostrum wurde Ende Oktober letzten Jahres eingestellt. Seitdem ist die europäische Grenzschutzbehörde Frontex für die Bewachung der europäischen Seegrenzen im Mittelmeer zuständig.

Die Frontex-Mission Triton ist jedoch kein Rettungsprogramm und verfügt über weit geringere Mittel. Mare Nostrum kostete 9,3 Millionen Euro im Monat, Triton dagegen nur 2,9 Millionen.

Vor allem hatte Mare Nostrum ein weit größeres Operationsfeld. Die Rettungsaktionen reichten weiter ins offene Meer hinaus und so konnten mehr Schiffbrüchige vor dem Ertrinken bewahrt werden.

Hedinn Halldorsson ist ein ein Mitarbeiter von Save the Children: “Seit dem Ende von Mare Nostrum und dem Beginn der Frontex-Mission ist die Zahl der Flüchtlinge gestiegen, obwohl die Menschen wissen, dass Mare Nostrum nicht mehr existiert und sie sich nicht darauf verlassen können, dass sie gerettet werden, wenn sie beispielsweise in Libyen in See stechen.”

Der von einigen in Europa gewünschte Abschreckungseffekt hat sich also nicht eingestellt bei Menschen, die in Kriegsgebieten um ihr Leben fürchten.

Seit Beginn von Triton werden ein Viertel der im Mittelmeer geretteten Schiffbrüchigen von kommerziellen Schiffen aufgegriffen. Aber Kreuzfahrtschiffe sind laut Seerecht zwar zur Hilfeleistung verpflichtet, aber für oft gefährliche Rettungsaktionen meist nicht geeignet.

Aus diesem Grunde vermeiden viele Schiffe mittlerweile Routen, wo sie auf Schiffbrüchige treffen könnten.

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