Status der Whistleblower muss gestärkt werden

Status der Whistleblower muss gestärkt werden
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Er hat einen der größten Finanzskandale der letzten Jahre ausgelöst: Antoine Deltour muss sich vor Gericht verantworten, weil er Steuerabsprachen

WERBUNG

Er hat einen der größten Finanzskandale der letzten Jahre ausgelöst: Antoine Deltour muss sich vor Gericht verantworten, weil er Steuerabsprachen zwischen Luxemburg und mehr als 300 internationalen Unternehmen öffentlich gemacht hat. Ihm drohen unter anderen zehn Jahre Haft. Wir sprachen mit seinem Anwalt William Bourdon.

euronews:
“Wirkt sich das Gerichtsverfahren auf den Status der Informanten aus?”

William Bourdon:
“Dieser Prozess wird zweifelsohne nicht nur in Europa sondern weltweit das Bewusstsein dafür schärfen. Whistleblower sind der Sauerstoff der Demokratie, sie sind eine der Voraussetzungen für ihre Modernisierung. Sie machen Demokratie lebendiger und sorgen dafür, dass sie nicht Schaden nimmt, wenn sie durch Habgier, die Gier nach Geld um jeden Preis oder durch bestimmte Formen des nationalen Egoismus zu einem Zeitpunkt bedroht wird, zu dem Europa schlittert und Mühe mit sich selbst hat. Was Antoine Deltour getan hat, rückt die Forderung nach mehr Zusammenhalt, mehr Solidarität in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte. Dabei geht es nicht allein um Zusammenhalt und Solidarität zwischen den Menschen sondern auch zwischen den Staaten, wozu auch ihre Steuerpolitik zählt.”

euronews:
“Es geht darum, den Status der Whistleblower zu stärken. Gleichzeitig aber hat das Europaparlament dem besseren Schutz von Geschäftsgeheimnissen zugestimmt.”

William Bourdon:
“Es gibt zwei gegensätzliche Tendenzen. Jene, von der wir gerade gesprochen haben, doch es gibt in Brüssel auch den Lobbyismus, wie er von einigen Wirtschaftsvertretern, Konzernen, Finanzunternehmen praktiziert wird, nicht von allen natürlich. Für sie sind Whistleblower eine Gefahr. Doch worin besteht sie? Darin, dass unverantwortliche Menschen Verantwortung übernehmen könnten. Der beste Weg, Whistleblower mundtot zu machen, besteht darin, die Verletzung von Geschäftsgeheimnissen zu kriminalisieren. Der Gegensatz tritt hier deutlich zutage: Einerseits geht es um den besseren Schutz der Whistleblower, andererseits wird ihnen mit höheren Geld- und Haftstrafen gedroht, sollten sie Geschäftsgeheimnisse verraten. Diese Kluft muss kleiner werden und zwar nicht zugunsten der Lobbies, die für eine mehr oder weniger sichtbare Oligarchie tätig sind, sondern zugunsten der Bürger und somit auch der Informanten.”

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Vietnam-Whistleblower Daniel Ellsberg mit 92 Jahren gestorben

Auftakt im "Luxleaks-Prozess": Daten waren nicht ausreichend geschützt

Was Sie über 'LuxLeaks' wissen müssen