Kinderarbeit, Misshandlung, Ausbeutung - syrische Flüchtlingskinder in der Türkei

Kinderarbeit, Misshandlung, Ausbeutung - syrische Flüchtlingskinder in der Türkei
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Von Ahmed Deeb
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Hamza und seine Brüder arbeiten 12 Stunden am Tag, 6 Tage die Woche. Hamza ist 13, die beiden anderen 11 und 9. Kinderarbeit ist verboten in der Türkei, aber es findet sich immer ein Weg, die Schwächs

Gaziantep im Südosten der Türkei. Es ist eine der Städte, die mit am meisten syrische Flüchtlinge aufgenommen haben. Hamza und seine Brüder sind vor zwei Jahren mit Ihrer Mutter aus ihrem kriegsgeschüttelten Heimatort in der Provinz Aleppo geflüchtet, als der so genannte Islamische Staat die Gegend einnahm und ihr Vater getötet wurde. Obwohl sie minderjährig sind, arbeiten sie in einer Schuhfabrik, helfen ihrer Mutter, das teure Leben in der Türkei zu bezahlen. Hamza Menbeji ist 13, er erzählt: “Es war noch in Syrien, ein Trümmerstück unseres Hauses hat meinen Vater getötet. Dort gibt es keine Arbeit, deshalb sind wir in die Türkei gekommen. Wir sind zu viert, ich bin der älteste, ich bin 13, einer ist 11 und der jüngste ist 9 Jahre alt. Ich arbeite nicht so gern, ich lerne lieber oder spiele. Ich hätte gern später angefangen zu arbeiten, aber hier kümmert sich ja keiner um uns… “

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— Gerry Simpson (@GerrySimpsonHRW) May 21, 2016

Abu Shihab ist syrischer Geschäftsmann aus Aleppo, ihm gehört die Schuhfabrik. Er sagt, er versucht den Kindern zu helfen indem er ihnen Arbeit gibt. So müssten sie nicht betteln oder auf der Strasse arbeiten. Er weiß aber auch, das Kinder in der Türkei mindestens 15 Jahre alt sein müssen, bevor sie arbeiten dürfen. Abu Shihab sieht sich als Helfer: “Jedes Kind verdient ungefähr 15 Euro in der Woche, das ist für ihre Arbeit und um ihre Familie zu unterstützen. Es gibt Arbeitgeber die Kinder ausbeuten, speziell auch syrische Kinder. Es ist zu einfach, diese Kinder sexuell auszubeuten, sie finanziell auszubeuten oder ihnen einfach gar nichts zu zahlen. Sie können sich nirgendwo beschweren, weil sie noch gar nicht arbeiten dürfen, also bekommen sie gar nichts.”

Hamza und seine Brüder arbeiten 12 Stunden am Tag, 6 Tage die Woche. Ihre Mutter ist krank, sie kann nicht arbeiten. Es tut ihr leid, das ihre Kinder arbeiten müssen, aber sie hat keine andere Wahl, sagt sie: “ Das Leben hier ist schwierig, und glauben Sie nicht, ich wäre glücklich, das meine Kinder nicht in die Schule gehen. Aber es geht nicht anders…. Sie sind die einzigen die sich um mich kümmern, um unsere Wohnung. Hier gibt es keine Hilfe, keine Hilfsorganisation kümmert sich. Es ist Unrecht, daß die Kinder arbeiten, aber ohne sie können wir nicht überleben.”

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Reyhanli liegt direkt an der Grenze zu Syrien und ist heute Heimat für Syrer und Türken. Viele syrische Kinder arbeiten hier in den Straßen, sie sammeln Plastik, Metalle, Pappe. Abdullah sammelt wiederverwendbares aus dem Müll um es einer einer türkischen Recyclinganlage. zu verkaufen. Der 14jährige erzählt: “Ich sammle Plastik um es zu verkaufen, ich muss meine kleinen Brüder ernähren, sie können noch nicht arbeiten. Morgens um sechs fange ich an zu arbeiten, dann bekomme ich den Karren vom Besitzer. Und er sagt mir dann: wenn du 50 bis 60 Kilo sammelst, kaufe ich und dann bekommst du auch die Karre umsonst.” Wir haben Abdullah eine halben Tag lang begleitet, sind wir mit ihm zum wiegen gegangen und er hat an die Recycling-Fabrik verkauft – für 6 Lira, weniger als 2 Euro. Wir haben noch drei weitere syrische Kinder zwischen 10 und 15 Jahren getroffen, die auch für die Recycling-Fabrik arbeiten. Der türkische Besitzer ließ uns zwar drehen, reden aber wollte er nicht mit uns. Abdullah lebt in einer herunter gekommenen Autowerkstatt mit seiner achtköpfigen Familie. Als die syrische Armee vor einem halben Jahr mit schwerem Feuer a auf Hamah begann sind sie geflohen. Abdullah trauert seiner Heimat nach: “In Syrien haben wir immer draußen gespielt, zwischen den Bäumen. Wir sind mit Freunden zur Schule gegangen, wir waren sicher.Seit wir hier sind müssen wir zahlen, Wasser, Strom, Miete…”

Das Zentrum für Psychologische Unterstützung und Kinderschutz ist eine syrischen Non-Profit Organisation aus Reyhanli. Mit der türkischen Pollizei versuchen sie die Kinderarbeit zu verhindern. Mohammed Bader Eddin leitet das ACT Centre for Child Protection: “Ich habe Kinder hier in Reyhanli, die 14, 18 Stunden am Tag arbeiten, für gerade mal 5 oder 6 Dollar, das ist wirklich wenig Es gibt viele Fabriken, die Kinder beschäftigen, sie ermutigen sie zu arbeiten. Sie geben den Kindern Karren, Taschen und sogar Pferdewagen, die sie den Kindern dann berechnen. Erwachsene verdienen mehr, aber nicht die Kinder, sie werden ausgebeutet, sie arbeiten mehr für weniger Geld. In den Strassen der Stadt werden Kinder misshandelt, nur 10 jährige Mädchen sexuell attackiert, Kinder vergewaltigt.”

#Refugee children labor in Turkish factories – photo gallery by Lefteris Pitarakis: https://t.co/TYqrOY29Jd#Turkeypic.twitter.com/tA6Jb7Eg5z

— AP Images (@AP_Images) June 10, 2016

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