Westbalkanroute: Verschärfte Migrationspolitk hält Flüchtlinge nicht ab

Westbalkanroute: Verschärfte Migrationspolitk hält Flüchtlinge nicht ab
Von Sabine Sans
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Die Reporter von Insiders beleuchten die Situation auf der Westbalkanroute und sprechen mit einem Migrationsexperten.

Vielen sind die dramatischen Bilder von Tausenden Männern, Frauen und Kindern in Erinnerung geblieben, die auf der Suche nach einem besseren Leben über die Westbalkanroute nach Europa geflohen sind. Das war im Jahr 2015 und die meisten kamen aus dem Bürgerkriegsland Syrien, in der Hoffnung, Deutschland zu erreichen. Seitdem hat Europa seine Haltung zur Migration verschärft und die Routen nach Westeuropa wurden gesperrt. Aber der Flüchtlingsstrom hörte nicht auf: Heute suchen insgesamt weniger Menschen einen Weg nach Europa. Und die Menschen, die kommen, stammen aus vielen verschiedenen Ländern.

Reportage aus Bosnien: Dort stecken Flüchtlinge fest

In dieser Ausgabe von Insiders sind wir in Bosnien, wo dieses Jahr bisher mehr als 20.000 Migranten angekommen sind. Einige gelangten nach Europa - oft illegal; andere beschlossen, wieder nach Hause zu gehen. Zwischen 4000 und 6000 Menschen sind derzeit in Bosnien gestrandet, weil kein europäischer Staat sie aufnehmen will. Schon gar nicht das benachbarte Kroatien, das sie zurück nach Bosnien bringt, manchmal angeblich mit Gewalt. Darüber berichtet unser Reporter Hans von der Brelie in seiner Reportage, die er vor Ort in Bosnien recherchierte.

Europa müsste den derzeitigen Ansturm bewältigen können

Euronews-Reporterin Sophie Claudet sprach mit Gerald Knaus. Der Migrationsexperte gilt als Vordenker des "Merkel-Plans", des Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei. Der in Österreich aufgewachsene Politikberater ist Gründer und Vorsitzender der Europäischen Stabilitätsinitiative (ESI), einer Denkfabrik in Berlin. Er studierte Politik und Wirtschaft in Oxford, Bologna und Brüssel. Gerald Knaus schreibt den Blog "Rumeli Observer". Er sagte unter anderem:

"Die durchschnittliche Anzahl der Menschen, die in den vergangenen Jahrzehnten über das Mittelmeer flüchteten, ist weniger als 300 Menschen pro Tag. Das sind Zahlen, die Europa bewältigen müsste: Man sollte in der Lage sein, die Ankommenden human zu behandeln, faire und schnelle Asylantragsverfahren zu gewährleisten und auch, diejenigen abzuschieben, die nicht schutzwürdig sind. Doch obwohl weniger Menschen ankommen, scheitert Europa derzeit an all diesen Aufgaben. Wenn die Zahlen aufgrund zukünftiger Krisen, aufgrund von Kriegen, von denen wir jetzt noch nichts wissen, wieder steigen, fürchte ich, dass die Europäische Union - betrachtet man die gegenwärtige Situation - wieder Probleme hätte und wieder einmal nicht vorbereitet wäre."

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Bosnien: Wintereinbruch macht Migranten zu schaffen

Hat Frankreich aus den Terroranschlägen von 2015 seine Lehren gezogen?

Deutschland im Energie-Wahlkampf: Wo weht der Wind des Wandels?