Muscheln - Saubermacher der Ostsee

Mit Unterstützung von The European Commission
Muscheln - Saubermacher der Ostsee
Von Aurora Velez
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Ein EU-Projekt arbeitet daran, Muschelfarmen zur Bekämpfung der Eutrophierung der Ostsee einzusetzen.

Muschelzuchten kann man nutzen, um die Ostseeverschmutzung zu bekämpfen: Die Muscheln filtern das Wasser und verbessern so nachhaltig seine Qualität. Außerdem kann die Entwicklung und Bereitstellung innovativer Geschäftsmodelle für die Futtermittelindustrie zum blauen Wachstum beitragen. Allerdings ist die Muschelzucht in der Ostsee bisher noch in einem experimentellen Stadium. Das EU-Projekt "Baltic Blue Growth" (Initiating full scale mussel farming in the Baltic Sea) hat das Ziel, geeignete Anbautechniken für die lokalen Bedingungen in der Ostsee sowie Geschäftsmodelle zu entwickeln, die für den Aufbau einer wirtschaftlich tragfähigen Wertschöpfungskette zur Muschelzucht notwendig sind. Außerdem werden Zulassungsvoraussetzungen für die Muschelzucht in der Ostsee überprüft sowie Mechanismen etabliert, die die Ökosystemleistungen, die durch die Muschelzucht zur Verfügung gestellt werden, kompensieren.

Die Ostsee gehört zu den am stärksten verschmutzten Meeren der Welt. Das Hauptproblem: Dünger aus der Landwirtschaft, der die ­Stickstoff- und Phosphorkonzentration im Wasser in die Höhe treibt. Und das sorgt langfristig für einen Sauerstoffmangel im Meer. Das Phänomen heißt Eutrophierung, d.h. ein Überangebot von Nährstoffen in der See, die zur einer extremen Vermehrung von Phytoplankton und Wasserpflanzen führt.

Tim ist Fischer. Er betreibt in Kiel eine Muschelzucht mit dem Ziel, die Verschmutzung der Ostsee auf umweltfreundliche Weise zu bekämpfen. Die Muscheln filtern das Wasser und tragen dazu bei, überschüssige Nährstoffe zu reduzieren.

Seine Farm gehört mit fünf anderen zum europäischen Versuchsprojekt Blue Baltic Growth: Sie alle befinden sich an neuralgischen Punkten der Ostsee.

"Die sechs Farmen stehen in Kontakt miteinander", erklärt Tim Staufenberger, der die Kieler Meeresfarm gründete. "Ich habe hier andere Bedingungen als Muschelzuchtbetriebe in Schweden. Was bei mir funktioniert, funktioniert also nicht automatisch in Schweden und umgekehrt, aber wir sprechen miteinander und tauschen Ideen aus."

Erfolgreich durch Zusammenarbeit

An dem Projekt mit einem Gesamtbudget von 4,6 Millionen Euro sind sechs Länder beteiligt. 3,6 Millionen Euro davon sind Regionalbeihilfen im Rahmen der EU-Kohäsionspolitik. 18 Partner aus 6 Ländern gehören zum Baltic Blue Growth-Projekt. Sie kommen sowohl aus dem Privat- wie auch aus dem öffentlichen Sektor sowie aus der Forschung, dazu kommen Vertreter nationaler und regionaler Behörden, Forschungsinstitute und private Unternehmen.

Dass das Meer stärker verschmutzt ist als andere, liegt zum Teil daran, dass die Ostsee in einem fast geschlossenen Becken liegt: Das Wasser kann nur durch eine Engstelle zwischen Schweden, Deutschland und Dänemark in den Nordatlantik fließen. Dadurch gibt es wenig Austausch:

"Ein Wassertropfen der Ostsee hier in Kiel verbleibt durchschnittlich 40 Jahre in dieser Region, bis er mit Wasser aus dem Nordatlantik ausgetauscht wird. Und für die Nährstoffe gilt genau das Gleiche: Sie bleiben für eine sehr lange Zeit hier an dieser Stelle", erklärt Peter Krost von der Plattform CRM (Coastal Research and Management): "Es gibt hier Hunderttausende von Muscheln, jede von ihnen filtert etwa fünf Liter Wasser pro Stunde. Das sind also gigantische Wassermassen. Und zusätzlich werden kleine Partikel wie Phytoplankton aus dem Wasser entfernt, was es klarer macht."

Entwicklung der blauen Wirtschaft

Der Verein "Die Küsten Union Deutschland" (EUCC) setzt sich für die nachhaltige Entwicklung von Küste und Meer ein:

"Die Muschelzucht ist eine der Möglichkeiten, den Zustand der Küstengebiete und die Wasserqualität zu verbessern. Aber es ist nicht der einzige Weg. Wir müssen auch über andere Wege im Einzugsgebiet nachdenken, wie man Nährstoffbelastungen verringern - und zu allererst, wie man den Einsatz von Dünger in der Landwirtschaft reduzieren kann", so Nardine Stybel.

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