Großbritannien und Europa - Enthusiasmus, Sarkasmus und Skepsis

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Von Joanna Gill
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Die historischen Beziehungen zwischen London und Brüssel von Churchill bis zum Referendum

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Großbritannien und Europa - eine Beziehung geprägt von Enthusiasmus, Sarkasmus und Skepsis.

Dabei gab es einmal eine Zeit, in der ein britischer Premierminister die Bewegung für ein vereintes Europa anführte.

Europa könne nur durch den Wunsch und die Zustimmung der großen Mehrheit in den freiheitsliebenden Ländern vereint werden, so Winston Churchill.

Man vergesse leicht, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg Großbritannien war, das im Zentrum des europäischen Integrationsprozesses gestanden habe, sagt Nicolas Verschueren von der Freien Universität Brüssel.

Die berühmte Rede Churchills in Zürich 1946, wo er über die Vereinigten Staaten von Europa gesprochen und die deutsch-französische Aussöhnung gefordert habe.

Aus den Trümmern des Krieges erwuchs die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl mit sechs Mitgliedern, anschließend die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft.

In den 60er Jahren versuchte Großbritannien zwei Mal vergeblich, beizutreten. Es scheiterte am Widerstand Frankreichs.

Staatspräsident Charles de Gaulle verdächtigte London, dem europäischen Einigungsprojekt feindlich gegenüberzustehen.

Das erste Projekt sei 1957 der Gemeinsame Markt gewesen, an den die Briten nicht wirklich geglaubt hätten, so Verschueren.

Dann hätten sie seinen Erfolg gesehen und versucht, mit dem Vorschlag einer Freihandelszone ein Gegenmodell in Spiel zu bringen.

Bei den sechs EWG-Mitglieder habe sich seitdem der Verdacht eingeschlichen, dass London die Schaffung Europas torpedieren wolle.

De Gaulles Nachfolger Georges Pompidou öffnete Großbritannien schließlich die Tür.

Der konservative Premier Edward Heath verhandelte 1973 den britischen Beitritt.

Der erste Test folgte ein Jahr später, als die neu gewählte Labour-Regierung ein Referendum vorschlug.

Das britische Volk habe klar und deutlich die historische Entschiedung für eine Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft getroffen, so Premierminister Harold Wilson.

67 Prozent der Briten stimmten dafür.

Doch als später das Europäische Währungssystem Gestalt annahm und sich alle auf den Euro vorbereiteten, optierte Großbritannien dagegen.

Dies sei praktisch der Beginn des Europas der zwei Geschwindigkeiten gewsen. Und zwar für Länder, die sich an der europäischen Währungspolitik nicht beteiligen wollten. Großbritannien sei damals nicht vollständiges Mitglied geworden, so Verschueren,

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Große Wellen schlug in den 80er Jahren Premierministerin Margaret Thatcher, die sich gegen den Vorwurf der Halbherzigkeit gegenüber Europa zur Wehr setzte.

Kein Geld aus Großbritannien? Ihr Land sei nach Deutschland der zweitgrößte Nettoeinzahler vor Frankreich. Diese drei Länder verteilten fünf Milliarden ECU auf die anderen neun Mitglieder.

Dann die Debatte über den britischen Rabatt. Thatcher gelang die Rückzahlung eines Teils der britischen Beiträge.

Auf Thatcher folgte John Major, der sein Land enger an Europa führte, indem er dem Vertrag von Maastricht und dem Binnenmarkt zustimmte.

Es war die Hochzeit der britischen Europa-Begeisterung.

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Neue Projekte wurden realisiert, etwa der Eurotunnel, bei dessen Eröffnung die Queen zur Zusammenarbeit im Geiste der Brüderlichkeit aufrief - auf französisch.

Doch die 90er Jahre brachten auch die Öffnung Osteuropas und damit eine Zuwanderung aus diesen Ländern.

Aus dem kleinen Club Europa wurde eine Organisation mit zunächst 27, dann 28 Mitgliedstaaten.

Euroskepsis kam in Mode, und der Versuch der Schaffung einer europäischen Verfassung schlug fehl.

Die Briten zogen schließlich 2016 die Notbremse - und der Rest ist Geschichte.

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Journalist • Stefan Grobe

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