Ein Arzt in Sachsen spricht von ersten Triage-Fälle aufgrund überlasteter Intensivstationen.
Ein Arzt in Sachsen spricht von ersten Triage-Fälle aufgrund überlasteter Intensivstationen.
Der ärztliche Direktor des Oberlausitzer Bergland-Klinikums, Mathias Mengel, sprach zunächst in einem Online-Bürgerforum über das Thema Triage. Am Mittwoch bestätigte der Arzt gegenüber dem Nachrichtenportal, dass in der Klinik in Zittau in den vergangenen Tagen schon mehrere Male triagiert weren musste. "Die Ärzte mussten entscheiden mussten, wer Sauerstoff bekommt und wer nicht", so der Klinikchef.
Die sogenannte Triage bezeichnet eine Situation, in der Ärzte aufgrund begrenzter materieller oder personeller Kapazitäten auf den Intensivstationen entscheiden müssen, welchen Patienten sie zuerst helfen.
Sachsen ist derzeit so stark von der Corona-Pandemie betroffen, wie kein anderes Bundesland. Die die Sieben-Tage-Inzidenz bezogen auf 100.000 Einwohner liegt laut Robert Koch-Institut bei 407,1. IN der Region Görlitz liegt sie bei über 500.
Im Momenttrendet in den Sozialen Netzwerken der Hashtag #triage - die Menschen sorgen sich und haben Angst vor Zuständen, wie wir sie im Frühjahr in Italien erlebt haben.
Das Klinikum in Zittau versuche, die betroffenen Patienten, für die es keine Versorgung gibt, in eine andere Klinik zu verlegen, so Mengel gegenüber Deutschlandfunk. Regelmäßig würden Patienten mit dem Rettungshubschrauber nach Leipzig und Dresden geflogen. Allerdings seien nicht alle Patienten auch transportfähig.
Es fehlt vor allem an Personal
Das Klinikum Oberlausitzer Bergland selbst bestätigte die Berichte über eine Triage bei Corona-Patienten nicht. Aber die Versorgungssituation sei extrem angespannt. Die Kapazität der beiden Corona-Infektionsstationen mit insgesamt 100 Betten an zwei Standorten könne nicht ausgeschöpft werden, das Personal fehle, teilte die Klinik zuletzt in einer Presseerklärung mit.
Auch aus anderen Regionen Deutschlands ist immer öfter zu hören, dass das Gesundheitssystem an die Grenzen kommt. In NRW ist die Lage an den Kliniken ernst, aber laut NRW-Gesundheitsminister Laumann (CDU) nicht ganz so angespannt wie in Sachsen. Hier sollen noch 820 reguläre Intensivbetten frei ein. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans sieht die Kliniken "kurz vor der Überlastung".
"Trotz einer starken Belastung der Krankenhäuser sind wir von einer Triage noch sehr, sehr weit entfernt", zitierte NRW-Gesundheitsminister Laumann (CDU) am Dienstag im Landtag einen Aachener Medizin-Professor.