Wie Brexit das Austauschprogramm Erasmus aushöhlt

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Von Christopher Pitchers
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Mehr noch als die Pandemie hat Brexit das Herz der internationalen Studentenschaft in Europa getroffen. Der Auszug Großbritanniens aus dem Austauschprogramm Erasmus lässt viele Studenten ihre England-Pläne überdenken.

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Die Universität Utrecht in den Niederlanden ist ein Magnet für internationale Studenten. Diese machen zehn Prozent der 36.000 Studierenden aus. Derzeit ist der Campus leer, die meisten Lehrveranstaltungen finden online statt.

Doch mehr noch als die Pandemie hat Brexit das Herz der internationalen Studentenschaft getroffen. Der Auszug Großbritanniens aus dem Austauschprogramm Erasmus lässt viele Studenten ihre England-Pläne überdenken.

Die deutsche Wirtschaftsstudentin Theresa Fleitz sagt, sie könne nach dem Brexit nicht mehr mit Hilfe von Erasmus an britischen Universitäten studieren, was sie aber gerne täte. Bisher sei es für sie immer selbstverständlich gewesen, überall in Europa studieren zu können.

Ohne die finanzielle Hilfe von Erasmus ist ein Studium in Großbritannien für viel Jung-Akademiker schlicht nicht mehr möglich geworden. Denn Studiengebühren und Wohnungen dort sind für viele nun zu hohe Hürden. Und auch britischen Studenten versperrt Brexit den Weg an EU-Unis.

Für das Erasmus-Netzwerk ist der britische Austritt der schwerste Schlag seit dem Start des Programms 1987, das häufig als größte europäische Erfolgsgeschichte gefeiert wird. Mehr als zehn Millionen Studenten haben seitdem von Erasmus profitiert.

Die Unterstützung, die ein Student generell von Erasmus bekomme, von seiner Heimat-Universität, von seiner Gast-Universität, funktioniere reibungslos, sagt Imke Greven, Vorsitzende des Erasmus-Studentennetzwerks. Es sei unverständlich, aus einem so wunderbaren Programm für Studenten auszuscheiden.

In den Niederlanden rechnen die Behörden damit, dass ihr Land als Folge von Brexit noch attraktiver für ausländische Studenten werden könne. Jüngste Studien zeigen, daß etwa die Hälfte aller Englisch-Studenten die Niederlande als erste Alternative betrachten. Die niederländischen Studienprogramme sind von hoher Qualität, und viele Seminare und Kurse an der Uni sind in englischer Sprache.

Die britische Regierung kündigte an, Erasmus, von dem rund 18.000 britische Studenten profitieren, im September durch ein anderes Austauschprogramm ersetzen zu wollen. Dieses soll den Namen des Mathematikers Alan Turing tragen. Dennoch hofft die akademische Welt auf beiden Seiten des Kanals, dass der Geist von Erasmus weiterlebt - in der Form von bilateralen Vereinbarungen zwischen Universitäten und Stipendien.

Journalist • Stefan Grobe

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