Deportation von Roma aus Frankreich - eine Farce

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Von Elena Cavallone
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Zwar sind Roma als Rumänen auch EU-Bürger, doch die französische Regierung verweigert ihnen das Niederlassungsrecht.

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Es ist früher Morgen in der nordfranzösischen Stadt Lille. Eine Gruppe von Roma macht sich auf den Weg zu einer Polizeistation. Eine Woche zuvor hatte es an gleicher Stelle eine Razzia der Polizei gegeben, bei der Papiere konfiziert wurden. Die Roma wurden aufgefordert, sich bei der Polizei zu melden und sich auf ihre Deportation vorzubereiten.

Zwar sind die Roma als Rumänen auch EU-Bürger, doch die französische Regierung verweigert ihnen das Niederlassungsrecht.

Hilfe bekamen die Roma von lokalen Aktivisten.

"Hinter mit ist Frankreich, doch wo ich stehe ist Belgien", sagt Euronews-Reporterin Elena Cavallone. "An diesem Ort wird die Polizei die Roma später absetzen. Wir werden auf die Polizei warten, müssen uns aber vorsichtig verhalten, damit wir die Operation nicht stören und vor allem niemanden in Gefahr bringen."

Später geben die Beamten den Roma ihre Papiere wieder zurück. Die Deportation wird protokolliert, und die Polizei macht wieder kehrt. Der nächste Teil der Geschichte dreht die Sache ins Absurde.

Die Roma überqueren die Grenze zu Belgien - aber 15 Minuten später sind sie wieder auf dem Weg nach Lille. Aktivisten sagen, diese Farce spiele sich seit nunmehr zehn Jahren ab.

Es sei einfach für die Behörden, die Roma auszuweisen, so der Anwalt Dominique Plancke von "Solidarität für Roma". Die Roma seien die einzigen europäischen Bürger, die eine solche Behandlung über sich ergehen lassen müssten. Dies habe eine enorme Kontroverse in Frankreich darüber ausgelöst, dass der Aufforderung, französisches Territorium zu verlassen, nicht nachgekommen werde.

2020 gab es 13 Deportationen aus diesem Roma-Lager, in diesem Jahr bereits zwei. Die Ausweisungen von Roma aus diesem Lager machen etwa 13 Prozent im gesamten Großraum Lille aus. Deportationen, die nicht nur ein Schwindel sind, sondern auch kontraproduktiv.

Diese Roma sähen ihre Zukunft nun einmal in Frankreich, die Deportationen verhinderten also eine vernünftige Integration und eine erfolgreiche Arbeitssuche, sagt Plancke.

Für heute ist die übliche Farce vorbei. Die Roma haben ihre Ausweispapiere zurück. Jetzt können sie sich wieder sicher fühlen - bis zur nächsten Deportation.

Journalist • Stefan Grobe

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