Belgiens langsame Impfkampagne

Belgiens langsame Impfkampagne
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Von Stefan GrobeMeabh McMahon
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In dieser Woche etwa wurden 11.000 Pflegekräfte zur Impfung gebeten, doch nur 3000 kamen. In Belgien kommt als Schwierigkeit hinzu, dass die Anschaffung der Präparate auf nationaler Ebene erfolgt, die Verteilung aber auf Provinzebene.

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Brüssel ist der Sitz der EU-Institutionen, und in Flandern und Wallonien befinden sich einige der größten Impfstoff-Hersteller der Welt. Und doch geht die Impfkampagne in Belgien nur im Schneckentempo vorwärts. Ende Februar hatten nur 4,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung eine Spritze in den Arm bekommen. Damit liegt das Land mit seinen elf Millionen Einwohnern unterhalb des EU-Durchschnitts.

Es sei absurd und surreal, dass Impfstoffe in Belgien produziert würden und dann eher nach Großbritannien oder Israel geliefert würden, meint der Politologe Dave Sinardet. In Belgien dagegen müssten die Menschen lange Wartezeiten in Kauf nehmen, um geimpft zu werden, ganz so wie in anderen EU-Staaten.

Das Hauptproblem ist, dass es nicht genug Dosen gibt. Doch wurden auch logistische Fehler registriert. In dieser Woche etwa wurden 11.000 Pflegekräfte zur Impfung gebeten, doch nur 3000 kamen. Bei einigen landete die Email im Spam-Ordner, andere mißtrauten der Qualität des AstraZeneca-Impfstoffes.

In Belgien komme als Schwierigkeit hinzu, dass die Anschaffung der Präparate auf nationaler Ebene erfolge, die Verteilung aber auf Provinzebene, sagt der Wissenschaftsjournalist Koen Wouters. Alle Ebenen müssten zusammenarbeiten, doch sei das nicht immer leicht.

Wouters berichtet über alle Corona-Angelegenheiten für den öffentlich-rechtlichen flämischen Sender VRT. Er sagt Flandern, sei bei Impfungen vorne. Eine nennenswerte Impf-Skepsis gebe es nicht. Eine Impf-Skepsis sei eher in Brüssel und in Wallonien anzutreffen - wegen des französischen Einflusses, so Wouters. In Frankreich sei die Ablehnung besonders hoch.

Neun Gesundheitsminister gibt es in Belgien. Sie alle mussten bisweilen scharfe Kritik einstecken. Einer ist wegen Arbeitsüberlastung krank.

Doch Verantwortung trage auch die EU, die gegenüber den Bürgern mehr Offenheit walten lasse solle, heißt es.

Es sei für das europäische Projekt wichtig, dass bei einem so sensiblen Thema wie den Impfungen auch Fehler ehrlich eingeräumt werden sollten, so Sinardet. Andernfalls könne die Unterstützung für Europa leiden. In der Zwischenzeit sind alle Augen auf AstraZeneca gerichtet. Das Versprechen von großen Lieferungen konnte der Impfhersteller nicht halten.

Belgien - wie auch die übrigen EU-Staaten - ringen nun um andere Lösungen. Die Hoffnung ist, dass sich die klinischen Tests in Wallonien für den Impfstoffe CureVac positiv erweisen.

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