Sorge vor weiterer Gewalt in Nordirland

Sorge vor weiterer Gewalt in Nordirland
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Von Stefan Grobe
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Die Ausschreitungen der vergangenen Tage in Belfast erinnern an den Beginn der "Troubles" Ende der 60er Jahre. Es folgte ein Jahrzehnte langer blutiger Konflikt.

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Tage lange Ausschreitungen und Gewalt haben die nordirische Hauptstadt Belfast in eine politische Krise gestürzt, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. Der frühere irische Ministerpräsident John Bruton sagt, die Szenen ähnelten den frühen Tagen des blutigen Konflikts.

Er sei seit 1969 in der Politik, als die Unruhen begonnen hätten, so Bruton. Damals habe der Konflikt mit Ausschreitungen angefangen und sei dann schrittweise zu etwas weit Schlimmerem eskaliert. Heute bestehe das Risiko, dass sich diese Geschichte wiederhole, weil die Politik in London den Problemen in Nordirland nicht genug Aufmerksamkeit schenke.

Die jüngste Krise begann schon nach der Brexit-Abstimmung. Viele hatten daraufhin vor einer Gefahr für den Frieden gewarnt, den das Karfreitagsabkommen 1998 gebracht hatte. In den letzten Wochen spitzten sich die konfessionsgebundenen Spannungen zu - nämlich vor dem Hintergrund der Umsetzung des Nordirland-Protokolls, das es Großbritannien untersagt, eine feste Grenze zwischen seiner Provinz Nordirland und der Republik Irland zu errichten.

Stattdessen vereinbarten London und Brüssel eine Zollgrenze in der Irische See zwischen Nordirland und dem Rest Großbritanniens. Premierminister Boris Johnson optierte für einen harten Brexit, was zu scharfen Kontrollen an dieser Seegrenze führte. Die pro-britischen Unionisten in Nordirland verlangen, das Protokoll zu streichen.

Sie glaubten, dass jede Kontrolle, selbst wenn sie den bürokratischen Charakter der Überprüfung von Gartengeräten habe, eine Schwächung der Zugehörigkeit Nordirlands zu Großbritannien symbolisiere, so Bruton. Und leider seien Symbole enorm wichtig für Nordirland. Sehr oft seien es Symbole und nicht Alltagswirklichkeiten, die die Menschen beeinflussten. Und das sei das Erbe eines mehr als 300 Jahre alten Unfriedens.

US-Präsident Joe Biden, selbst irischer Abstammung, rief alle Seiten zu Gewaltverzicht und Dialog auf. Doch für dieses Wochenende sind weitere Proteste geplant.

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