Geisterflüge in der Luft? In Europa wächst das Unbehagen über leer fliegende Flugzeuge

Geisterflüge in der Luft? In Europa wächst das Unbehagen über leer fliegende Flugzeuge
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Von Stefan GrobeJoanna Gill
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Der Druck auf die Europäische Kommission wächst, die Regeln zu lockern, die dazu führen, dass Maschinen leer fliegen. Auf den Flughäfen nimmt die Unruhe zu.

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Der Druck auf die Europäische Kommission wächst, die Regeln zu lockern, die dazu führen, dass Maschinen leer fliegen. Auf den Flughäfen nimmt die Unruhe zu. Immer mehr Flugzeuge heben mit leeren Sitzen ab, während die Buchungen in diesem Winter mit der Ankunft der Variante Omikron einbrechen.

Fluggesellschaften schlagen Alarm

Lufthansa hat bereits davor gewarnt, dass 18.000 Flüge oder 5-6% aller Strecken in diesem Winter "unnötige" Flüge sein werden, d.h. mit zu wenigen Passagieren, um profitabel zu sein. Das Unternehmen hat bereits angekündigt, in den kommenden Wochen und Monaten 33.000 Flüge zu streichen. Aber es kann nicht noch mehr annulieren.

Denn Fluggesellschaften sind nach bestimmten europäischen Regeln zum Abheben verpflichtet, die vorab festgelegt werden.

Wenn eine Fluggesellschaft einen 15-Minuten-Slot für einen Start oder eine Landung zur Verfügung hat, kann sie diesen dauerhaft behalten, sofern sie diesen Slot mindestens 80 Prozent der Zeit nutzt. Die Regel lautet: "Benutze ihn oder verliere ihn".

In der Regel sind Unternehmen dazu verpflichtet, 80 Prozent ihrer Flüge abzuheben. Zu Beginn der Pandemie hat die EU-Kommission diese Regelung wegen des Verkehrszusammenbruchs ausgesetzt. Dann, seit dem 15. Februar, wurde der Satz auf 50 % gesenkt.

Europäische Kommission unter Druck

Nun steht die Europäische Kommission unter großem Druck zu handeln.

„Während in fast allen anderen Teilen der Welt in Zeiten der Pandemie klimafreundliche Ausnahmen gefunden wurden, lässt die EU dies nicht in gleicher Weise zu“, beklagte Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Die Brüsseler Regeln sind klimaschädlich und „genau das Gegenteil von dem, was die EU-Kommission mit ihrem Programm ‚Fit for 55‘ erreichen will“.

Die Fluggesellschaften bitten die Kommission um Flexibilität für diesen Winter. "Wir müssen die Regeln ab sofort ändern. Denn die Winterperiode dauert nur drei Monate und wir können keine neuen Flüge stornieren", sagte ein Airline-Vertreter gegenüber Euronews.

Die EU-Exekutive sieht sich auch dem Druck der Mitgliedsstaaten ausgesetzt. Der belgische Mobilitätsminister Georges Gilkinet forderte diese Woche in einem Schreiben an Verkehrskommissarin Adina Valean eine Senkung der Zahl der Mindestflüge. Er fordert die Kommission auf, den Satz von 50 % auf 30 % zu senken, sagte ein belgischer Diplomat gegenüber Euronews.

Die Kommission ihrerseits widersteht dem Druck. Sie werde die Regeln nicht lockern, hieß es.

"Die insgesamt reduzierte Verbrauchernachfrage spiegelt sich bereits in einem stark reduzierten Satz von 50 % gegenüber den üblichen 80-%-Regeln für genutzte Flüge wider. Dies biete zusammen mit den begründeten Ausnahmen bei Nichtnutzung den Fluggesellschaften den dringend benötigten Schutz auf ihre Slots während der aktuellen schwierigen Phase angesichts der Covid-19-Pandemie", sagte der Sprecher der Kommission, Daniel Ferrie, am Mittwoch vor der Presse.

Am 15. Dezember gab die Europäische Kommission bekannt, dass sie den Satz ab dem 28. März auf 64 % anheben wird. Die Hoffnung ist, dass die Nachfrage wieder anzieht.

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