Lafontaine (78) tritt aus: Keine Lust mehr auf die "Lifestyle-Linken"

Oskar Lafontaine
Oskar Lafontaine Copyright JOHANNES EISELE/AFP or licensors
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Von Euronews mit dpa
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Der Mitgründer und einstige Vorsitzende der deutschen Linkspartei, Oskar Lafontaine, ist aus der Partei ausgetreten - zum wiederholten und wahrscheinlich letzten Mal.

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Seine Kritik klingt ähnlich wie die seiner Frau Sahra Wagenknecht. Er werfe seiner Partei vor, heute ähnliche Ziele zu verfolgen wie die Grünen, wie der SPIEGEL aus einer Erklärung zitiert. Man bemühe sich um dasselbe Wählermilieu. Während des Ukrainekrieges würden nun auch noch die friedenspolitischen Grundsätze aufgegeben. 

Sahra Wagenknecht hat ihre Partei in der Vergangenheit bereits als Hort der "Lifestyle-Linken". bezeichnet. Ob Wagenknecht auch aus der Partei austreten will, ist nicht bekannt. 

Oskar Lafontaine ist der Mitgründer und einstige Vorsitzende der deutschen Linkspartei. "Ich wollte, dass es im politischen Spektrum eine linke Alternative zur Politik sozialer Unsicherheit und Ungleichheit gibt, deshalb habe ich die Partei Die Linke mitgegründet. Die heutige Linke hat diesen Anspruch aufgegeben", heißt es in einer Erklärung Lafontaines am Donnerstag.

Lafontaine hatte sich in Deutschland schon vor Jahrzehnten als SPD-Politiker einen Namen gemacht. Im März 1999 legte er im Streit mit Bundeskanzler Gerhard Schröder den Vorsitz der SPD nieder, 2005 trat er aus der SPD aus. Er war dann mitbeteiligt, als die westdeutsche Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) mit der ostdeutschen PDS zur Partei Die Linke vereint wurde. Durch seinen Parteiaustritt hat sich ein gegen Lafontaine bei der Linkspartei laufendes Parteiausschlussverfahren erledigt.

Soeben hat der Saarländer zudem seine politische Karriere beendet. Mit der Landtagswahl im Saarland am 27. März kehrt er nach mehr als 50 Jahren der aktiven Politik den Rücken. Zuletzt hatte er seit 2009 die Linksfraktion im saarländischen Landtag geführt. Am Mittwoch war er in seiner letzten Landtagssitzung mit reichlich Dankesworten verabschiedet worden.

"Oskar", wie er im Saarland einfach heißt, war fast alles, was man in einem politischen Leben in Deutschland werden kann: Oberbürgermeister von Saarbrücken, SPD-Landesvorsitzender, Ministerpräsident des Saarlandes (1985-1998), SPD-Kanzlerkandidat (1990), SPD-Bundesvorsitzender, Bundesfinanzminister, Mitgründer der Linkspartei und deren Partei- und Fraktionsvorsitzender im Bundestag.

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